DZB-Nachrichten
Hrsg. von der Deutschen Zentralbücherei für Blinde zu Leipzig (DZB)
Nr. 4 – 2007
Juli / August
17. Jahrgang
Inhalt
Vorbemerkung
Postecke
Einblicke
Lesen für Lesebehinderte - Chancen und Herausforderungen der Blindenbüchereien in Deutschland
Wie war das damals?
Vor 50 Jahren - Gründung des Allgemeinen Deutschen Blindenverbandes (2)
Die Kramkiste
Miep Gies: "Meine Zeit mit Anne Frank"
Ach! reines Glück genießt doch nie, wer zahlen soll und weiß nicht wie!
Bookflash
Wolfgang Borchert: "Draußen vor der Tür"
Die 100 Lieblingsbücher der Deutschen
Platz 5: Antoine de Saint Exupéry: "Der kleine Prinz"
LOUIS
Handelsübliche MP3-Player als Speicherstick für blinde Nutzer geeignet?
Info-Service
"Der Kölner Dom. Ein Reliefbuch für blinde und sehbehinderte Menschen"
Buchpatenschaften
"Erinnerungen an eine Höhere Israelitische Schule"
DBSV-Verwaltungsrat unterstützt Umstellung auf DAISY
Leipziger Hörspielsommer feiert fünfjähriges Jubiläum
WebOpac
Seminarausschreibungen BOB
Impressum
Vorbemerkung
Nutzer der DAISY-CD
können in dieser Ausgabe von den Vorteilen des neuen Mediums erweiterten
Gebrauch machen: Sie finden zusätzlich auf Ihrer CD das komplette
Programm des Leipziger Hörspielsommers. Leider waren die Daten nicht zeitiger
verfügbar, wir hoffen, der eine oder andere Interessent kann damit
noch etwas anfangen.
Kommen Sie gut durch den Sommer und
schöne Ferien!
Ihr Karsten Sachse.
Postecke
Die Veröffentlichungen müssen
nicht mit der Redaktionsmeinung identisch sein. Aus redaktionellen
Gründen behalten wir uns Kürzungen vor. Wenn Sie keine Veröffentlichung
wünschen, vermerken Sie dies bitte.
Gnade vor Recht
»(…) Im Vorspann
zu der Rubrik ‚Postecke' schreiben Sie: ‚Die Veröffentlichungen
sind nicht identisch mit der Redaktionsmeinung!'
Wenn ich das interpretieren darf, so
bedeutet das, wenn ich schreibe, dass das Wetter schön ist, dass
Sie dann anderer Meinung sind!
Ihren gnadenlosen Satz bitte ich doch
gnädiglich zu überdenken. (…)«
[Herr Dietmar Wenner per E-Mail]
Bemerkung der Redaktion
Zur Vermeidung von Missverständnissen
sind wir Ihrem Vorschlag gefolgt und hegen die Annahme, dass die
neue Wortwahl nunmehr auf gnädigliche Wertschätzung Ihrerseits hoffen darf
- gleichwohl ihr doch im Nachsatz die drohende Wortabschneidung
zu folgen scheint …
Eine Bitte an die Leserinnen und Leser der Punktschriftbibliothek
»(…) Sollten Sie
an einem Band einen Abnutzungsschaden entdecken, auch wenn er bei ihnen
entstanden ist, melden Sie diesen doch bitte der DZB auf einem beiliegenden
Zettel. Am besten befestigen Sie diesen Zettel mit einer Büroklammer
am Buchdeckel oder falten ihn dort, damit er bemerkt wird. (…)«
[Herr Günther Schmohl aus Gernsbach]
"Ich schenk dir eine Geschichte"
»(…) Liebe Bücherei,
wir waren gestern in der Buchhandlung. Dort haben die anderen der Klasse
sich das Schwarzdruckbuch ‚Ich schenk dir eine Geschichte' abgeholt.
Das Punktschriftbuch war aber schon längst da. Also hatte ich es mitgebracht.
Um zu zeigen, dass wir Blinde dieses Buch schon hatten. Wir haben
uns alle sehr gefreut.
Es danken Ihnen: Lisa, Jan, Martin
Mari, Silke, Midistia, Tom und Franziska. (…)«
[Schülerinnen und Schüler vom Landesbildungszentrum für
Blinde und Sehbehinderte "Hermann von Helmholtz", Halle/Saale]
Einblicke
Lesen für Lesebehinderte - Chancen und Herausforderungen der Blindenbüchereien in Deutschland
Dr. Thomas Kahlisch
(Fortsetzung und Schluss des
Vortrages auf dem 3. Leipziger Kongress für Information und Bibliothek
in Leipzig, 19.-22. März 2007)
Neue DAISY-Angebote
- mehr als sprechende Bücher
Das DAISY-Buch der Zukunft bietet dem
Anwender mehr als das gesprochene Wort des übertragenen Werkes.
Neben der Aufsprache speichert es auch den vollständigen elektronischen
Text und, wenn das gewünscht wird, auch das zum Buch gehörende Bildmaterial.
Bilder, Text und Ton lassen sich synchron am Bildschirm anzeigen
und die Übersetzung der Textbestandteile in die Brailleschrift oder
die Anzeige an einem Großbildschirm ist ebenfalls einfach zu bewerkstelligen.
Der blinde Leser kann auf der Braillezeile nachlesen, wie ein gerade
gesprochenes Wort geschrieben wird. Menschen mit einer Lese-Rechtschreib-Schwäche
sehen synchron am Bildschirm die Information, die vorgetragen wird
und der Mensch, der schwere motorische Behinderungen hat, kann mit
einem einfachen Tastendruck oder kurzem Sprachkommando zur nächsten
Seite blättern.
DAISY bietet aber noch andere Anwendungsfelder.
Aus elektronischen Quellen wie einem Katalog, Benutzerhandbüchern,
elektronischen Beipackzetteln für Medikamente oder aus Programmdaten
von Hörfunk oder TV-Anbietern lassen sich mittels einer synthetischen
Stimme kostengünstig und komfortabel DAISY-Hörbücher erstellen,
in denen der Anwender in gewohnter Weise blättern und suchen kann.
Die Aktualisierung solcher Informationsangebote ist schnell und
flexibel möglich. Derzeit bietet die DZB beispielsweise auf diese
Art und Weise DAISY-Hörzeitschriften zu 32 Fernseh- und 30 Rundfunkprogrammen
an. Dies sind wöchentlich über 80 Stunden navigierbare gesprochene Information,
die niemals in Brailleschrift oder als traditionelle Lesung von
einem Sprecher so umfangreich und aktuell aufbereitet werden kann. Mit
wachsender Sprachqualität der verwendeten Synthesesysteme lassen
sich diese Angebote zukünftig noch attraktiver ausgestalten.
Dank der Unterstützung des Gesetzgebers gehen
die Blindenbüchereien der USA gemeinsam mit der amerikanischen Verlegervereinigung
neue Wege. Um sicherzustellen, dass Schülerinnen und Schüler mit
Lesebehinderungen einen adäquaten Zugang zu Schulbüchern erhalten,
stellen amerikanische Schulbuchverlage ihre Satzdaten in einem auf
DAISY basierenden XML-Format zur Verfügung und ermöglichen damit
den Blindenbüchereien, die Daten zeitnah und kostengünstig in geeignete
Formate wie elektronischen Text, Brailleschrift oder Großdruck zu
übertragen. Ein Vorschlag, wie auch im ebenfalls föderalen Bildungsland Deutschland
die Schulbuchversorgung lesebehinderter Schülerinnen und Schüler
entscheidend verbessert werden kann, findet sich im Projekt "Zeune",
das 2006 - im 200. Jahr der Blindenbildung - vorgestellt wurde [5].
Barrierefreie Gestaltung von
Dokumenten und Internetseiten
Neben der Aufbereitung und Verbreitung
von auf DAISY basierender Literatur und Nachschlageangeboten bilden
internetbasierte Informationssysteme den wichtigsten Pfeiler moderner Informationsversorgung
lesebehinderter Menschen. Seit 2006 engagiert sich die DZB verstärkt
auf dem Gebiet der barrierefreien Gestaltung von Internetseiten
und elektronischen Dokumenten. BIK-Mitteldeutschland nennt sich das
Angebot aus Leipzig, das in Kooperation mit dem Projekt "Barrierefrei
Kommunizieren und Informieren" (www.bik-online.info) BITV-Tests von
Web-Auftritten, Informationsveranstaltungen und Sensibilisierungsworkshops
zum Thema anbietet. Eine der ersten Aufgaben des Teams war es, das
Projekt BRISBIS (Barrierefreie Internetseitengestaltung Sächsischer
Bibliotheken) der SLUB (Sächsische Landesbibliothek - Staats- und
Universitätsbibliothek Dresden) zu unterstützen [6]. Ergebnis dieser Kooperation
ist u. a. der "Leitfaden zur barrierefreien Gestaltung von Webangeboten
von Bibliotheken", der von der DZB-Homepage heruntergeladen werden
kann.
Zusammen mit Behindertenselbsthilfeverbänden
im Freistaat Sachsen arbeitet die DZB derzeit am Abschluss einer
Zielvereinbarung zur Gründung des Kompetenzzentrums "LOUIS" (Leipziger
Online Unterstützungs- und Informations-Service) zur barrierefreien
Mediengestaltung, in die die Interessen und Nutzeranforderungen
unterschiedlicher Behinderungsgruppen (blinder, sehbehinderter,
gehörloser, ertaubter oder stark in ihrer Mobilität eingeschränkter Personen)
Eingang finden. Barrierefreiheit im Internet bedeutet nicht nur,
die Bilder für den blinden Anwender zu beschreiben oder Gebärdensprachevideos
für gehörlose Menschen auf der Web-Seite anzubieten. Gut strukturierte
und auf verschiedenen Browsern fehlerfrei laufende Web-Angebote
sparen dem Anbieter mittelfristig Wartungskosten und nützen weit
mehr als nur den behinderten Anwendern, wenn auf die strikte Trennung
von Inhalt und Struktur bei der Seitengestaltung gesetzt wird [7].
Kompetenznetzwerk zur Gestaltung barrierefreier
Informationsangebote
Abschließend werden hier die Aufgabenfelder zusammengefasst,
die den Ausbau der DZB von einer traditionellen Blindenbücherei
zu einem Kompetenzzentrum zur barrierefreien Mediengestaltung verdeutlichen:
- Erschließung neuer Nutzergruppen durch stärkere Vernetzung mit Öffentlichen Bibliotheken
- Angebot von Beratungs- und Informationsdienstleistungen zur barrierefreien Gestaltung von Internetseiten und elektronischen Dokumenten
- Entwicklung und Verbreitung von Verfahren zur effektiven und kostengünstigen elektronischen Aufbereitung von Lehr- und Lernmitteln für Schülerinnen und Schüler, die gedruckte Informationen nicht lesen können
- Realisierung einer virtuellen Fachbibliothek zum Themenfeld Blindheit und Sehbehinderung
Die Aufgabenfelder sind vielfältig,
die Anforderungen an die zu erbringenden Dienstleistungen hoch.
Um den Nutzern zeitgemäße und ihren Bedürfnissen entsprechende Informationsangebote
zu unterbreiten, ist eine vernetzte Arbeitsweise, die verschiedene
Kompetenzen bündelt, unbedingt erforderlich. Vor allem die Information
und die Bekanntmachung der neuen Angebote stehen deshalb im Vordergrund
der Arbeit. Seniorinnen und Senioren, die aufgrund einer Augenerkrankung
Probleme mit dem Lesen haben, fühlen sich häufig nicht als sehbehinderte oder
gar blinde Personen im Sinne einer selbstbewussten Eigenvertretung,
wie sie in den Behindertenverbänden praktiziert wird. Diese Personengruppe
verstärkt über öffentliche Bibliotheken anzusprechen und über die
praktischen neuen Hörangebote zu informieren, ist ein Anliegen,
mit dem sich die DZB unmittelbar an alle Bibliothekarinnen und Bibliothekare
wendet.
Wenn Sie Interesse haben, mehr über
die Angebote aus der Gustav-Adolf-Straße 7, in 04105 Leipzig, zu
erfahren, dann besuchen Sie uns oder klicken auf www.dzb.de.
Literaturverzeichnis
[5] Dr. Thomas Kahlisch;
in: Blind-Sehbehindert 4/2005: "Projekt zur zeitnahen Umsetzung
von Schulbuchliteratur für Schülerinnen und Schüler, die Gedrucktes
nicht lesen können"; www.kahlisch.de/pub/zeune/index.html
[6] Andreas Kluge: Vortrag zum 3. Leipziger Kongress
für Information und Bibliothek; Leipzig, 19. - 22. März 2007: "Barrierefreie
Gestaltung von Webseiten - Erfahrungsbericht eines landesweiten
Projektes der sächsischen Hochschulbibliotheken"
[7] Dr. Thomas Kahlisch; in: Sachsen-Land-Kurier
1/2007: "Gestaltung barrierefreier elektronischer Dokumente und
Internetseiten"
Wie war das damals
Vor 50 Jahren - Gründung des Allgemeinen Deutschen Blindenverbandes (2)
Dr. Werner Uhlig
Wie systematisch
und nachhaltig Helmut Pielasch die Verbandsgründung an den Dreh-
und Angelpunkten des gesellschaftlichen Lebens der DDR betrieben
hatte, drückte sich auf dem Gründungskongress in einer Reihe offizieller Glückwunschschreiben
aus. Eine solche Grußadresse stammt von Otto Grotewohl persönlich, dem
aus Braunschweig stammenden Buchdrucker, langjährigen SPD-Funktionär
und Ministerpräsidenten der DDR. Grotewohl hatte aus eigenem Erleben
große Achtung vor der Leistungsfähigkeit Blinder. Als er im Dezember 1950
einmal die Chemnitzer Blindenanstalt besuchte, zeigte er sich von
der Stenotypistenausbildung fasziniert. "Den Besten bei der nächsten Berufsabschlussprüfung
hole ich nach Berlin in mein Büro - wenn er will". Grotewohl hielt
Wort, und "der Beste" wollte. Ich habe ihn und seinen Führhund Bodo
im Sommer 1951 einmal in Berlin-Pankow im Wohngebiet der Regierung
besucht.
Glückwunschadressen erhielt der Gründungskongress
des ADBV auch von dem Blindenverband der Tschechoslowakischen Republik,
Rumäniens und Polens. Ein Grußschreiben aus der Bundesrepublik Deutschland
kam nicht. Als alter Leipziger und langjähriger Freund der DZB kann
ich mir nicht verkneifen: 1949 ist in der Bundesrepublik der Deutsche
Blindenverband gegründet worden. Da fuhr Max Schöffler hin nach
Meschede und hat dort alle guten Wünsche der Blinden aus dem deutschen
Osten überbracht und auch für möglichst enge Zusammenarbeit der
deutschen Blinden in Ost und West geworben. Schöffler war damals
Direktor der Deutschen Zentralbücherei für Blinde in Leipzig und
Mitglied des ersten Ausschusses für Blindenfragen in der DDR.
Was die ganz konkreten Lebensbedingungen
der Blinden in der DDR betraf, hatte der zweite Arbeitsausschuss
für Blindenfragen vor der Verbandsgründung eine sehr fruchtbare
Arbeit geleistet. Ab 1956 vor allem sind sozialpolitische Verordnungen
und Beschlüsse wirksam geworden, über die wir uns damals außerordentlich gefreut
haben. Ich zähle einige auf: mit der "Ergänzungsverordnung" vom
31.5. 1956 ist berufstätigen Blinden ein Zusatzurlaub von jährlich
6 Tagen zugesprochen worden. Das war etwas Großes, denn wir hatten
damals keine blinden Arbeitslosen. Der Minister für Post- und Fernmeldewesen
erließ am 12. Mai 1956 eine Verordnung, wonach blinde Berufstätige
und ehrenamtlich aktiv tätige Blinde von der Zahlung der Grundgebühr
ihres Telefonanschlusses befreit wurden. Schon 1955 fiel im Ministerium für
Kultur, dem die DZB unterstellt war, die für alle Punktschriftleser
in guter Erinnerung gebliebene Entscheidung, der zufolge die Preise
für Blindenschriftbücher denen im Buchhandel angepasst wurden. Vergleichen
wir doch mal drei Bücherpreise der DZB von 1956 und heute: Friedrich
Schillers "Wallenstein" 2,40 M - 40,90 Euro; Anna Seghers "Das
siebte Kreuz" 2,85 M - 53,39 Euro; Martin Andersen Nexös "Ditte Menschenkind"
7,20 M - 89,99 Euro. Bei den M-Preisen handelte es sich natürlich
um Mark der DDR. Ab 1956 erhielt jeder Blinde eine Taschenuhr kostenlos.
Wollte sich ein Berufstätiger oder Student eine Blindenarmbanduhr
kaufen, dann bekam er 50,- DM von der Sozialversicherung dazu, den
Rest hatte er selber zu bezahlen. Zeitweilig existierten vor 50
Jahren sieben Blindenerholungsheime in der DDR, nämlich in Boltenhagen,
Wernigerode, Georgenthal, Bad Gottleuba, Grimma, Dorf Chemnitz und
Rochsburg. Unabhängig vom Jahresurlaub konnten berufstätige Blinde
alle 2 Jahre für die Dauer von 3 Wochen in einem dieser Heime eine
von der Sozialversicherung finanzierte prophylaktische Kur beantragen
und meistens auch antreten. Auch für die Begleitperson wurden die
Kosten übernommen. Rentner mussten auf prophylaktische Kuren meistens
länger warten. Es kam auf die Nachfrage in den jeweiligen Bezirken
und auf die Auslastung der Heime an. Blindengeld als Nachteilsausgleich
hatten wir bei der Verbandgründung noch nicht, aber das würde schon
noch kommen. Es kam 1959: 120,- M im Monat.
So hat es keinen verwundert, dass bei
der Verbandsgründung 1957 die meisten Blinden bereit waren, Mitglied
unserer Selbsthilfeorganisation zu werden. Der Delegierte aus Grimma
konnte in Halle mitteilen: 75 Blinde in meinem Kreis treten ein.
Trotzdem haben wir von Anfang an der Mitgliederwerbung stets größtes
Gewicht beigemessen und alle Betroffenen angesprochen. Wie wir die
gefunden haben? 1957 gab es in der DDR noch überall Ofenheizung
und Kohlenkarten. Für Blinde gab es 5 Zentner Briketts Zusatzkohle. Wer
Zusatzkohle bekam, musste also ein Blinder sein, und die Auskunft
verschafften wir uns bei den Abteilungen Sozialwesen.
Damals wie heute hat sich der Blinden-
und Sehbehindertenverband für alle Betroffenen engagiert und darum
gilt auch heute noch:
Geh hin zum Verband - die helfen
Dir!
Wird in der nächsten Ausgabe
fortgesetzt.
Die Kramkiste
Im Bestand der Bibliothek gekramt
Unsere Bibliothekare stellen jeweils
einen Punktschrift- und einen Hörbuchtitel vor, die sich schon länger
im Bestand unserer Bibliothek befinden - zur Erinnerung für die
"Alten" und zur Information für die "Jungen".
Miep Gies: "Meine Zeit mit Anne Frank"
Jörg Klemm [Hörbücherei]
Bei einer Weiterbildung,
die sich unter anderem mit der Geschichte Anne Franks, dem Judentum und
Antisemitismus befasste, besuchten wir natürlich auch das "Anne-Frank-Museum"
in Amsterdam, wo ich auf den Namen Miep Gies stieß, eine Frau, die
die Familie Frank vor und während der Zeit des Versteckens unterstützt
hat. "Das Tagebuch der Anne Frank" werden wohl die meisten kennen
- die Sicht der sich Versteckenden, aber interessant ist eben auch
die Seite der Hilfe und Unterstützung. Dazu gibt es das Hörbuch
"Meine Zeit mit Anne Frank" von Miep Gies, wo sie ihr Leben beschreibt:
Miep Gies wurde 1909 als Hermine Santrouschitz
in Wien geboren. 1920, in der Notzeit nach dem Ersten Weltkrieg,
wurde sie als Arbeiterkind zur Erholung zu Pflegeeltern nach Amsterdam
geschickt, zu denen sie ein außerordentlich gutes Verhältnis hatte.
Dort erhielt sie auch ihren Namen "Miep". 1922 zog sie mit ihrer Gastfamilie
nach Amsterdam.
1933 bewarb sich Miep Gies bei dem
aus Deutschland emigrierten Otto Frank, dem Vaters von Anne Frank,
als Sekretärin. Sie erhielt den Posten und es entwickelte sich eine
gute Freundschaft zu Otto Frank, seiner Frau Edith und den Töchtern
Anne und Margot.
Sie heiratete 1941 den Angestellten
Jan Gies und wurde niederländische Staatsbürgerin.
Als die Gefahr für die jüdische Bevölkerung
auch in den Niederlanden zunahm, informierte Otto Frank Miep Gies
über seine Pläne, mit der gesamten Familie unterzutauchen. Trotz
der Gefahr, die auch für sie dadurch entstand, sagte sie Otto Frank
sofort ihre Hilfe zu.
Am 5. Juli 1942 erhielt Margot Frank
die Aufforderung, sich in einem Arbeitslager zu melden. Otto Frank
beschloss daraufhin, sich unverzüglich im Hinterhaus in der "Prinsengracht
263" zu verstecken, was eigentlich erst für einen späteren Termin
geplant war. Miep Gies begleitete zunächst Margot, später Otto,
Edith und Anne in das Versteck. Später stießen noch die Familie van
Pels und Gies' Zahnarzt Fritz Pfeffer dazu. In den folgenden zwei
Jahren versorgte Miep Gies die Familien Frank, van Pels und Fritz
Pfeffer mit Lebensmitteln, Zeitungen und vor allem freundschaftlicher
Zuneigung und Mut. Diese Zeit ist besonders detailliert in Anne
Franks Tagebuch wiedergegeben.
Am 4. August 1944 wurden die Versteckten
entdeckt (wahrscheinlich durch Verrat - es konnte aber nie festgestellt
werden, durch wen) und verhaftet. Miep Gies war ebenfalls anwesend, konnte
aber einer Bestrafung ausweichen, indem sie dem Kommissar Karl Josef
Silberbauer erklärte, sie sei, wie er auch, aus Wien. Dies beeindruckte
ihn so sehr, dass er von einer Meldung absah.
Miep Gies betrat noch am Nachmittag
nach der Verhaftung das Hinterhaus und rettete die übriggebliebenen
persönlichen Gegenstände der deportierten Familien, unter anderem
auch die Tagebuchaufzeichnungen von Anne Frank. Diese übergab sie
1945 Otto Frank - der nach der Verhaftung der Untergetauchten in
das Konzentrationslager Westerbork eingeliefert und später nach
Auschwitz deportiert wurde. Dort wurde er von der russischen Armee
befreit. Als Einziger seiner Familie überlebte Otto Frank den Zweiten
Weltkrieg.
1950 brachte sie ihren Sohn Paul zur
Welt. Jan Gies, ihr Ehemann, starb 1993.
Die noch lebende Autorin betont: "Ich
hielt es einfach für eine Selbstverständlichkeit ... Wir taten unsere
Menschenpflicht: anderen helfen, die in Not sind".
Sie war das Bindeglied der Untergetauchten
zur Außenwelt, war Schutzengel, Ernährerin und Trösterin und ist
das eindrucksvolle Zeugnis einer mutigen Frau. Sie erinnert sich
haarklein an die längst vergangene Zeit und zitiert alle Gespräche
in wörtlicher Rede. Es ist eine schlichte Erzählweise, die deshalb
wahrscheinlich so tief bewegt.
Sprecherin der Hörbuchausgabe ist Dorothea Garlin.
Der Umfang sind 6 Kassetten bzw. 1 CD DAISY mit 498 Minuten. Die
Bestellnummer lautet: 6821.
Ach! reines Glück genießt doch nie, wer zahlen soll und weiß nicht wie!
Angelika Müller [Punktschriftbibliothek]
Am 25.04.2007
jährte sich der Geburtstag von Wilhelm Busch (1832-1908) zum 175.
Mal. Dieses Jubiläum möchte ich zum Anlass nehmen, um an diesen
berühmten Autor und seine Werke zu erinnern.
Zunächst fällt jedem Leser die Lausbubengeschichte
von "Max und Moritz" und ihre Streiche ein, durch diese Wilhelm
Busch erst berühmt wurde. Wilhelm Busch gilt als einer der Urväter des
Comics. Weitere Bildergeschichten wie "Hans Huckebein" und die "Fromme
Helene" erfreuen sich noch heute großer Beliebtheit.
In seinem Werk "Von mir über mich"
beschreibt er das einfache und doch glückliche Leben mit seinen
Eltern und seinen sechs Geschwistern, die nach ihm geboren wurden.
Der Vater war liebevoll, aber streng, und die Mutter still und fromm.
Sie pflegte nach dem Abendessen zu lesen, was wohl auch seine weitere
Entwicklung sehr prägte.
Wilhelm Busch war Maler, Zeichner,
Dichter und Philosoph und er stellt mit seinen Bilderbuchgeschichten
eine der volkstümlichsten Künstlergestalten des deutschen Volkes
dar. Sehr viele Verse sind von ihm als geflügelte Worte in den Volksmund
eingegangen. Seine liebevolle Beobachtung und Kenntnis des Menschen
und auch seine Gabe, dieses Wissen in Bild und Wort umzusetzen,
machte ihn so beliebt.
Die hervorragenden Zeichnungen werden
von Verszeilen voller versteckter Ironie unterstützt. Mit seinen
Lebensweisheiten, die sogar heute noch ihre Gültigkeit haben, kritisiert
Wilhelm Busch die Heuchelei, Verlogenheit und Selbstgerechtigkeit
seiner Zeit. Als Weltverbesserer sah er sich nie.
Und hier eine weitere Kostprobe seines
dichterischen Schaffens:
Es ist halt schön,
Wenn wir die Freunde kommen sehn.
Schön ist es ferner, wenn sie bleiben
Und sich mit uns die Zeit vertreiben.
Doch wenn sie schließlich wieder gehn,
Ist`s auch recht schön.
Im Bestand der Punktschriftbibliothek
befinden sich 25 Werke, die hier nicht einzeln aufgeführt werden,
als Hörbuch können Sie ausleihen:
- "Der heilige Antonius von Padua. Balduin Bählamm, der verhinderte Dichter", Spr.: Hans Lanzke, 1 Kass. / 1 CD DAISY (63 Min.) 3299
- "Max und Moritz : eine Bubengeschichte in sieben Streichen", Spr.: Heinz Reincke (Hamburg). 1 Kass. 801
- "Zwiefach sind die Phantasien : Erzählungen, Gedichte, Autobiografie", Spr.: Hans Lanzke, 4 Kass. / 1 CD DAISY (284 Min.) 4859
Bookflash
Wolfgang Borchert: "Draußen vor der Tür"
Luise Hebecker
Wolfgang Borchert
gilt als einer der wichtigsten Nachkriegsautoren Deutschlands. Der
bereits mit 26 Jahren verstorbene Autor gehörte einer ihrer Jugend
beraubten Generation an, - eine Jugend, die er im Krieg verbrachte.
Seine Erfahrung, die er an der Ostfront und in der Haft des Ns-Regimes
gesammelt hat, verarbeitete er in seinen Werken. Eines der bedeutendsten
deutschen und auch sein einziges Drama ist "Draußen vor der Tür"
(1947).
Thematisiert werden hierbei die Probleme
eines jungen, leicht schizophrenen Soldaten namens Beckmann, der
nach drei an der Ostfront verbrachten Jahren erstmalig wieder nach
Hause kommt. Er hofft, endlich wieder in einem warmen Bett neben
seiner Frau zu liegen und den Krieg vergessen zu können, doch was
er erlebt, treibt ihn fast zum Selbstmord. Seine Frau hat inzwischen
einen anderen Mann, seine Eltern sind derweil gestorben und sämtliche
Personen um ihn herum schenken ihm nicht die geringste Beachtung.
Besonders grausam wird auch der Besuch bei seinem ehemaligen Oberst.
Dieser hatte ihm damals die Verantwortung für elf Soldaten übergeben,
welche allesamt bei einem Angriff starben, - und als Beckmann ihn
bittet, ihm diese Verantwortung endlich wieder abzunehmen und beschreibt,
welch schreckliche Alpträume von Tausenden Skeletten er seitdem hat,
da lacht der Oberst ihn nur aus und nimmt ihn nicht ernst.
Auch Gott und der Teufel spielen in
dem Drama eine wichtige Rolle. Sie stehen für den Glaubensverlust
der Menschen und natürlich die unzähligen Opfer des Krieges, was
man zum Beispiel daran erkennt, dass der Teufel dick und sattgefressen
ist. Diese Symbolhaftigkeit verstärkt den Eindruck der schlimmen
Zeit immens. Mitreißend ist auch der innere Konflikt Beckmanns.
Einerseits der Wunsch sich diesem Leben zu entziehen, andererseits
die verbliebene Hoffnung, vielleicht irgendwann diese Schrecken
zu vergessen und einfach wieder leben zu können.
Der mit dem Tod geradezu um die Wette
schreibende Borchert hat es meiner Ansicht nach sehr beeindruckend
verstanden, die Qualen des Krieges zu beschreiben. Da er selbst
so jung war, sind vielleicht auch gerade seine Werke so perfekt
für junge Leser. Aus der ausdrucksstarken Art seines Schreibens
geht eine unglaubliche Verzweiflung hervor. Ich musste mit dem Soldaten
Beckmann einfach mitfühlen, etwas anderes war gar nicht möglich.
Gleichzeitig bekommt man auch eine riesige Wut auf die Menschen,
die nichts gegen den Nationalsozialismus unternommen haben. Vor
allem Beckmanns Traum ist sehr eindrucksvoll, da alles auch so bildhaft
geschrieben ist. Ich bekam eine direkte Vorstellung, fast so, als
hätte ich selbst geträumt. Es ist also ein sehr emotionales Drama,
welches den Leser automatisch mitreißt. Für eine Generation, die
diesen zerstörerischen Krieg zum Glück nicht miterleben musste,
aber dennoch genug darüber gehört hat, um die Schrecken zu erkennen,
ist dieses Drama wie gemacht. Ich glaube, neben Remarques "Im Westen
nicht Neues" und diesem Buch gibt es wenig so beeindruckende Antikriegsliteratur.
Viele Menschen starben nicht nur am Krieg an sich, sondern auch
an seinen verheerenden Folgen. Ob der junge Soldat stark genug sein
wird oder sich selbst aufgibt, muss jeder Leser am Ende selbst rausfinden.
Als Hörbuch können Sie ausleihen:
- "Draußen vor der Tür" - Schallplattenumschnitt. 1 Kass. / 1 CD DAISY (83 Min.) 1410
- "Die Kegelbahn. Jesus macht nicht mehr mit" - Schallplattenumschnitt. Spr.: Will Quadflieg, 1 Kass. / 1 CD DAISY (39 Min.) 802
In der Punktschriftbibliothek
erhalten Sie folgende Titel:
- "Das Gesamtwerk", 7 Bde., kh., BNA 3099
- "Die Hundeblume", 1 Bd., rkzp., BNA 3806
- "Draußen vor der Tür : und ausgewählte Erzählungen", 1 Bd., rkzp., BNA 7822
Die 100 Lieblingsbücher der Deutschen
Welche Bücher sind die Lieblingsbücher
der Deutschen? Die ZDF-Aktion "Unsere Besten - Das große Lesen"
ist 2004 dieser Frage nachgegangen. Die ersten 100 Plätze wurden
in einer Liste zusammengefasst. Wir nennen Ihnen nacheinander diese
Bücher. Titel dieser Liste, die Sie in der DZB ausleihen können,
stellen wir Ihnen ausführlicher vor.
Platz 5: Antoine de Saint Exupéry: "Der kleine Prinz"
Der Autor
Der französische Schriftsteller Antoine-Marie-Roger
de Saint-Exupéry wurde am 29. 6. 1900 in Lyon geboren. Er stammt
aus einer adligen Familie und verlor bereits mit 4 Jahren den Vater,
einen Vicomte. 1909 kam er mit seinem jüngeren Bruder in ein von
Jesuiten geführtes Internat in Le Mans. Hier wurde er 1912 zum ersten
Mal auf einen Flug mitgenommen und war fasziniert. Die letzten Gymnasialjahre
verbrachte er in einem Internat der Marianisten in Freiburg/Schweiz.
Von 1919 bis 1921 studierte Saint-Exupéry
ohne Abschluss Architektur in Paris, absolvierte von 1921 bis 1923
seinen Wehrdienst bei der Luftwaffe, wurde zum Flugzeugmechaniker
und schließlich zum Piloten ausgebildet. Aus Rücksicht auf die Familie
der Verlobten arbeitete er aber zunächst als Handelsvertreter.
Zu der Verbindung kam es dann nicht und Saint-Exupéry trat in die
Luftfahrtgesellschaft Societé Latécoère ein, wo er die Linie Toulouse-Casablanca-Dakar
flog. Von 1927-29 leitete er einen Flugplatz und ging später für
seine Gesellschaft nach Argentinien. Seine Erlebnisse und Erfahrungen als
Verantwortlicher für die ersten Nachtflüge verarbeitete er zu dem
Roman "Vol de nuit" ("Nachtflug", Dezember 1930). Das Buch wurde mit
dem renommierten Prix fémina ausgezeichnet und brachte ihm den Durchbruch
als Autor.
Anfang 1931 heiratete Saint-Exupéry
Consuelo Suncín Sandoval, eine jung verwitwete Argentinierin. Er
ging wieder teils als Streckenpilot nach Westafrika, teils betätigte
er sich als Versuchspilot für Wasserflugzeuge. 1934 erfolgte die
Anstellung bei der neuen Air France. In den nächsten Jahren war
er als Flieger, Werbebeauftragter, Journalist und Autor tätig. Mitte
Februar 1938 machte er den Versuch eines Rekordfluges New York-Feuerland
(Südargentinien), stürzte aber in Guatemala beim Start nach einer
Zwischenlandung ab und wurde schwer verletzt. Während seiner Genesung stellte
Saint-Exupéry in New York den Sammelband "Terre des hommes" ("Die
Erde der Menschen", dt.: "Wind, Sand und Sterne") zusammen, dessen
Texte vor allem ein hohes Lied der Kameradschaft unter Männern,
der Pflichterfüllung und des Idealismus sowie der Solidarität und
Menschlichkeit singen. Das Buch traf bei seinem Erscheinen Anfang
1939 den Nerv der Zeit und hatte großen Erfolg. Es erhielt den Grand
Prix du Roman de l'Académie française.
Als 1939 der Zweite Weltkrieg ausbrach,
war Saint-Exupéry zunächst Ausbilder für Piloten. Später wurde er
selbst Pilot bei einem Aufklärungsgeschwader. Den Waffenstillstand
und die anschließende Demobilisierung der französischen Streitkräfte
erlebte er in Algerien, danach hielt er sich zunächst auf dem Landgut
einer Schwester in Südfrankreich auf. Hier schrieb er an einem schon
1936 begonnenen größeren Werk: "Citadelle" (das erst posthum als
Fragment erschien).
Ende 1940 ging er über Marokko und
Portugal in die USA., wo er 1941 das seine Kriegserlebnisse verarbeitende
Buch "Pilote de guerre" ("Kriegsflieger"; dt. Titel "Flug nach Arras")
verfasste, das 1942 zunächst in amerikanischer Übersetzung herauskam
und bei seinem Erscheinen in Frankreich von der Zensur des Pétain-Regimes
verboten wurde.
Anfang 1943 brachte er in New York
zwei kürzere Texte heraus: Lettre à un otage ("Brief an eine Geisel")
und Le petit prince ("Der kleine Prinz"). "Le petit prince", der
langfristig sein bekanntester Text werden sollte (in über 140 Sprachen
übersetzt).
Im Mai 1943 begab sich Saint-Exupéry
nach Algerien und wurde wieder Luftwaffenpilot. Als er im Juli bei
der Rückkehr von einem seiner ersten Flüge verunglückte, wurde er
unter Hinweis auf sein Alter und seine diversen Verletzungen ausgemustert.
Er beschäftigte sich daraufhin in Algier mit technischen Problemen
der neuen Düsentriebwerke (er besaß bereits einige flugtechnische
Patente), schrieb aber auch weiter an "Citadelle". Dann schaffte
er es, für eine begrenzte Zahl von Aufklärungsflügen reaktiviert
zu werden.
Am 31. Juli 1944 startete Saint-Exupéry
morgens zu seinem planmäßig letzten Aufklärungsflug in einer P38
Lightning in Richtung Südfrankreich, kehrte aber nicht zurück und
blieb verschollen. Wrackteile seiner Maschine wurden im Jahr 2000
auf dem Grund des Mittelmeers in der Nähe der Île de Riou südlich
von Marseille geortet, im Herbst 2003 geborgen und 2004 anhand einer
im Turbokompressor eingravierten Nummer identifiziert.
Das Buch
In der Erzählung "Der kleine Prinz"
(1943) wird der Erzähler durch einen Maschinenschaden gezwungen,
mit seinem Flugzeug in der Sahara notzulanden, wo er dem kleinen
Prinzen begegnet, der auf einem anderen Planeten lebt. Dieser nun
erzählt ihm von seinem winzigen Stern, wo zwei Vulkane zum Aufwärmen
des Frühstücks dienen, wo eine Blume mit vier Dornen sein Leben
verändert hat, von anderen Planeten - dem des einsamen Königs, des
Hochmütigen, des Trinkers oder des Businessmans - von seinen Erlebnissen
auf der Erde, der Begegnung mit dem Fuchs, mit der Schlange und
den Rosen. Acht Tage bleiben sie zusammen in der Wüste. Als es schließlich
dem Erzähler gelingt, sein Flugzeug zu reparieren, und er sich zum Heimflug
rüstet, entschließt sich auch der kleine Prinz, auf seinen Planeten
zurückzukehren. Dieses melancholische, zarte Märchen, das die Herzen
unzähliger Leser in der ganzen Welt erobert hat, enthält die diskrete
Philosophie eines Moralisten. Wir sollen zu dem "kleinen Prinzen"
unserer Kindheit zurückfinden; aber nur Auserwählten unter uns gelingt
es, sich ständig zu der kindlichen Reinheit und Weisheit zu bekennen.
[Quelle: Digitale Bibliothek Band 13: Wilpert:
Lexikon der Weltliteratur und http://de.wikipedia.org]
Titel im Hörbuchbestand:
- "Der kleine Prinz", Schallplattenumschnitt. Spr.: Will Quadflieg (Hamburg). 1 Kass. / 1 CD DAISY (69 Min.) 1583
- Der kleine Prinz", Spr.: Günter Lampe (Bonn). 1 CD DAISY (130 Min.) 13048
- "Durst", Spr.: Martin Harbauer (München). 1 CD DAISY (122 Min.) 12372
- "Die Stadt in der Wüste = (Citadelle)", Spr.: Martin Pfisterer (München). 1 CD DAISY (1109 Min.) 12563
- "Wind, Sand und Sterne", Spr.: Walter Niklaus. 5 Kass. / 1 CD DAISY (388 Min.) 3214
Titel im Punktschriftbestand:
- "Der kleine Prinz", 1 Bd., SchA4, rkzp., BNA 4155, BNV 1301 bzw. 1 Bd., SchG, vzp., BNV 2685 je 11,25 €
- "Durst", 1 Bd., kzp., BNA 2821
- "Was du gibst, macht dich nicht ärmer - eine Anthologie", 3 Bde., vzz.98, BNA 9911 oder 2 Bde., kzz.98, BNA 9910
- "Wind, Sand und Sterne", 3 Bde., kh., BNA 4694
LOUIS
Betreuer dieser Rubrik ist Herr
Ulrich Jander. (Tel. 0341 7113-145, Fax: 0341 7113-125, E-Mail:
Ulrich.Jander@dzb.de). Detaillierte Ausführungen zu den Themen können
direkt bei ihm abgerufen werden. Selbstverständlich erhalten Sie
auch Antwort auf Fragen, die uns in Blindenschrift, auf Kassette
oder in Schwarzschrift erreichen. Mehr zu LOUIS gibt es im Internet unter
www.dzb.de/louis.
Handelsübliche MP3-Player als Speicherstick für blinde Nutzer geeignet?
Ulrich Jandr
Im Fachhandel
findet man schon seit geraumer Zeit kleine, leichte Abspielgeräte,
MP3-Player genannt. Diese besitzen einen eingebauten Festspeicher,
manche ein UKW-Radio und werden mit Kopfhörer oder angeschlossenem
Lautsprecher betrieben. Musik oder Hörbücher gelangen per Computer
auf den Winzling, indem man den Player mit seinem USB-Stecker direkt am
PC anschließt. Sehr bekannt sind solche kleinen Teile durch den
IPod der Firma Apple geworden. Oft wurde in der Vergangenheit die
Frage gestellt, ob solche MP3-Player auch durch blinde Interessenten
nutzbar sind. Herr Dirk Becker aus Wernigerode hat ein solches Gerät
entdeckt, welches er nachfolgend und von mir ungekürzt in seinem
Beitrag beschreibt:
Vorstellung des MP3-Players
der Firma Samsung mit der Bezeichnung YP-U2RQ
Wie sicher viele andere blinde Hörbuchfreunde auch
suchte ich seit geraumer Zeit nach einem MP3-Player im Hosentaschenformat,
der für Blinde im wesentlichen bedienbar ist, eine Resumefunktion
hat und gleichzeitig bezahlbar ist. Durch Zufall wurde ich dabei
auf das o. g. Gerät aufmerksam, kaufte es für 99 € in einem Großmarkt
und bin nach 2wöchiger Benutzung einfach begeistert. Ich denke,
dass auch andere Blinde von dieser alternativen Möglichkeit, Bücher
zu hören, Kenntnis erlangen sollten, so dass ich mich entschlossen
habe, diesen Beitrag zu schreiben.
Zunächst ist ein MP3-Player natürlich
nur für diejenigen interessant, die einen Computer besitzen. Mit
dessen Hilfe werden die Hörbücher (falls gewünscht, natürlich auch
Musikdateien im MP3- oder WMA-Format) auf das Gerät kopiert. Der
Speicher von 2 GB erlaubt das Speichern mehrerer Hörbücher in Abhängigkeit
von deren Spieldauer. Die DAISY-Struktur ist natürlich nicht nutzbar,
was bei Unterhaltungsliteratur oder Hörzeitschriften kaum von Bedeutung sein
dürfte. Unverzichtbar hingegen ist die hier vorhandene Resumefunktion,
die gewährleistet, dass der Player an der letzten Abbruchstelle
mit der Wiedergabe fortsetzt. Diese Funktion findet man bei MP3-Playern
nur selten.
Der Samsungplayer YP-U2RQ hat ca. die
Maße 9 cm x 1,5 cm x 2,5 cm und wiegt unter 100 g. Der eingebaute
Akku wird über einen USB-Anschluss am PC geladen und soll laut Hersteller ohne
den sogenannten Memory-Effekt eine Spieldauer von ca. 13 Stunden
haben. Um den Player auch unabhängig vom PC aufladen zu können,
habe ich mir ein Steckerladegerät gekauft und bin so nun auch für
Urlaubsreisen gerüstet.
Das Gerät besitzt im wesentlichen nur
die auf Fernbedienungen schon üblichen 4 Pfeil-Tasten mit der OK-Taste
in der Mitte. Außerdem gibt es noch die so genannte Benutzer-Taste
und die Wiedergabe-Stop-Taste.
Auf die Benutzer-Taste kann man sich
über das Menü mit sehender Hilfe einmalig bestimmte Funktionen legen
wie z. B. die Klangregelung. Ein langes Drücken der Wiedergabe-Taste
startet das Gerät. Durch erneutes Drücken wird in den Pausemodus
geschaltet. Nach 10 Sekunden schaltet das Gerät selbständig ab.
Mit den Pfeil-Tasten verändert man die Lautstärke bzw. springt zum
nächsten oder vorherigen Titel.
Hat man sich erst einmal mit sehender
Hilfe, die beim Kennenlernen des Gerätes m. E. unverzichtbar ist,
mit den Menü-Funktionen vertraut gemacht, lassen sich die wichtigsten
Bedienschritte über das Menü später selbständig erledigen. So bin
ich als blinder Nutzer in der Lage, nicht nur von Datei zu Datei,
sondern auch von Ordner zu Ordner, also von Hörbuch zu Hörbuch, zu
springen. Die Windows-Struktur sollte dabei allerdings bekannt sein.
So gelangt man durch ein kurzes Drücken der OK-Taste in die Verzeichnisstruktur.
Mit Pfeil-nach-links erreicht man im Regelfall die Ordner, welche
sich mit Pfeil-nach-oben und Pfeil-nach-unten durchblättern lassen.
Mit OK wird der jeweilige Ordner bzw. die Datei zum Abspielen aktiviert.
Lade ich mir nun nicht sehr viele Ordner auf das Gerät, ist eine Orientierung
auch ohne Menü möglich, zumal der Player die Ordner und Dateien
alphabetisch anzeigt.
In das Hauptmenü kommt man durch langes Drücken
der OK-Taste. Dies ist meist aber nur dann erforderlich, wenn das
ebenfalls vorhandene UKW-Radio aktiviert werden soll, was durch
2maliges Drücken der Pfeil-nach-oben-Taste und anschließendem OK
erreicht wird. Die Sender können dann mit Pfeil-nach-rechts oder Pfeil-nach-links
gesucht werden.
Das Betätigen der Pfeil-Tasten wird
meistens durch einen Quittierton bestätigt, was für blinde Nutzer
eine große Hilfe sein dürfte.
Alles in allem eine interessante Alternative
zum Buch hören für unterwegs. Sollte der genannte Player im Zeitpunkt
des Erscheinens dieses Beitrages nicht mehr im Handel sein, dürfte Samsung
sicher brauchbare Nachfolgemodelle anbieten. Mir wurde an der Hotline
gesagt, dass die Resumefunktion bei Samsung Standard sei. Das habe
ich natürlich nicht überprüft.
Einen herzlichen Dank an Herrn Becker
für seinen Beitrag. Ich denke, für unterwegs dürfte das eine Alternative
sein. Durch den begrenzten Speicher, bei diesem Typ von zwei Gigabyte, müssen
in relativ kurzen Abständen die Hörbücher wieder entfernt werden,
um neuem Platz zu machen. Beim blindenspezifischen DAISY-Player
"Milestone 311 DAISY" verhält es sich ebenso. Indem man den Player
dann persönlich nutzt, ist dem geltenden deutschen Urheberrecht
entsprochen.
Wenn Sie also einen solchen kleinen,
leichten MP3-Player im Fachhandel suchen sollten, welche Eigenschaften
müsste er auf jeden Fall aufweisen?
- Natürlich die Merkfunktion der Stoppposition, Resume genannt,
- fühlbare Bedientasten müssen vorhanden sein und
- möglichst Quittungstöne, also Pieptöne, nach dem Betätigen der Tasten wären für blinde Nutzer sehr geeignet.
Die Resume-Marke vergisst der beschriebene Samsung-Player
auch nicht, wenn das Gerät abgeschaltet ist. Die Tonqualität bei
der Wiedergabe hängt natürlich wesentlich vom verwendeten Kopfhörer
oder Lautsprecher ab. Der beschriebene Samsung-Player besitzt Möglichkeiten
der Klangeinstellung, die mit sehender Hilfe im Menü gewählt werden
können. Nach meiner subjektiven Meinung klingt der Player im vom
Werk voreingestellten Klangmodus sehr ordentlich, durchaus ausgewogen
bezüglich der hohen und tiefen Töne. Der oben angegebene Preis kann
natürlich in den verschiedenen Geschäften differieren, sowohl nach
oben als auch nach unten.
Für Fragen zu diesem Thema, die ich
gegebenenfalls mit Herrn Becker besprechen werde, stehe ich natürlich
in der DZB zur Verfügung.
Wenn Sie sich für einen solchen kleinen
MP3-Player entscheiden sollten, dann wünsche ich Ihnen viel Freude
und Hörgenuss damit.
Info-Service
"Der Kölner Dom. Ein Reliefbuch für blinde und sehbehinderte Menschen"
Der bundesweit
erste Domführer für Blinde und Sehbehinderte wurde in der DZB hergestellt. Deshalb
fand nun nach der Kölner Pressekonferenz auch in Leipzig eine Präsentation
statt. Im Reliefbuch stellt Dombaumeisterin Barbara Schock-Werner
die Geschichte der berühmten Kathedrale und einige ihrer bedeutendsten Kunstwerke
vor. Jedes Kapitel wird von Reliefbildern begleitet. Die zugehörige
Audio-CD enthält neben Informationen zum Dom auch Glockengeläut,
Chor- und Orgelklänge.
Weitere Einzelheiten zum Domführer
finden Sie im Anzeigenteil.
Buchpatenschaften
Susanne Siems
Pünktlich zum
zweiten Halbjahr möchten wir erneut auf unsere Buchpatenschaften
aufmerksam machen. Die neue Möglichkeit, auch für das persönliche
DZB-Lieblingsbuch eine Patenschaft zu übernehmen, wurde von den
Lesern und Hörern angenommen. Nun haben wir wieder neue Titel in
die Vorschlagslisten aufgenommen. Vielleicht haben Sie etwas Muße,
sich meinen persönlichen Favoriten zu widmen?
In der Rubrik Neuproduktion Punktschrift
finde ich das Buch "Zu Gast bei den Religionen der Welt" sehr gut.
Es geht anschaulich auf die großen Glaubensrichtungen ein, die Feiertage, Bräuche,
die Geschichte. Ein guter Beitrag zu mehr Toleranz und Verständnis
untereinander. Bei den Neuproduktionen Hörbuch ist mein absolutes
Lieblingsbuch "Schwert und Harfe". Mag es an meiner dieses Jahr
nach Irland geplanten Urlaubsreise liegen, jedenfalls finde ich
es absolut spannend und lehrreich zugleich, wie einem die Geschichte
und Mythologie der grünen Insel nahegebracht wird.
Aber Lesegeschmack ist ja, wie jeder
andere auch, sehr verschieden. Besser ist in jedem Fall, Sie verlassen
sich auf Ihr eigenes Gespür. Mehr Informationen erhalten Sie in
jedem Fall im Internet und telefonisch oder auch schriftlich in der
DZB bei:
Susanne Siems
www.buch-patenschaft.de
Tel.: 0341 7113-115
1. Neuproduktion Punktschrift
- Crone, Martin: "Der gestohlene Käse"
- Dierks, Martina: "Prinzessin Polly : frecher, als der König erlaubt"
- Dodt, Wolfgang: "Ein Wort, zwei Wörter und allerlei Wörteleien"
- Harris, Thomas: "Hannibal Rising : Roman"
- Highsmith, Patricia: "Der Geschichtenerzähler : Roman"
- Sager, Dirk: "Berlin-Saigon : eine Reise in die andere Hälfte der Welt"
- Tögel, Christfried: "Freud für Eilige"
- Tolkien, J.R.R.: "Die Kinder Húrins"
- Tworuschka, Monika: "Zu Gast bei den Religionen der Welt : eine Entdeckungsreise für Eltern und Kinder"
- "Weihnachtsgeschichten für Millionen - vorgestellt von Dieter Thomas Heck"
2. Neuproduktion Hörbuch
- Bräunig, Werner: "Rummelplatz : Roman"
- Carey, Diane: "Gespensterschiff : Raumschiff ‚Enterprise', die nächste Generation (6)"
- Delaney, Frank: "Schwert und Harfe : die große Irland-Saga"
- Fischer, Thomas: "Die Römer in Deutschland"
- Funke, Cornelia: "Hände weg von Mississippi"
- Laird, Thomas: "Tibet : die Geschichte eines Landes ; der Dalai Lama im Gespräch"
- Lange, Bernd-Lutz: "Ratloser Übergang : in meinem neuen Deutschland"
- Lem, Stanislaw: "Rückkehr von den Sternen : Roman"
- Peters, Veronika: "Was in zwei Koffer passt : Klosterjahre"
- Sachs-Collignon, Jetta: "Marysienka : Liebreiz und Klugheit auf Polens Thron ; hist. Roman"
3. Umschrift Punktschrift
- Fallada, Hans: "Damals bei uns daheim"
- Feuchtwanger, Lion: "Die Füchse im Weinberg"
- Hamsun, Knut: "Segen der Erde"
- Hugo, Victor: "Die Elenden - Teil I"Kazantzakis, Nikos: "Alexis Sorbas"
4. DAISY-Konvertierungen
- Curtis, Tony: "Ich mag's heiß : die Autobiographie"
- Ginzburg, Natalia: "Die Stimmen des Abends/ Die kleinen Tugenden"
- Günther, Georg: "Gewinne das Leben : Autobiographie ; [Erinnerungen eines Arztes]"
- Istrati, Panait: "Kyra Kyralina. Onkel Anghel. Kodin. Drei Romane"
- Jewtuschenko, Jewgeni A.: "Beerenreiche Gegenden : Roman"
- Jürß, Fritz: "Vom Mythos der alten Griechen : Deutungen und Erzählungen"
- Kerouac, Jack: "Unterwegs : Roman"
- Simenon, Georges: "Dreimal Beifall für Maigret : Kriminalromane"
- Zweig, Stefan: "Magellan : der Mann und seine Tat"
- Wander, Maxie: "Tagebücher und Briefe"
"Erinnerungen an eine Höhere Israelitische Schule"
Katja Hoffmann
Eine Dauerausstellung
erinnert ab dem 10. Juli 2007 an die ursprüngliche Bedeutung und
Geschichte des Hauses, in dem die Deutsche Zentralbücherei für Blinde
zu Leipzig (DZB) beheimatet ist.
Dort, wo sich heute Bibliothek, Verlag
und Druckerei befinden, lernen von 1913 bis 1942 jüdische Schüler
in der Höheren Israelitischen Schule. Eingeweiht am 25. Juni 1913
durch den Leipziger Gemeinderabbiner und Gründer Dr. Ephraim Carlebach
erlebt das Haus eine bewegende Geschichte. Unter Carlebach entwickelt sich
die Schule zu einer der wichtigsten jüdischen Kulturinstitutionen
der Stadt, die eng mit dem Leben der jüdischen Bürger, aber auch
dem städtischen Schulwesen verbunden ist. Mehrere hundert Schüler
nehmen am Schulunterricht teil. Erst seit 1933 verändert sich die
Situation der Schule: Sie wird fortan "Jüdische Schule" genannt
und als Notquartier für vertriebene Juden genutzt. 1939 wird das
Haus zum sogenannten Judenhaus. In vier Klassenräumen auf jeder
Etage und auch in kleinen Räumen leben auf engstem Raum jüdische
Familien bis zur Deportation ins Vernichtungslager. Die Deportationslisten
weisen für das "Judenhaus Gustav-Adolf-Straße 7" insgesamt 206 Personen
aus. 1942 wird die Schule geschlossen.
Seit 1954 ist in dem Gebäude die Deutsche
Zentralbücherei für Blinde zu Leipzig untergebracht.
Mit Bildern, Dokumenten und Begleittexten
wird den Besuchern der DZB die als "Carlebach-Schule" bekannte Bildungseinrichtung
sowie auch ein schmerzlicher Teil Leipziger Geschichte vor Augen
geführt und dem Vergessen entrissen.
Die Ausstellung ist während der DZB-Öffnungszeiten
frei zugänglich:
Mo. bis Do.: 9.00-12.00 und 13.00-15.30
Uhr
Fr.: 9.00-12.00 und 13.00-14.00 Uhr
DBSV-Verwaltungsrat unterstützt Umstellung auf DAISY
Dr. Thomas Nicolai
Der DBSV-Verwaltungsrat
unterstützt die Absicht der Mediengemeinschaft für blinde und sehbehinderte
Menschen e.V. (MEDIBUS), zum Jahreswechsel 2009/2010 die Ausleihe
von Hörbüchern auf Kassette zu beenden und dann nur noch Bücher
im DAISY-Format anzubieten. Die Blinden- und Sehbehindertenselbsthilfe
strebt an, bis zu diesem Zeitpunkt ihre eigenen Publikationen von
Kassette auf DAISY umzustellen. Eine Projektgruppe soll diesen Umstieg
auf DAISY begleiten und Lösungen finden, die den Nutzern den Umstieg
auf die neue Technik erleichtern. Das beschloss der Verwaltungsrat
am 11.05.2007 in Gera. DAISY ermöglicht einen barrierefreien und
komfortablen Zugang zu akustischen Informationen. Durch eine entsprechende
Struktur kann der Nutzer in einer DAISY-Publikation "blättern" wie
in einem gedruckten Buch. Die Wiedergabe ist mit speziellen DAISY-Abspielgeräten,
per PC oder (in wichtigen Funktionen eingeschränkt) mit einem MP3-Player möglich.
In einem Vortrag erinnerte Dr. Gerhard
Polzin an die Gründung des Blinden-und-Sehschwachen-Verbandes der
DDR vor 50 Jahren, an dessen Wirken und an den Zusammenschluss der
Blinden- und Sehbehindertenselbsthilfe im Jahr 1990. Prominenter
Gast des Verwaltungsrates war am 12.05. Thüringens Sozialminister
Dr. Klaus Zeh. Bestätigt wurden der Jahresabschluss des DBSV, der
nach vielen defizitären Jahren erstmals wieder ein positives Ergebnis auswies.
Weiterhin nahm der Verwaltungsrat den Tätigkeitsbericht für das
Jahr 2006 entgegen.
Ausführliche Informationen über die
Tagung des Verwaltungsrates finden Sie in der Juli/August-Ausgabe
der Zeitschrift "Die Gegenwart".
Die "Gegenwart" erscheint in Blindenschrift,
in Schwarzschrift, auf Kassette und auf CD ROM im DAISY-Format.
Ein kostenloses Probeexemplar kann angefordert werden beim DBSV-Zeitschriftenverlag:
Tel.: 030 28587-22
E-Mail: zeitschriftenverlag@dbsv.org
www.dbsv.org
[Quelle: dbsv-direkt Nr. 34-07]
Leipziger Hörspielsommer feiert fünfjähriges Jubiläum
Pressemitteilung vom 7. Juni
2007
Vom 13. bis
zum 22. Juli wird der Richard-Wagner-Hain wieder zur Hörspiel-Lounge
unter freiem Himmel. Dann findet der 5. Leipziger Hörspielsommer
statt, zum Jubiläum mit einem ganz besonderen Programm. Wochentags
geht es um 17.00 Uhr los mit zwei Stunden Unterhaltung für die Kleinen,
am Wochenende beginnt das Kinderprogramm schon ab 15.00 Uhr. Ausgewählte
Stücke von Nachwuchs-Hörspielmachern gibt es täglich von 19.00 bis
20.00 Uhr im Wettbewerbsprogramm. Das Abendprogramm beginnt um 20.00
Uhr und widmet sich an jedem Hörspielsommer-Tag einem bestimmten
Thema. An den Wochenenden sind spannende Live-Gäste zu Besuch auf
der Bühne im Richard-Wagner-Hain. Insgesamt laufen an den zehn Festival-Tagen
rund 70 Hörspiele. Für Besucher ist der Leipziger Hörspielsommer
wie in jedem Jahr kostenlos. "Ich bin sehr stolz, dass es ein fünftes Jubiläum
zu feiern gibt.", sagt Sophia Littkopf, Initiatorin des Leipziger
Hörspielsommers. "Das Programm ist großartig und in sich rund. Die Nachwuchsstücke
sind von hoher Qualität und unsere Live-Gäste versprechen fantastische
Unterhaltung.
Hörspielnachwuchswettbewerb
Der fünfte Hörspielwettbewerb ist schon
jetzt rekordverdächtig: Insgesamt 89 Einsendungen aus ganz Europa
sind beim Leipziger Hörspielsommer e.V. eingegangen. 20 ausgewählte
Stücke werden täglich von 19.00 bis 20.00 Uhr im Rahmen des Hörspielsommer-Festivals
präsentiert. Die Auswahl der drei Gewinnerstücke obliegt einer Jury,
der in diesem Jahr Steffen Moratz (Hörspielredakteur bei MDR Figaro),
Anna Kaleri (freie Hörspielmacherin), Kristoffer Keudel (Gewinner
des Hörspielwettbewerbs 2007), Thomas Kirsche (Hörspielredakteur
bei Radio Blau) und Christoph Morgenroth (Gründer von http://Hoerspiele.de)
angehören. MDR Figaro stiftet die Preisgelder in Höhe von 600 Euro
(1. Platz), 400 Euro (2. Platz) und 200 Euro (3. Platz) und sendet
darüber hinaus die Stücke auszugsweise im Radio. Die Preisverleihung
findet am 22. Juli um 19.00 Uhr im Richard-Wagner-Hain statt.
Die Highlights des Abendprogrammes
Mit dem Stück "Hirsche rufen Jäger,
Jäger Hirsche" eröffnet der Leipziger Hörspielsommer e.V. am 13.
Juli um 20.00 Uhr die diesjährige "Jagdsaison" nach saftigem Hörwild.
Auf dieser Jagd begleitet am ersten Abend außerdem der Geräuschemacher
Otger Kunert mit einer Live-Geräuschesinfonie die Besucher durch
den Abend. Am ersten Samstag begibt sich Stefan Kaminski live in
den "Bann des Psychopudels". Stücke um große und sehr kleine Monster
sorgen am Thementag "Fiese Viecher" für eine Gänsehaut auf dem Trommelfell.
Zum Ausklang des ersten Wochenendes steht eine Reise in den Orient
an: "Lachsfischen im Jemen" von Paul Torday und "Schnee" von Orhan
Pamuk sind literarische Reaktionen auf die Gegenwart im Orient.
Der Montagabend mit dem Titel "Tranchierte Helden" widmet sich dem
Dramatiker Heiner Müller. Wie verschiedene Frauen ihre Wege im Leben
gehen und gehen müssen, erzählt der darauf folgende Abend. Am Mittwoch steht
im Rahmen des Themenabends "Händel with Care!" das wahre Leben zweier
großer Komponisten im Mittelpunkt. Zwei sehr stimmungsvolle Hörspiele
laufen am Donnerstag unter "Geteiltem Himmel". Am darauf folgenden Freitag
begeben wir uns mit einer Lese-Performance der "Chaussee der Enthusiasten"
und Hörspielen nach Andrej Tarkowskij und Paul Auster in mentale
Zwischenwelten. Der zweite Samstagabend beleuchtet mit Stücken von
Andreas Ammer und Paul Plamper das Phänomen der RAF und hinterfragt
mit Heinrich Böll Mechanismen von Politik, Medien und Gewalt. Der
Hörspielsommer endet am Sonntag mit der Preisverleihung des Hörspielwettbewerbes
und einem spannenden Klassiker der Literatur: "Hexenjagd" von Arthur
Miller.
Das gesamte Programm finden Sie als
Beilage auf der DAISY-CD bzw. im Internet auf http://www.hoerspielsommer.de
Kontakt: Tel: 0179-5727310
E-Mail: s.littkopf@hoerspielsommer.de
WebOpac
Susanne Siems
In der "Leipziger
Volkszeitung" las ich von einem "Wettbewerb der bedrohten Worte
der deutschen Sprache". Den ersten Platz erreichte das hübsche Wort
Kleinod. Dieses aufgreifend, damit es von der Liste schnell wieder
verschwinden möge, möchte ich Ihnen, liebe Leserinnen und Leser
der "DZB-Nachrichten", heute ein neues Kleinod der DZB nahe bringen.
Im Duden steht Kleinod für "Kostbarkeit" oder "Schmuckstück". Als
Kostbarkeit empfinde ich ihn auch, den vor kurzem eingerichteten
Online-Katalog der Wissenschaftlichen Bibliothek. Zur Erinnerung
für Sie: unsere Wissenschaftliche Bibliothek ist eine Schwarzschriftbibliothek,
die Literatur zum Thema Blindheit und Sehbehinderung sammelt. Bereits
1916 richtete die damalige DZB-Direktorin eine Schwarzschriftbibliothek zum
Blindenwesen ein. In der wechselvolle Geschichte dieser Bibliothek
wird nun ein neues Kapitel aufgeschlagen. Erstmalig sind Bestandsnachweise
für 5.000 Monographien, 8.000 Aufsätze und 500 aktuelle und historische
Zeitschriften im Internet recherchierbar.
Finden kann man den Katalog recht einfach
entweder über die Seiten der DZB - www.dzb.de/wbb und dann den obersten
Link oder direkt über die Internetadresse http://wbb.internetopac.de.
Sie haben im Katalog verschiedenste
Suchmöglichkeiten, nach Schlag- oder Stichworten, Autoren, Titeln,
auch die Suche nach Verlag oder ISBN-Nummer ist möglich. In der
Detailansicht wird außerdem angezeigt, ob der Titel verfügbar, gerade
entliehen oder dem Präsenzbestand zugehörig ist. Grundlage für den
Katalog ist ein spezielles Bibliotheksprogramm, das für die Wissenschaftliche
Bibliothek erworben wurde.
Die speziellen Aufgaben der WBB als
einer Schwarzschriftbibliothek erklären die Loslösung von der entstehenden
DZB-Mediendatenbank. Auch der Onlinekatalog, manche Leser kennen vielleicht
auch den Begriff WebOpac, ist an diese Software und die entsprechende
Firma gebunden. Leider sind darum unsere Wünsche bezüglich der Barrierefreiheit
des Kataloges nur begrenzt umsetzbar. Vorerst sagen wir: es ist
ein Anfang gemacht. Alle, die Literatur zum Thema suchen, werden
sich über die viel schnelleren und bequemeren Zugriffsmöglichkeiten
freuen. Ich bin sehr neugierig auf Ihre Rückmeldung. Die Daten
sind noch nicht bereinigt, das wird eine Aufgabe für Jahre und auch
für viele Praktikanten sein. Sind Sie deshalb nachsichtig. Hinweise
nehmen wir natürlich gern entgegen und werden versuchen, so viele
wie möglich sinnvoll umzusetzen.
Um den Bogen zum Beginn dieses Beitrages
zu ziehen: gern nehmen wir Ihre Wünsche, Meinungen und Tipps entgegen,
unter anderem auch "fernmündlich" (Liste der bedrohten Worte Platz
7).
Seminarausschreibungen BOB
"Sprachkurs Italienisch für Fortgeschrittene"
14.10. bis 20.10.2007 im Bildungszentrum Kirkel, 66459 Kirkel
Anmeldeschluss: 07.08.2007
"Arbeiten mit Word"
16.09. bis 21.09.2007 im Rudolf-Kraemer-Haus,
75378 Bad Liebenzell
Anmeldeschluss: 09.08.2007
"Ausbildung zum nebenberuflichen
/ ehrenamtlichen Punktschriftlehrer"
17.11. bis 24.11.2007 im Aura-Hotel
Kur- und Begegnungszentrum, 82442 Saulgrub
Anmeldeschluss: 15.09.2007
Impressum
»DZB-Nachrichten« erscheint zweimonatlich.
Kostenlose Beilage: »Leipziger Bücherliste«.
Jahresabonnement: Kassette oder
Blindenkurzschrift oder CD DAISY 7,68 €,
Schwarzschrift 12,30 €.
Kündigungsfrist: 3 Monate vor Ende
des
Kalenderjahres.
Online unter
www.dzb.de/zeitschriften/index.html
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Vervielfältigung oder Verbreitung ohne
Genehmigung des Herausgebers.
Herausgeber, Verlag/Studio:
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DZB 2007