DZB-Nachrichten
Hrsg. von der Deutschen Zentralbücherei für Blinde zu Leipzig
(DZB)
Nr. 5 – 2009
September / Oktober
19. Jahrgang
Inhalt
Vorbemerkung
Einblicke
Das deutsche Urheberrecht § 45 a "Behinderte Menschen"
Projekt DaCapo - Abschluss und Ausblick
Wie war das damals?
Lehrer als Betroffene - Botschafter von Motivation und Kompetenzen
Die Kramkiste
Hans Fallada: "Jeder stirbt für sich allein"
Ruth Blum: "Mein Feuergesicht"
Die 100 Lieblingsbücher der Deutschen
Umberto Eco: "Der Name der Rose"
"Literaturtreff" 2010
LOUIS
Wetterabfrage und Zeitschaltuhr - kleine Programme von Unitedbits
Info-Service
"GEOlino" ab 2010 in Blindenschrift
"NEON" - Jugendmagazin auf CD-DAISY
DAISY2009
Die DZB Leipzig on tour
Kulinarische Integration sucht Hilfe
Fotolesetasthörbuch
Impressum
Vorbemerkung
Das Urheberrecht
in seiner aktuellen Form enthält den für unsere Arbeit so wichtigen
§ 45 a. Was es mit diesem Paragraphen auf sich hat, erfahren Sie
in unserer Rubrik "Einblicke".
In diesem Jahr findet das Projekt DaCapo
seinen Abschluss. Was erreicht wurde und wie es weitergeht - auch
darüber wollen wir Sie nicht im Unklaren lassen.
Zum Thema 200 Jahre Blindenbildung
in Sachsen hat heute mal kein Historiker, sondern eine Pädagogin
das Wort in der Rubrik "Wie war das damals?".
Die Herausgabe der Braille-Ausgabe
des Magazins "stern" war der erste Schritt in der Zusammenarbeit
mit dem Verlag Gruner+Jahr. Nun trägt die Kooperation weitere Früchte
mit "GEOlino" und "NEON". Details dazu finden Sie im "Info-Service".
Und schließlich ist es auch schon wieder
Zeit, den nächsten Jahrgang der Zeitschrift "Literaturtreff" anzukündigen.
Eine ziemlich interessante Ausgabe
der "DZB-Nachrichten", nicht wahr?
Herzlichst grüßt
Ihr Karsten Sachse
Einblicke
Das deutsche Urheberrecht § 45 a "Behinderte Menschen"
Manuskript zu einem Vortrag
von Frau Elke Dittmer und Dr. Thomas Kahlisch auf der Fachtagung
Schrifterwerb des VBS am 20.06.2009 in Friedberg.
Einleitung
Es soll im Folgenden um die rechtliche
Grundlage für die Übertragung von Büchern in ein für blinde und
hochgradig sehbehinderte Menschen zugängliches Format gehen. Das
2003 geänderte deutsche "Gesetz zur Regelung des Urheberrechts in
der Informationsgesellschaft" ist eine Umsetzung der "Richtlinie
2001/29/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 22. Mai
2001 zur Harmonisierung bestimmter Aspekte des Urheberrechts und
der verwandten Schutzrechte in der Informationsgesellschaft". Darin
heißt es u.a. "(43) Die Mitgliedstaaten sollten in jedem Fall alle
erforderlichen Maßnahmen ergreifen, um für Personen mit Behinderungen,
die ihnen die Nutzung der Werke selbst erschweren, den Zugang zu
diesen Werken zu erleichtern, und dabei ihr besonderes Augenmerk
auf zugängliche Formate richten."
Es heißt: "Die Mitgliedstaaten sollten
…" Es ist also kein "müssen", aber immerhin auch kein "können".
Trotzdem erlaubt der Begriff "sollten" eine gewisse Freiheit in
der Auslegung und Ausgestaltung des nationalen Gesetzes. Vor diesem Hintergrund
muss die deutsche Umsetzung der EU-Direktive betrachtet werden.
Darüber hinaus ist stets zu bedenken,
dass es in einem demokratischen Staat darum gehen muss, die Balance
zwischen den Rechten der Urheber und den Rechten der Bürger auf
Zugang zu Information herzustellen.
Grundsätzlich gilt außerdem, dass das
Urheberrecht eine nationale Angelegenheit ist. So mag zum Beispiel
ein Server in Südamerika existieren, auf dem gescannte, urheberrechtlich
geschützte Buchtexte gesammelt werden. Ist aber der Nutzer, der
diese herunterlädt, in Deutschland beheimatet, gilt das deutsche
Urheberrecht und damit in diesem Fall die Rechtswidrigkeit der Nutzung.
Das deutsche Urheberrecht seit
September 2003
Aufgenommen wurde folgender Paragraph:
§ 45a Behinderte Menschen
- Zulässig ist die nicht Erwerbszwecken dienende Vervielfältigung eines Werkes für und deren Verbreitung ausschließlich an Menschen, soweit diesen der Zugang zu dem Werk in einer bereits verfügbaren Art der sinnlichen Wahrnehmung auf Grund einer Behinderung nicht möglich oder erheblich erschwert ist, soweit es zur Ermöglichung des Zugangs erforderlich ist.
- Für die Vervielfältigung und Verbreitung ist dem Urheber eine angemessene Vergütung zu zahlen; ausgenommen ist die Herstellung lediglich einzelner Vervielfältigungsstücke. Der Anspruch kann nur durch eine Verwertungsgesellschaft geltend gemacht werden.
Auslegung des Gesetzes
Erstmals wurde damit im deutschen Urheberrecht
eine Schranke zugunsten behinderter Menschen eingeführt. Das bedeutet,
dass der Gesetzgeber die Rechte der Urheber eingeschränkt hat. Autoren
und Verlage können daher nicht mehr Übertragungen in Blindenschrift
oder Hörbuch etc. erlauben, da sie über dieses Urheberrecht nicht
mehr verfügen. Viele Mitarbeiter in Verlagen wissen dies leider
immer noch nicht. Wir haben also in unserem Arbeitsbereich qua Gesetz
das Recht, Bücher für blinde und hochgradig sehbehinderte Menschen
zugänglich zu machen, müssen aber zumeist eine Gebühr bezahlen.
Nun das Gesetz im Einzelnen:
- "Zulässig ist die nicht Erwerbszwecken dienende Vervielfältigung eines Werkes …"
- "… für und deren Verbreitung ausschließlich an Menschen, soweit diesen der Zugang zu dem Werk in einer bereits verfügbaren Art der sinnlichen Wahrnehmung auf Grund einer Behinderung nicht möglich oder erheblich erschwert ist, …"
- "… soweit es zur Ermöglichung des Zugangs erforderlich ist. …"
- "Für die Vervielfältigung und Verbreitung …"
- "… ist dem Urheber eine angemessene Vergütung zu zahlen; …"
- "… ausgenommen ist die Herstellung lediglich einzelner Vervielfältigungsstücke. …"
- "Der Anspruch kann nur durch eine Verwertungsgesellschaft geltend gemacht werden."
Nur nichtkommerzielle Einrichtungen
bzw. natürlich auch Privatpersonen können ein Buch in ein zugängliches
Format übertragen. Dies können Blindenbibliotheken sein, Bildungseinrichtungen
und Vereine der Blindenselbsthilfe etc. - Firmen, die mit dieser
Arbeit Geld verdienen, dürfen diesen Paragraphen nicht nutzen, sondern
müssen den jeweiligen Verlag um eine Lizenz bitten bzw. eine Lizenz käuflich
erwerben.
Es muss eine anerkannte Behinderung
vorliegen, die das Lesen gedruckter Texte verhindert. Derzeit versteht
die VG Wort darunter nur blinde und hochgradig sehbehinderte Menschen.
In anderen europäischen Ländern werden auch körperbehinderte Menschen,
die ein Buch nicht halten können und sehende Menschen mit schweren
Leseproblemen verstanden. Dies wird allgemein als Dyslexie bezeichnet
und ist z.B. in Schweden als Behinderung anerkannt.
Ist ein zugängliches Buch im Handel
zu bekommen, darf dieses nicht noch einmal übertragen werden. Wenn
z.B. ein Hörbuch in vollständiger Fassung im DAISY-Format im Buchhandel
vorhanden ist, muss dies gekauft oder in einer Bibliothek ausgeliehen
werden. Die ersten 120 DAISY-Buchtitel hat der Argon-Verlag herausgebracht
und bietet erstmals für blinde und sehende Kunden zugängliche Hörbücher
an. Für einen Literaturstudenten, der zitieren muss, wäre es allerdings
nötig, dass in der DAISY-Buchfassung Seitenzahlen vorhanden sind. Weist
die kommerzielle Version diese Eigenschaft nicht auf, könnte das
Buch für den Studenten doch entsprechend produziert werden.
Vervielfältigung heißt, den Inhalt
eines Buches in ein zugängliches Format zu übertragen. Verbreitet
werden darf so ein zugängliches Buch nur in einer Form, die man anfassen
kann, d.h. also: Blindenschriftpapier, -buch, Hörmedien auf Kassette
oder CD und auch Speicherkarten.
Das Buch bzw. der Buchtext darf NICHT
virtuell verbreitet werden als E-Mail, Download (auch geschützt)
oder Streaming. Um dies zu dürfen, müssten die Worte "Öffentliche
Zugänglichmachung" im Gesetzestext enthalten sein. Das ist aber
derzeit nicht der Fall. Daher gilt Paragraph 19a des UrhG, wonach
der Urheber für diese virtuelle Verbreitung um Erlaubnis zu fragen
ist.
Die Verwertungsgesellschaften legen
die Höhe der Vergütung fest und sollen dabei soziale Aspekte berücksichtigen.
Müssen sie aber nicht.
Hier gilt auch der Paragraph 53 UrhG
"Vervielfältigungen zum privaten und sonstigen eigenen Gebrauch".
Privatpersonen können also eine Kopie für sich herstellen oder durch Dritte
herstellen lassen. Verbreiten, also weitergebe,n darf man diese
Bücher nicht. Sensibel ist auch die Veröffentlichung in einem Katalog,
in dem quasi öffentlich bekannt gegeben wird, dass ein Buch bereits
in zugänglicher Form existiert. In diesem Fall muss eine Gebühr
gezahlt werden.
Medibus "Mediengemeinschaft für blinde
und sehbehinderte Menschen e.V." hat mit der Verwertungsgesellschaft
Wort und der Verwertungsgesellschaft Musikedition (für Braille-Noten)
Verträge geschlossen. Die festgelegte Gebühr beträgt derzeit 12
Euro plus Mehrwertsteuer pro Buch und Übertragungsart. Also wenn
ein Buch in Blindenschrift und als Hörbuch produziert wird, muss zweimal
gezahlt werden. Die Medibus-Geschäftsstelle muss die Titel über
ein Internetportal per Hand eingeben, weil es keine Datenbankschnittstelle
gibt und muss die Gebührenabrechnung mit der VG und den Medibus-Mitgliedern
durchführen. Dies bedeutet bei 2.000 Titeln pro Jahr einen erheblichen personellen
Aufwand. Deshalb zahlt Medibus entgegen der im Bundesgesetzblatt
veröffentlichten Gebühr von 15 Euro nur 12 Euro plus Mehrwertsteuer,
da die Verwertungsgesellschaften von Einzelabrechnungen entlastet
sind. Die Gelder werden von den Verwertungsgesellschaften an die
Autoren ausgezahlt, was natürlich auch ein entsprechender Aufwand
ist.
Das ist die aktuelle Auslegung des
Gesetzes nach den Erfahrungen, die Medibus seit 2003 gemacht hat.
Schlussbemerkungen
Derzeit verhandelt Medibus das Thema
"Öffentliche Zugänglichmachung", also Bücher zum Download und/oder
Streaming. Denn es kommen bereits die ersten DAISY-Abspielgeräte
mit dieser Funktion auf den Markt und die Bedeutung von E-Books
nimmt zu.
Auf zwei Wegen kann dieses Thema eingebracht werden:
- der Gesetzgeber ergänzt § 45
- die Verträge mit den Verwertungsgesellschaften werden entsprechend erweitert.
und/oder
Wenn dieses Recht eingeräumt würde,
wird auf jeden Fall eine höhere Vergütung zu zahlen sein und wohl
ein digitales "Wasserzeichen" verlangt, um Missbrauch nachweisen
zu können.
Zu guter Letzt und nach langer Rede
die kurze Schlussfolgerung für Eltern und Schüler:
Wenn Eltern ein gedrucktes Schulbuch
kaufen und es für ihr Kind in eine zugängliche Form übertragen,
ist das ohne Nachfrage und ohne Gebühr erlaubt. Aber das entstandene
Buch darf nicht an Dritte weitergegeben oder in einem Katalog bekannt
gemacht werden.
Zum Schluss sei noch darauf hingewiesen,
dass diese Ausführungen zum deutschen Urheberrecht ohne Gewähr erfolgten,
da die Autorin keine Juristin ist und hier lediglich die eigenen Erfahrungen
wiedergeben konnte.
Elke Dittmer
Vorsitzende der "Mediengemeinschaft
für blinde und sehbehinderte Menschen e.V. Medibus"
c/o Stiftung Centralbibliothek für
Blinde - Norddeutsche Blindenhörbücherei e.V.
Herbert-Weichmann-Str. 44-46
22085 Hamburg
Tel.: 040 227286-0, Fax: 040 227286-20
dittmer@blindenbuecherei.de
www.blindenbuecherei.de
Projekt DaCapo - Abschluss und Ausblick
Juliane Bally
Im September 2009 findet das
Projekt DaCapo seinen Abschluss
Seit nunmehr
sechs Jahren gibt es das Projekt DaCapo an der Deutschen Zentralbücherei
für Blinde in Leipzig. Mit dem Ziel, die Verbreitung und Anwendung
der Braille-Notenschrift im deutschsprachigen Raum zu fördern, wurde
es 2003 ins Leben gerufen. Innerhalb zweier Projektphasen konnte
ein Notenübertragungsservice mit anforderungsorientierten Übertragungs-
und Korrekturdienstleistungen für blinde Musiker etabliert werden,
der von engen Kooperationen mit internationalen Blindenbibliotheken
und Musikverlagen sowie einem Abkommen mit der Verwertungsgesellschaft
Musikedition begleitet wird.
Die Einrichtung dieses leistungsfähigen
Notenübertragungsservices geht auf die Initiativen der DZB und der
Blindenselbsthilfe zurück. Wesentlicher Garant für das Gelingen
von DaCapo war die materielle und ideelle Unterstützung der DZB
während des gesamten Projektzeitraumes durch das Bundesministerium
für Arbeit und Soziales (BMAS).
Der Erfolg von DaCapo zeigt sich nicht
allein in der Wiederaufnahme der Braille-Notenherstellung in Deutschland,
sondern vielmehr in der computergestützten Effektivierung der Braille-Notenübertragung.
In kürzester Zeit können Schwarznoten in Braille-Noten umgewandelt, Korrektur
gelesen und anschließend als individuelle Notenausgabe den Kunden
zur Verfügung gestellt werden. Im Rahmen von DaCapo wurde auch der
Service BrailleVis eingerichtet, mit dessen Hilfe blinde Musiker
eigene Kompositionen, Arrangements, Hausaufgaben usw. in Schwarzschrift
umwandeln können. Ein weiteres Angebot in der Produktpalette bietet
der Schnellübertragungsservice MakeBraille, wobei die Übertragung
in Braille ohne das zeitintensive Korrekturlesen durch Mitarbeiter
der DZB auskommt.
Mit Entwicklung und Aufbau einer ‚intelligenten' Notendatenbank
wurde für interessierte Laien- und Berufsmusiker eine benutzerfreundliche Suchmaschine
bereitgestellt. Neben Notenübertragung, Bibliographie und Musikalienausleihe besteht
die Möglichkeit, die Braille-Notenschrift unter professioneller
Anleitung an der DZB zu erlernen.
Da die Aktivitäten des DaCapo-Teams
national und international auf reges Interesse gestoßen waren, richtete
die DZB zwei Konferenzen (2005 und 2008) zum Thema Braille-Musiknotation aus,
welche Plattform für den regen Erfahrungsaustausch engagierter Wissenschaftler,
Pädagogen und Musiker bildeten. Auch weiterhin besteht die Option
zum Dialog über ein Diskussionsforum.
Die DZB hat ein 16-Seitiges Manual
erstellt, das Sehenden die Regeln der Braille-Notenschrift anschaulich
erläutern soll. Dieses Manual ist auch auf Englisch und Französisch
erhältlich.
Im Rahmen einer Diplomarbeit wurde
die Broschüre "Braille-Musiknotation - Einführung für Sehende" multimedial
in einer PDF umgesetzt.
Zusätzliche Neuerungen sind die Einrichtung eines
Musiklehrer-Netzwerkes, die Aufnahme der Blindenmusikbibliothek
der DZB als Teil der Leipziger Notenspur-Initiative und die Zusammenarbeit
der DZB mit dem Museum für Musikinstrumente der Universität Leipzig.
Mit den vielfältigen Aktivitäten des
DaCapo-Projekts wurden die Grundlagen geschaffen, die kundenorientierte
Braille-Notenübertragung sowie die Notenausleihe auch nach Abschluss des
Projektes im September 2009 erfolgreich fortzusetzen. Alle bisher
entwickelten Serviceangebote werden den Interessenten auch in Zukunft
uneingeschränkt zur Verfügung stehen.
Dank gebührt allen Beteiligten, die
das Projekt DaCapo so überaus erfolgreich gestaltet haben - nicht
zuletzt auch Ihnen als Kunden, die mit ihren Anregungen und Wünschen
eine wichtige Inspirationsquelle für die Projektentwickler bildeten.
Wie war das damals
Lehrer als Betroffene - Botschafter von Motivation und Kompetenzen
Renate Böttger
200 Jahre Blindenbildung
in Sachsen beinhaltet die Frage nach denjenigen, die Generationen blinder
und sehbehinderter Kinder, Jugendlicher oder Erwachsener gebildet,
erzogen und damit befähigt haben, als behinderte Menschen, ausgerüstet
mit sozialer und beruflicher Kompetenz, am gesellschaftlichen Leben
teilzunehmen. Es handelt sich damals wie heute mehrheitlich um Persönlichkeiten,
die das "pädagogische" Handwerk erlernt, Fachlichkeit erworben und
sich zusätzlich auf sonderpädagogischem Gebiet qualifiziert haben.
Wahrscheinlich gibt es nicht viele
Berufe, an die die Gesellschaft so widersprüchliche Anforderungen
stellt und die der öffentlichen Kritik ausgesetzt sind:
"Gerecht soll er sein,
der Lehrer, und zugleich menschlich und nachsichtig, straff soll
er führen, taktvoll auf jeden Schüler eingehen, Begabungen wecken
und fördern, Lernschwierigkeiten berücksichtigen, …" (1)
Außerdem, so fordert ein deutscher Schriftsteller
hintergründig, muss "… früh genug darauf hingewiesen werden, dass
man die Kinder nur dann vernünftig erziehen kann, wenn man zuvor die
Lehrer vernünftig erzieht." (2)
Das straffe Einhalten und Erfüllen der Lehrpläne durchgängig
in guter Qualität - und nicht nur bis Dienstagabend - (3) heißt
für den Lehrenden optimistisch ausgedrückt, die Lernenden "als Wandergruppe
bei Nebel durch unwegsames Gelände in nordsüdlicher Richtung zu
führen, und zwar so, dass alle bei bester Laune und möglichst gleichzeitig
an drei verschiedenen Zielorten ankommen". (1)
Lehrer an einer Einrichtung
für Blinde und Sehbehinderte zu sein bedeutet, aus "Berufung" zu unterrichten.
Darüber hinaus sollte er als Persönlichkeit auftreten, die Ausstrahlungskraft und
Durchsetzungsvermögen besitzt, über ein ausgeglichenes Wesen und
sprachliche Fähigkeiten verfügt und eine angenehme klangvolle Stimme
hat, um mit anderen frei kommunizieren zu können. Man sagt dem sehgeschädigten Lehrer
nach, dass er durch seine Behinderung besonders für die der anderen
sensibilisiert sei. Unumstritten ist, dass der behinderte Lehrer nicht
nur spezielle Arbeits- und Kulturtechniken beherrscht, sondern sie
auch behindertenspezifisch vermitteln kann. So ist es selbstverständlich,
dass der Deutschlehrer die Braille-Schrift (Voll- und Kurzschrift),
der Musiklehrer die Notenschrift in Braille und der Mathematiklehrer die
sechs Punkte als mathematische Zeichen in seinem Unterricht lesen,
schreiben und in Arbeiten korrigieren kann.
Wer Gerhard B. kannte, erlebt ihn im
Unterricht an der damaligen Landesblindenanstalt, wenn über ihn
geschrieben wird: "Er versteht es, in den Kindern Lust und Liebe
zum Lernen und zur Schularbeit zu wecken, sein Lehrton ist bei Wahrung
der Disziplin stets froh und lustbetont".
In Beurteilungen verschiedener Verfasser
über Georg K. wird bestätigt, dass er "das Spiel von Instrumenten"
mit Freude unterrichte. Auch der "Psyche der Blinden" bringe er
"rechtes Verständnis entgegen, so dass sie ihn als Lehrer schätzen."
(4)
Ein "alter" Grundsatz für
jeden Blinden- und Sehbehindertenlehrer lautet, "gleiche" Arbeitsbedingungen
für alle Lernenden zu schaffen. Dem Blinden werden die Arbeitsmaterialien
entweder elektronisch und/oder in Punktschrift, dem Sehbehinderten
nach Bedarf in Normal- oder Großdruck zur Verfügung gestellt.
Bis weit in die zweite Hälfte des 20.
Jahrhunderts vertraten Theoretiker der Rehabilitationswissenschaften
die heute irrige Auffassung, dass ein Lehrer an Blinden- und Sehbehindertenschulen
in der Lage sein müsse, unabhängig vom Fach und der Schulart in
allen Klassenstufen Unterricht zu erteilen.
- Aus einem Zeugnis für Emma Marie Ilse F. (1947):
- Aus einer Beurteilung über Gerhard B. (1950):
"… ihre Allgemeinbildung wertvolle
Grundlage für schulische Arbeit, … ist bemüht, ihr Wissen zu festigen
und zu erweitern; … nicht nur wissenschaftlich, auch methodisch
mit großer Zähigkeit gearbeitet …; … Unterricht erteilt im 4. bis
8.Schuljahr und in der Berufsschule (Formenlehre, Englisch), weiterhin
eingesetzt in der Umschulung von Erwachsenen (Schreiben und Lesen
der Blindenschrift, Deutsch) … In der praktischen Arbeit zeigte
sie Geschick, verstand es, die Schüler zu fesseln, … war vielseitig
verwendbar." (4)
"Herr B. ist Klassenlehrer des 4. Schuljahres und
unterrichtet außerdem noch in Rechnen und Englisch in der Berufsschule
sowie in Klassen 7/8.
Seine Dienstführung gab zu keiner Beanstandung
Anlass. Von Natur bringt er ein gutes Lehrgeschick mit, mit Interesse
und Fleiß bereichert er seine Fachkenntnisse in Vorlesungen der
Volkshochschule und durch Privatlektüre. Seine Vorbereitungen legte
er stets sauber und pünktlich vor." (4)
Das Heute resultiert aus
dem Gestern und stellt die Weichen für das Morgen.
"Teilhabe gestalten" wird zum Leitmotiv
für die nächsten Jahre. Die Chemnitzer Einrichtung, die 2005 ihr
100-jähriges Bestehen feierte, sucht nach zeitgemäßen beruflichen
Perspektiven und entwickelt neue Bildungskonzepte.
So arbeitet beispielsweise ein Team
von 19 erfahrenen Pädagogen, darunter 2 selbst betroffene Lehrerinnen,
in 15 mit moderner Computertechnik und blinden- und sehbehinderten-----spezifischen
Hilfsmitteln ausgestatteten Räumen an der Berufsschule und unterrichtet
im 45-Minuten-Takt in 5 allgemeinbildenden und 70 fachspezifischen
Fächern bzw. Lernfeldern Auszubildende in 13 Berufen und Teilnehmer
an berufsvorbereitenden Maßnahmen.
Blinden- und Sehbehindertenpädagogen
entwickeln während ihrer Lehrtätigkeit ein hohes Maß an "Individualismus"
und sind als "Experten" auf ihrem Gebiet in ihrer Teamfähigkeit
eingeschränkt. Was früher Verwandte oder Bekannte aus dem sozialen
Umfeld mit oder ohne Gegenleistung erledigten, übernimmt gegenwärtig
die Arbeitsassistenz für den sehgeschädigten Lehrer: Eintragungen
in schulische Dokumente (Klassen- und Notenbücher), Korrektur von hand-
und maschinenschriftlichen Schülerarbeiten, Erstellen von Unterrichtsmaterialien,
Internetrecherchen.
Zum "Problem" für den selbst betroffenen
Lehrer werden unübersichtliche Aushänge am "Schwarzen Brett" als
Informationsquelle und die Nutzung betrieblicher Informationssysteme, die
für den Blinden oder Sehbehinderten nicht barrierefrei zugänglich
sind.
Für einen sehbehinderten oder blinden
Lehrer ist es schwierig, trotz geringer Frequenz der Schülerzahl
unvorbereitet Stunden in Klassen zu vertreten, deren Klassen- und
Lernsituation er nicht kennt. In Filmszenen zieht sich der Lehrer-Darsteller
mit "Schlagt bitte das Lehrbuch XY, Seite 123 auf und löst die Aufgaben
A bis H!" aus der Affäre.
Wer glaubt, dass es zwischen den behinderten Schülern,
Jugendlichen oder Erwachsenen und den selbst betroffenen Lehrern
solidarisch zugeht, der wird enttäuscht. Erstaunlicherweise entdecken
diese Lehrer die kleinen oder großen "Betrügereien" in den meisten
Fällen sofort und beweisen die Unkorrektheit sehr zum Ärger des Ertappten.
Umfragen ergaben, dass sich Absolventen
der Blinden- und Sehbehinderteneinrichtungen gern an die Lehrer
erinnern, deren Blindheit oder Sehbehinderung zur Besonderheit ihrer Persönlichkeit
gehörte, deren Mobilität, Fachkompetenz, Selbstdisziplin, Umgangsformen, äußere
Erscheinung für ihr eigenes Leben Maßstäbe setzte und die sie als
verständnisvolle Ansprechpartner durch ihre Schul- und Freizeit
begleiteten.
200 Jahre Blindenbildung in Sachsen
- das Erbe ist angetreten und wird gepflegt. Wird es aber auch von
den nachfolgenden Generationen mit "Professionalität" fortgeführt?
Dem sehgeschädigten Nachwuchs, der
sich der Herausforderung "Pädagogik" an einer Einrichtung des Blinden-
und Sehbehindertenwesens stellt, sei ins Album geschrieben:
"Man sieht nur mit dem Herzen gut.
Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar." (5)
Es aber transparent zu machen - das
ist die Kunst des Pädagogen; dabei spielt es keine Rolle, ob er
behindert ist oder nicht.
[Quelle: (1) Aus: Die Weltwoche Nr. 22, 2.
Juni 1981 - Schweiz - "Nicht einfach, eine Klasse zum Fliegen zu bringen")
; (2) Erich Kästner (1899 - 1974) ; (3) Kurt Beck am 18. September
1997 bei versehentlich eingeschaltetem Mikrofon zu seinem Podiumsnachbarn (ein
paar hundert Lehrer im Publikum hörten es): Zitat: "Was die Lehrer
in einer Woche arbeiten, habe ich schon bis Dienstagabend geschafft."
; (4) Stadtarchiv Chemnitz und Archiv des SFZ Berufsbildungswerk
für Blinde und Sehbehinderte Chemnitz gGmbH ; (5) Antoine de Saint-Exupéry:
Der kleine Prinz]
Die Kramkiste
Unsere Bibliothekare stellen
jeweils einen Punktschrift- und einen Hörbuchtitel vor, die sich schon
länger im Bestand unserer Bibliothek befinden - zur Erinnerung für
die "Alten" und zur Information für die "Jungen".
Hans Fallada: "Jeder stirbt für sich allein"
Susanne Siems
[Punktschriftbibliothek]
Sicher haben
auch Sie sich schon öfter Gedanken über ein sinnvolles Leben gemacht,
liebe Leserinnen und Leser. Was macht uns aus, uns als einzelne
Personen. Was hebt uns heraus aus der Alltäglichkeit des Lebens.
Ist es überhaupt notwendig, diese Alltäglichkeit zu überschreiten? Ist
nicht der eigentliche Sinn eines Menschenlebens Geburt, Aufwachsen
in einer möglichst geborgenen Umgebung, eine berufliche Aufgabe, das
Gründen einer Familie, die Enkelkinder und am Ende der Tod? Dass
es ganz so einfach und "glatt" wohl niemals geht, das werden alle
Menschen erfahren, der eine früher, der andere später. Bei dem Einen
wirft es einen ganzen Lebensabschnitt über den Haufen, bei dem anderen scheint
die Veränderung ganz allmählich. Und oft sind es äußere Faktoren,
die scheinbar diese Änderungen bewirken. Das scheint aber nur so,
denn selbst oder gerade in Extremsituationen sind wir Menschen
es, die handeln, sind unsere Gedanken und Gefühle und die daraus
resultierenden Handlungen die Auslöser für Veränderungen in unseren
Lebensläufen.
All das ging mir durch den Kopf bei
der Lektüre eines der besten Bücher von Hans Fallada. 1946, kurz
vor dem Tod des Schriftstellers geschrieben, merkt man dem Roman
"Jeder stirbt für sich allein" sehr viel Reife und Klarheit an. Das
Ehepaar Otto und Anna Quangel, ruhig und angepasst im Berlin Nazideutschlands
lebend, erfährt vom Tod des einzigen Sohnes an der französischen
Front. Der Schmerz ist unbeschreiblich. Dennoch könnten sie so weiterleben wie
bisher, Anna zu Hause den Haushalt führend, Otto als Meister in
seiner Fabrik. Die politischen Ereignisse erfährt man so nebenbei.
Ja, es sind schlimme Zeiten, Krieg und wenig zu essen. Aber es wird
schon Gründe dafür geben und ändern kann man als kleiner Quangel
ja sowieso nichts. Wie viele der Menschen in jener Zeit haben so
gedacht, wie oft sagt man sich heute, in zugegeben nicht so extremer
Situation, dass man nichts ändern kann. Aber Anna und Otto entscheiden
sich anders. Sie beginnen, sich aufzulehnen gegen die, die ihnen
durch ihren sinnlosen Krieg den Sohn genommen haben. Sie schreiben
Postkarten mit antifaschistischen Texten. Diese Postkarten legen
sie in belebten Treppenhäusern in Berlin aus. Sie möchten die Menschen
um sich rum wachrütteln, auf ihre Weise, mit ihren Möglichkeiten.
Zwei Jahre bleiben sie unentdeckt, dann müssen sie den schweren Weg
bis zum Ende durch die Gestapogefängnisse gehen. Nein, dieser Roman
nimmt kein gutes Ende, jedenfalls nicht für die beteiligten Personen,
die ihren Mut und ihre Aufrichtigkeit mit dem Leben bezahlen müssen.
Ein gutes Ende für mich ist, dass Fallada die Menschlichkeit siegen
lässt, die Tapferkeit des sogenannten kleinen Mannes. Unheimlich
viel Schwermut und Trauer liegt in der Geschichte, aber eine Trauer, die
nicht lähmt, sondern die uns Heutigen Mut macht zum aufrechten Gang,
zum Durchhalten und immer wieder auch Aufbegehren, wenn es um Unrecht
geht.
Wenn ich es richtig verstehe, wirft
die Literaturwissenschaft dem Dichter Hans Fallada zu viel Alltäglichkeit
in seinen Romanen vor, zu wenig politisches Verständnis der handelnden
Personen. Für mich in meiner Alltäglichkeit und vielleicht für viele
von Falladas begeisterten Lesern auch, liegt gerade darin die Größe
des Romans. Mir erscheint es durchaus nicht banal, darüber zu schreiben,
wie Menschen, die meine Nachbarn sein könnten, ohne große Selbstdarstellung
und mit scheinbarer Selbstverständlichkeit Widerstand leisten, mutig
und tapfer für ihre Überzeugung eintreten. Es sind gerade die kleinen
Helden, die mühsam ihren Weg lernen und die meist nicht im Mittelpunkt
der Aufmerksamkeit stehen, die Falladas Bücher so lesenswert machen.
Wenn ich Sie interessieren konnte,
dann leihen Sie den Roman in der Punktschriftbibliothek unter der
BNA 761, 9 Bde. Kurzschrift aus oder als DAISY-Buch 1157, Sprecher:
Hans Lanzke.
Und natürlich finden Sie bei uns auch
weitere Titel von Hans Fallada.
Ruth Blum: "Mein Feuergesicht"
Jana Waldt
[Hörbücherei]
Ruth Blum lebte
von 1913 bis 1975. Sie übte verschiedene Tätigkeiten, u. a. als
Verkäuferin und später als Lehrerin, aus und lieferte nebenbei journalistische
Beiträge für Schweizer Zeitungen. Erst in den 1960er Jahren konnte
sie die Schriftstellerei endlich zum Beruf machen.
Der Roman "Mein Feuergesicht" ist 1967
zum ersten Mal erschienen und das einzige Buch von Ruth Blum, das
in Blindenbibliotheken vorliegt.
Erzählt wird die Geschichte von Ursula
Imholz, die durch ihr Feuergesicht gezeichnet - die linke Gesichtshälfte
ist vom Hals bis zum Haaransatz blau-rot geflammt - auf der Suche
nach Liebe zu sich selbst findet. Ursula fühlt sich um Schönheit,
Beruf und Heimat betrogen. Die Mutter lehnte sie wegen ihres Feuergesichts
von Geburt an ab, sagte ihr später sogar: "Du brauchst nicht tanzen
zu lernen, eine wie du bekommt doch keinen Mann." Auch ihre bildhübsche
Cousine Ella spielte ihr schon während der Schulzeit übel mit.
Nach dem Tod des Vaters begann sie
kein Medizinstudium, welches ihr größter Wunsch war, sondern lernte
Stenografie und Maschineschreiben. Sie arbeitete im Büro, um die
Mutter und die Brüder finanziell zu unterstützen. Zu schätzen wusste
das niemand.
Als eines Tages im Heimatort Andreas,
ein junger, frommer Verwaltungsangestellter auftauchte, der sie
gern in seinem Bibelkreis begrüßte und sich nicht an ihrem Feuergesicht störte,
keimte in ihr die leise Hoffnung auf, vielleicht doch einmal den
Mann fürs Leben zu finden und eine richtige Familie zu haben.
Andreas bemerkte natürlich mit der
Zeit, dass ihm Ursula mehr und mehr verfiel. 15 Jahre lang spielte
er ein grausames Spiel, nannte sie seine "Schwester im Leiden".
Mehr möchte ich an dieser Stelle nicht verraten. Hören Sie selbst
Ursulas Geschichte, die sie rückblickend während ihres Aufenthaltes
im Sanatorium erzählt.
Gelesen wird das Hörbuch von Dorothea
Garlin, die es hervorragend versteht, die Stimmungen der Romanheldin
sprachlich umzusetzen.
Sie können es unter der Bestellnummer
3582 als DAISY- oder Kassetten-Hörbuch ausleihen.
Die 100 Lieblingsbücher der Deutschen
Welche Bücher sind die Lieblingsbücher
der Deutschen? Die ZDF-Aktion "Unsere Besten - Das große Lesen"
ist 2004 dieser Frage nachgegangen. Wir nennen Ihnen nacheinander
die ersten 100 Plätze. Titel, die Sie in der DZB ausleihen können,
stellen wir ausführlicher vor.
Wir setzen heute
fort mit Platz Nr. 18:
Umberto Eco: "Der Name der Rose"
- als Hörbuch vorhanden: Sprecher: Hans Lanzke, 1 CD (1598 Min.), BN 6412
Umberto Eco: "Der Name der Rose"
Der italienische
Kritiker, Essayist, Schriftsteller und Semiologe Umberto Eco wurde
am 5. Januar 1932 in Alessandria (Piemont) geboren und lebt heute
in Mailand. Nach dem Abschluss des Studiums der Pädagogik und Philosophie
erwarb er 1954 den Hochschulabschluss an der Universität Turin mit
einer Magisterarbeit über die Lehre der Ästhetik des Thomas von
Aquin. Später leistete er Programmarbeit beim Italienischen Fernsehen
RAI und war als freier Dozent für Ästhetik und visuelle Kommunikation
in Turin, Mailand und Florenz tätig. Von 1959 bis 1975 arbeitete
Eco als Senior Editor im Verlagshaus Bompiani. Im Jahre 1975 wurde
er als Professor für Semiotik an die Universität Bologna berufen.
In den Jahren 1976-77 und 1980-83 leitete Eco das Institut für Kommunikation
und Schauspiel an der Universität Bologna.
Eco gilt als einer der Protagonisten
der kulturellen Avantgarde im Italien der 60er Jahre. Er wendet
nach der strukturalistischen Methode Elemente der Informationstheorie
auf die Ästhetik an. Er wurde mit zahlreichen Ehrendoktoraten verschiedener
Universitäten, an denen er auch Seminare abhielt, ausgezeichnet.
1980 debütierte der bekannte Theoretiker
mit dem aufsehenerregenden Roman "Der Name der Rose", der ein internationaler
Erfolg wurde und 1986 mit Sean Connery in der Hauptrolle in die
Kinos kam. Die folgenden Romane "Das Foucaultsche Pendel ", "Die
Insel des vorigen Tages", "Baudolino" und "Die geheimnisvolle Flamme
der Königin Loana" erreichten ebenfalls Bestseller-Status.
Ecos Roman "Der Name der Rose" war
Weltbestseller und Kultbuch der 80er Jahre; Höhepunkt des Interesses
an mittelalterlicher Thematik, eine Kombination aus intelligentem,
glänzend recherchiertem Historienthriller und spannender Verarbeitung
der postmodernen Erzähl- und Interpretationstheorie, wie sie der
Autor selbst in mehreren Abhandlungen dargestellt hatte.
William von Baskerville, englischer
Franziskaner, und Adson, Novize aus Melk, weilen 1327 in diplomatischer
Mission in einem oberitalienischen Benediktinerkloster. Hier hat
soeben der gewaltsame Tod eines Bruders den Abt in Unruhe versetzt,
weil seiner Abtei brisanter Besuch ins Haus steht. Delegationen
des Franziskanerordens und des Avignon-Papstes sollen über Glaubensfragen
verhandeln, die sich um die Armut Christi drehen. Unter ihnen ist
Williams Erzfeind, der Inquisitor Bernard Gui. Wie ein Detektiv
macht sich William an die Aufklärung des Todesfalls, dem sechs weitere
folgen. Die Spurensuche führt in die z. T. unzugängliche Bibliothek,
das Machtzentrum des greisen Blinden Jorge de Burgos. Er besitzt
das einzig erhaltene Exemplar des in Wirklichkeit nicht erhaltenen zweiten
Buches der Poetik von Aristoteles, das die Komödie und damit das
subversive Lachen gerechtfertigt hätte. Jorge will die Welt vor
diesem Text schützen, da er im Lachen ein Prinzip des Aufruhrs gegen
die Autoritäten sieht.
Dank seines detektivischen Scharfsinns
und guter Ratschläge seines Gehilfen Adson gelangt William bis zu
Jorge, die beiden kämpfen um das Buch, dabei fällt die Lampe um,
die Bibliothek fängt Feuer und das Kloster wird ein Raub der Flammen.
Adson schreibt im hohen Alter das Erlebte auf.
Jeder Tag ist in die Zeiten der klösterlichen Hauptgebete
untergliedert. Dieses Zeitgerüst trägt ebenso zur Spannung bei wie
die am 4. Tag aufkommende Vermutung, die Todesarten der bisherigen
Opfer wiesen auf die Johannes-Apokalypse als Serienmuster hin. Die
Hypothese erweist sich als falsch, ist aber von dem eigentlich Verantwortlichen
geschickt genutzt worden.
Der Roman ist ein geniales, raffiniert
kalkuliertes Amalgam verschiedenster Quellen, von der strukturgebenden
Apokalypse über den englischen Detektivroman bis zu J. L. Borges
und M. Bachtins Studien über die mittelalterliche Lachkultur, mit
einem akuten Zeitbezug zwischen den mittelalterlichen Häretikern
und dem Terrorismus unserer Zeit; Literatur aus Literatur, dargeboten
im skeptisch-spielerischen Sinne des Postmodernismus. Typisch für
postmodernes Schreiben, das die Literatur als unendlichen Dialog
der Bücher auffasst, ist das Montieren zahlreicher Quellen, von
denen einige - wie die Offenbarung des Johannes - die Struktur tragen. Andere
illustrieren das zeitlich bedingte Wissen der Mönche, wobei Eco,
wenn er in verdeckter Form Gedanken moderner Theoretiker zitiert, bewusst
anachronistisch verfährt.
Eco selbst hat es in einer Nachschrift
(1983) zu seinem Roman abgelehnt, zu einzelnen Fragen Stellung zu
nehmen, etwa dem Titel einen eindeutigen Sinn zuzuweisen. Unmittelbar
nach dem Erscheinen des Romans entstand eine Vielzahl von Detailstudien
der Literaturwissenschaft, die den zahlreichen verbalen und motivischen
Zitaten nachspürte. Den Erfolg des Buches wiederholte die Verfilmung
durch Jean-Jacques Annaud (1986).
[Quelle: Wilpert: Lexikon der Weltliteratur,
Alfred Kröner Verlag ; Das Buch der 1000 Bücher, Harenberg Verlag
; www.umberto-eco.de]
Weitere Titel von Umberto
Eco in der DZB:
Hörbuch:
- "Baudolino", 13374
- "Das Foucaultsche Pendel", 2175
- "Die geheimnisvolle Flamme der Königin Loana", 12927
- "Die Insel des vorigen Tages", 2899
- "Platon im Striptease-Lokal", 2090
- "Quasi dasselbe mit anderen Worten", 15222
- "Die Suche nach der vollkommenen Sprache", 16086
Punktschrift
- "Nachschrift zum ‚Name der Rose'", rkzp., BNA 7187
- "Platon im Striptease-Lokal", rkzp., BNA 8585
- "Streichholzbriefe", rkzp., BNA 9855
"Literaturtreff" 2010
Karsten Sachse
Im nächsten
Jahr steht der 23. Jahrgang der Zeitschrift "Literaturtreff" ins
Haus und es wird Zeit, Sie mit den für diesen Jahrgang ausgewählten
Titeln bekannt zu machen.
Der Start ins Jahr erfolgt gewissermaßen
noch ganz in Sektlaune - prickelnd leicht und "Schwerelos". In
Ildikó von Kürthys heiterem Frauenroman (Wunderlich, 2008) dreht
sich alles um Rosa und ihren bevorstehenden vierzigsten Geburtstag,
der auch ihr Hochzeitstag werden soll. Doch der Weg zum Happyend
ist steinig, das sei an dieser Stelle schon mal verraten.
Freunde spannender Psychogramme in
der Manier eines Claude Chabrol dürften sich dann über die restlichen
kalten Wintertage mit dem Roman "Ultraviolett" von Serge Joncour
trösten (Klett-Cotta, 2008). Die spannende Geschichte erlaubt schon
mal ein Vorgefühl auf den Hochsommer: Eine wohlbestallte Familie
verbringt ihren Urlaub auf einer Insel und wartet dort auf den Filius,
der seine Semesterferien ebenfalls hier verbringen will. Doch an
seiner Statt steht plötzlich Boris vor ihnen. Braungebrannt, verführerisch.
Alle verfallen ihm. Doch unter der Oberfläche beginnt es zu brodeln,
denn keiner möchte so genau wissen, wer der Fremde in Wirklichkeit
ist. Dass er den verschollenen Sohn im Internat kennen gelernt hat,
ist wenig wahrscheinlich. Nur der Schwager schöpft Verdacht. Joncour
erzählt davon, wie schnell eine glamouröse Familie aus dem Gleichgewicht
geraten kann.
Der Roman "Das goldene Zeitalter" von
Ferenc Karinthy (Schirmer Graf, 2006) führt nach Budapest im Dezember
1944. Die Russen stehen vor der Stadt, die ungarischen Pfeilkreuzler
sind auf der Jagd nach den letzten untergetauchten Juden. Einer
von ihnen, Joseph Beregi, ein Charmeur, Frauenheld und Fußballfan,
trotzt der Gefahr, indem er unbeirrt seinem Lebensprinzip als Frauenheld
und Genussmensch treu bleibt. Während die Bomben auf die Stadt niedergehen,
setzt er im Luftschutzkeller, wo nur noch Frauen und Kinder leben,
seinen unwiderstehlichen Charme ein. Eine zärtliche, makabre Komödie,
ein Märchen, dessen Held Beregi der Barbarei der Geschichte seinen
instinktiven Willen zum Glück entgegensetzt.
Auf der nächsten Reise nimmt Sie Autor
Helge Timmerberg mit nach Indien. In "Shiva Moon" (Rowohlt Berlin,
2006) folgt er dem Ganges, von der Quelle auf 3 500 Metern Höhe,
wo der Strom aus dem Eis bricht, bis zum Delta im Indischen Ozean
- zu Fuß, auf dem Boot, mit dem Zug, wie es gerade kommt. Er trifft
in Gangatori nackte Asketen in ihren Höhlen und durchstreift Rishikesh,
die Stadt, in die die Beatles pilgerten, und wo Autos, Alkohol und
Fleisch verboten sind. Er mischt sich unter Bettelmönche und begegnet
Sadhus, die aus den ausgekochten Schädeln ihrer Yogis trinken. Er
besucht die Slums von Kalkutta ebenso wie das sechstausend Jahre
alte Varanasi. Es ist eine Reise im Schatten einer Jahrtausende
alten Kultur - eigenwillig und mit großer Kraft erzählt.
Wechseln wir den Schauplatz: die junge,
liebenswerte "Lucy Gayheart" (Manesse-Verlag, 2008) ist eine ausgezeichnete
Klavierspielerin. Sie beschließt, die Kleinstadt Haverfort zu verlassen
und zum Musikstudium nach Chicago zu gehen. Dort lernt sie den Tenor
Sebastian kennen. Ausgerechnet da tritt auch ihr Jugendfreund Harry
wieder in ihr Leben und macht ihr einen Heiratsantrag … Mit großem
Einfühlungsvermögen und zarter Poesie erzählt Willa Cather die Geschichte
einer Selbstfindung. Der Roman ist das bewegende Porträt einer jungen
Frau, die in Chicago zu neuen Ufern aufbricht: das erste eigene
Zimmer, die erste große Liebe und die ewige Frage, warum man nie
den Mann will, den man haben könnte.
Als Schlüsselroman des berühmten William
Somerset Maugham gilt "Rosie und die Künstler" (Diogenes, 2005).
"Kindlers Literatur Lexikon" bezeichnet ihn als eines "der beachtlichsten Werke
Maughams". Darin erinnert sich der erfolgreiche Schriftsteller Willie
Ashenden der leidenschaftlichen Affäre mit Rosie - der Frau seines
Kollegen Edward Driffield. Geistreiche Schilderungen der Intellektuellen-
und Künstlerkreise im London der Vorkriegszeit und die boshaften
Porträts einiger bekannter Schriftsteller trugen zum Erfolg dieses
Romans wesentlich bei.
Begeben wir uns nun 2000 Jahre zurück
in der Historie, bis nach Germanien im Jahre 9 n. Chr.: Der römische
Statthalter Varus unterliegt mit seinen Legionen einer germanischen
Übermacht, angeführt vom Cherusker Arminius. Acht Jahre später werden
eine Frau und ihr kleiner Sohn als Trophäen im Triumphzug des Feldherrn Germanicus
durch Rom geführt, vorbei an den hämischen Blicken der Römer. Die
Frau ist Thusnelda, die Ehefrau des Arminius. Robert Gordians Roman
"Die Germanin" (Zabern, 2009) berichtet über die "Schlacht im Teutoburger
Wald" und ihre Folgen aus germanischer und zugleich aus der weiblichen
Perspektive Thusneldas.
Es gibt kaum jemanden, der den berühmten Kommissar
Maigret nicht kennt, Maigret dürfte sogar bekannter sein, als sein
geistiger Vater, der Schriftsteller Georges Simenon. "Wer war zuerst
da: der Komissar Maigret oder der Schriftsteller Simenon? Wer von
beiden hat den anderen erfunden? Diese Frage scheint unsinnig, doch
wer war schon Simenon, bevor es Maigret gab? …
Zumindest muss sich Simenon selbst
diese Frage gestellt haben, denn in "Maigrets Memoiren" (Diogenes,
2008) lässt er den Kommissar sich daran erinnern, wie es mit diesem
Simenon angefangen hat, den ihm der Chef der Pariser Kriminalpolizei
damals als einen jungen Mann vorstellte: "Monsieur Georges Sim,
Journalist", und wie der junge Mann, der eine besonders dicke Pfeife
rauchte, sofort protestierte: "Nicht Journalist, Romancier."
Ungewöhnliches geschieht auch in dem
nächsten Titel unserer Aufzählung. In "Der seltsame Fall des Benjamin
Button" von Francis Scott Fitzgerald (Diogenes, Neuübersetzung 2008) kommt
ein seltsames Baby zur Welt: kein süßer kleiner Fratz, der seine
Eltern beglückt, sondern ein alter Mann mit Bart. Sein Name: Benjamin Button.
Ein schweres Schicksal ist ihm vorherbestimmt: Er durchläuft das
Leben rückwärts und wird von Tag zu Tag jünger. Als Benjamin schließlich
im Alter von fünfzig Jahren die zwanzig Jahre jüngere Hildegarde
kennen lernt, steht für ihn, der sein Leben lang nie geliebt wurde, alles
auf dem Spiel. Die anrührende und skurrile Geschichte war Vorlage
für den gleichnamigen Film, der Anfang 2009 in den deutschen Kinos lief.
Zum Jahresausklang gibt es dann noch
ein modernes Weihnachtsmärchen: Handlungsort in "Ein Weihnachtsengel
auf vier Pfoten" von Petra Schier (Rütten & Loening, 2008) ist
ein altes Haus am Stadtrand. Die alleinerziehende Architektin Hanna
hofft, endlich ihren Traum vom eigenen Heim wahr machen zu können.
Es zieht aber an allen Ecken und Enden, der Strom fällt schließlich
aus, und dann läuft ihr auch noch Billa zu, eine Labradorhündin.
Für Hannas Tochter Paula kein Problem: In diesem Haus würden sie
von einem Engel beschützt. Wenig später lernt Hanna den Förster
Leon kennen. Alles scheint auf ein wunderbares Weihnachtsfest zuzusteuern
- bis Hanna erkennt, dass Leon ein Geheimnis hat, das sie tief erschüttert.
Zum Glück gibt es Billa, den Engel auf vier Pfoten ... Friede, Freude,
Hundekuchen.
Das sind die 10 vorgesehenen Titel
für 2010. Bliebe zum Schluss noch darauf hinzuweisen, dass der bisherige
niedrige Abonnementspreis in Höhe von 53,04 Euro für die insgesamt
52 Heftausgaben des "Literaturtreff" auch 2010 Bestand hat.
LOUIS
Betreuer dieser Rubrik ist
Herr Ulrich Jander (Tel.: 0341 7113-145, Fax: 0341 7113-125, E-Mail:
Ulrich.Jander@dzb.de).
Detaillierte Ausführungen zu den Themen
können direkt bei ihm abgerufen werden. Selbstverständlich erhalten
Sie auch Antwort auf Fragen, die uns in Blindenschrift, auf Kassette
oder in Schwarzschrift erreichen. Mehr zu LOUIS gibt es im Internet
unter www.dzb.de/louis.
Wetterabfrage und Zeitschaltuhr - kleine Programme von Unitedbits
Ulrich Jander
Cord Hagen von
Unitedbits.de hat eine ganze Reihe von kleinen Programmen entwickelt,
woraus ich Ihnen zwei kurz vorstellen möchte. All diese Programme
haben die Vorteile, dass sie zum einen Freeware sind (der Entwickler
hat gegen eine kleine Spende nichts einzuwenden) und zum anderen
sich nicht in das Windows-System eintragen. Man bekommt solch ein
Programm durch das Löschen des entsprechenden Ordners auch leicht
wieder entfernt, und ein Rest bleibt nicht übrig. Das gesamte Programmangebot
finden Sie auf der Internetseite unter http://freeware.unitedbits.de
(den ersten Link auf dieser Seite ausführen). Jedes Programm ist eine
exe-Datei, die sich entpackt, wenn man sie aktiviert. Ohne Angabe
eines bestimmten Ordners wird ein solches Programm mit seinem Namen
als Ordnernamen in C:\Programme\Unitedbits\ abgelegt. Zu jedem Programm
gehört eine Textdatei als Anleitung.
Das Wetterabfrageprogramm
trägt den Namen "Rex" und heißt im Untertitel "Der Wetterdackel",
da mit dem Programmstart eine solche Akustik ertönt. Im Anleitungstext
zu Rex liest man zu Beginn u.a. folgendes:
Zitatbeginn: "Rex ruft zu einer bestimmten Postleitzahl,
die der Anwender vorgeben kann, regionale und aktuelle Wetterdaten
ab und blendet diese wahlweise ein. Durch seinen internen Timer
kann Rex auch zusätzlich ganz gezielt zu bestimmten Uhrzeiten und
für verschiedene Postleitzahlen Wetterdaten abrufen, anzeigen und
protokollieren. Zudem ist eine Wettervorhersage getrennt für den
Vormittag, Nachmittag und den Abend des aktuellen Tages durch entsprechende
Platzhalter möglich. Auch detailliert stehen für den laufenden Tag
und den Folgetag Vorhersagen mit Rex abrufbar zur Verfügung. Die
Anzeige des internationalen Wetters weltweiter Metropolen fehlt
ebenfalls nicht. Darüber hinaus bietet Rex diese Daten automatisch
über die Zwischenablage in der integrierten Clip-In-Funktion zur
weiteren Verwendung in jeder beliebigen Software an und kann auf
Wunsch stündlich automatisiert diese Daten aktualisieren und sogar
individuell protokollieren. Durch die Communicate-Schnittstelle
von UnitedBits kann Rex als PlugIn von kompatiblen Programmen genutzt
werden. Über diverse Einstellungen kann Rex im Non-PlugIn-Mode individuell konfiguriert
werden. Weitere Funktionen wie der völlig frei konfigurierbare Stundengong,
der integrierte SoundButler zur Aufnahme eigener Sounds, der Internet-Soundpool
zur Erweiterung einer eigenen Soundsammlung, zusätzlichen PlugIns
wie dem ’WetterBoten’ um das Wetter per E-Mail automatisiert zu
bestimmten Uhrzeiten versenden zu können und anderes mehr runden
die Funktionalität von Rex weiter ab. Die PowerManagement-Schnittstelle
in Rex ermöglicht sogar das wetterabhängige Schalten von kompatiblen
Schaltsteckdosen, die Sie fertig konfiguriert von UnitedBits beziehen
können. So können Sie abhängig von Temperatur, Niederschlagswahrscheinlichkeit
oder Windgeschwindigkeit bis zu vier Steckdosen je Steckdosenleiste
regeln und bspw. Markisen bei Wind einfahren lassen, Rasenberegnungen
bei Trockenheit aktivieren oder Klimaanlagen abhängig von der Außentemperatur
ein- und ausschalten." Zitatende.
Wenn Rex das erste Mal gestartet wird,
sind ein paar Einstellungen erforderlich, die Allermeisten für den
Wetterboten, den man benutzen kann, um eingeholte Wetterdaten an
eine E-Mail-Adresse zu senden. Will man das nicht, so verneint man
diese Anfrage, und es muss nur eine Postleitzahl eingetragen werden,
zu welcher bei jeder Anfrage die Wetterdaten eingeholt werden sollen.
Die Abfrage geschieht sehr schnell und natürlich über den Weg des
Internets. Aus der Anleitung geht u.a. auch hervor, dass Rex im Zusammenhang
mit einem anderen Anwendungsprogramm arbeiten kann und dann dort seine
Wetterdaten einfügt. Oder Rex befindet sich in einem eigenen Verzeichnis;
dann startet es separat als eigenständiges Programm. Rex erkennt
den entsprechenden Zustand automatisch mit dem ersten Start.
Das Programm "Rex", wenn man es aufgerufen hat,
ist nicht ständig im Vordergrund zu finden. Es tritt in bestimmten
Zeitabständen und für eine bestimmte Zeit lesbar in den Vordergrund. Wann
Rex sein Wetter präsentiert und wie lange, kann im Menü, wie vieles
andere auch, eingestellt werden. Allerdings sind die Wetterdaten von
Rex bezogen auf die angegebene Postleitzahl im Infobereich, erreichbar
mit Hilfe von Windowstaste+B und anschließend mit Cursortaste nach
links oder rechts, immer auslesbar. Genau an dieser Stelle gelangt
man mit der Kontext- bzw. Anwendungstaste (entspricht rechtem Mausklick)
in das Menü von Rex mit vielfältigen Auswahl- und Einstellmöglichkeiten.
Über den Weg kann Rex auch beendet werden.
Sie sollten sich bei Interesse die
Anleitung zu Rex durchlesen, die als Textdatei neben der Programmdatei
im selben Verzeichnis abgelegt ist, denn auf alle Funktionen kann
ich hier leider nicht eingehen. Bei einigen Tests im Vorfeld dieses
Beitrages funktionierte es leider nicht immer mit der Darstellung
im Infobereich. Das Wetter konnte also nicht ausgelesen werden.
In einem solchen Fall sollte man versuchen, Rex zu beenden, gegebenenfalls
den Computer neu zu starten und anschließend Rex wieder aufzurufen. Diese
Erscheinung kann von Konfiguration zu Konfiguration der verschiedenen
Windowssysteme unterschiedlich sein.
Kurz eingehen möchte ich
noch auf das zweite kleine Programm: Die Zeitschaltuhr. Das Auspacken
geschieht genauso wie bei Rex. Neben der Programmdatei steht auch
hier eine Textdatei mit der Anleitung zur Verfügung. Wenn man die Zeitschaltuhr
gestartet hat, befindet man sich in einer Auswahlliste, die die
einzelnen Funktionen des Programms enthält. In der Liste geht man mit
Cursortaste nach unten oder oben durch. Mit Betätigung der Tabulatortaste
steht man in einem Eingabefeld, in welchem die Zeit angegeben werden
kann. Das nochmalige Betätigen der Tabulatortaste führt Sie zum
Schalter "Start". Beendet wird das Programm mit Alttaste+F4. Im
Anleitungstext steht zu den Möglichkeiten der Zeitschaltuhr u.a.
folgendes:
Zitatbeginn: "Den Computer in dreißig
Minuten automatisch ausschalten? Oder mit zwei Klicks in den Ruhezustand
bringen? Sich in zwei Stunden an einen wichtigen Termin erinnern
lassen oder einen Internetradiostream zu einer bestimmten Uhrzeit
starten? Das alles geht sehr einfach und komfortabel mit der Zeitschaltuhr von
UnitedBits. Mit ihr lassen sich verschiedene Aktionen zu einer bestimmten
Zeit starten. Einfach auswählen zwischen den Aktionen Computer ausschalten,
neu starten, in den Standby oder Ruhezustand bringen, Benutzer abmelden, an
Termine erinnern lassen, Programme starten oder auch wieder beenden,
Verzeichnisse öffnen, Internetadressen im Browser öffnen oder fertig
adressierte E-Mails im Mailprogramm aufrufen, Sound- und Musikdateien
abspielen … Dann, wenn noch gewünscht, die verbleibende Zeit bis
zur Aktion in Minuten eintippen oder direkt die gewünschte Uhrzeit
eintragen und fertig. Die Zeitschaltuhr wird die geplante Aktion pünktlich
starten." Zitatende.
Auch bei diesem Programm ist es nützlich,
die Anleitung durchzulesen.
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg beim
Ausprobieren und Benutzen dieser und anderer Programme von UnitedBits.
Info-Service
"GEOlino" ab 2010 in Blindenschrift
Gabi Schulze
Wie der höchste
Berg der Welt bezwungen wurde, wer die Erben der Dinosaurier sind,
wie sich Tiere in der Wildnis unsichtbar machen - "GEOlino", das
Erlebnisheft für Kinder im Alter von 8 bis 14 Jahren, bietet jeden
Monat eine bunte Themenvielfalt aus Natur, Tierwelt, Technik, Menschen
und Kulturen. Alle Kinder, die lesen, staunen, lernen und Spaß haben
wollen, finden hier spannende Reportagen, interessante Berichte
und lebendige Geschichten.
Ab 2010 wird es diesen Lesespaß auch
für blinde Kinder geben. In Zusammenarbeit mit dem Verlag Gruner
+ Jahr bringt die DZB "GEOlino" in Blindenschrift (Voll- und Kurzschrift)
heraus. Das Heft erscheint monatlich und kostet im Jahresabonnement
19,20 €.
Die neue Zeitschrift löst das Schülermagazin "Kinderland"
ab, dessen letzte Ausgabe im Dezember 2009 veröffentlicht wird.
Im Oktober 2009 erhalten alle Abonnenten der "Kinderland" und Interessenten
auf Anfrage ein kostenloses Probeexemplar der "GEOlino".
Wichtig zu wissen: Ab Januar 2010
wird das Abonnement der "Kinderland" automatisch mit "GEOlino" fortgesetzt.
Wer keine "GEOlino" abonnieren möchte, wird gebeten, dies spätestens
bis 2. November 2009 schriftlich oder telefonisch mitzuteilen (Tel.:
0341 7113-120, Fax: -125, E-Mail: verlag@dzb.de). Dann endet das Abonnement
zum Jahresende. Natürlich können auch alle neuen Interessenten diesen
Kontakt nutzen.
"NEON" - Jugendmagazin auf CD-DAISY
Gabi Schulze
Ab Januar 2010
wird es in der DZB ein neues Jugendmagazin geben. Es heißt "NEON"
und tritt an die Stelle der bisherigen Hörzeitschrift "Ketchup",
deren letzte Ausgabe im Dezember 2009 erscheint.
"NEON" ist eine Zeitschrift des Verlages
Gruner + Jahr und richtet sich an junge Leute zwischen 20 und 35
Jahren.
Ihr inhaltliches Spektrum ist weit
gefächert: Die Zeitschrift berichtet unterhaltsam und informativ
zugleich über gesellschaftliche und politische Themen, über Modetrends,
Partnerschaft und Sexualität, Beruf und Karriere, Reisethemen und
Popkultur.
Die gut recherchierten Beiträge mit
Hintergrundinformationen zeugen von der Kompetenz der Journalisten,
die mit ihren Themen genau den Nerv junger Leute treffen.
Authentisch beleuchten sie den Alltag
und beschreiben das Lebensgefühl dieser Generation, berichten in
ihren Reportagen kritisch über gesellschaftliche Zustände, lassen
in Sachen Liebe und Partnerschaft Experten sprechen und interviewen
außergewöhnliche Personen aus allen Bereichen des Lebens.
Das Besondere: "NEON" erscheint monatlich
in vollem Umfang auf CD-DAISY. Das sind rund 300 Minuten Information
und Unterhaltung für junge Leute zum Jahresabonnementpreis von 19,20
€!
Im Oktober 2009 erhalten alle Abonnenten
der "Ketchup" und Interessenten auf Anfrage ein kostenloses Probeexemplar
der "NEON".
Wichtig: Abonnenten der "Ketchup"
werden ab 2010 automatisch mit "NEON" beliefert. Wer das Abo mit
"NEON" nicht fortsetzen möchte, wird gebeten, dies spätestens bis
2. November 2009 schriftlich oder telefonisch anzuzeigen (Tel.:
0341 7113-120, Fax: -125, E-Mail: verlag@dzb.de). Diese Kontaktdaten
gelten auch für alle neuen Interessenten.
DAISY2009
Christiane Felsmann
Es ist soweit!
Vom 21. bis 27. September 2009 veranstaltet die DZB Leipzig das
internationale Großereignis DAISY2009. - Der zentrale Treffpunkt
für Anwender und Entwickler moderner Informationstechnologien rund
um das Thema DAISY.
Angesprochen sind alle, die sich für
das Format DAISY interessieren und neugierig sind. Neugierig auf
aktuelle Angebote und auch Basisinformationen oder eine individuelle
Beratung wünschen. Dann sind Sie beim DAISY-Anwenderforum genau
richtig!
Am 23. September 2009 bieten wir von
9 bis 16 Uhr nicht nur spannende Fachvorträge, sondern auch ein
vielfältiges Programm. Dazu gehören verschiedene praxisorientierte
und unterhaltsame Präsentationen rund um das digitale Format. Unter
dem Titel "DAISY zum Anfassen" gibt es Informationen direkt aus
der Praxis. DAISY-Mobil-Trainer und Anbieter von DAISY-Produkten
stehen Ihnen zur Seite, um jegliche Abspielgerätetypen individuell
oder gern auch gemeinsam auszuprobieren. Persönliche Informations--gespräche
wie auch der gemeinsame Erfahrungsaustausch sind gewünscht und stehen
im Mittelpunkt des Tages. In der Hilfsmittelausstellung wird die
Vielfalt der Abspielgeräte und Serviceangebote deutlich. Der Eintritt
ist frei.
Eingerahmt wird das Anwenderforum von
mehreren Fachtagungen. Nur Mitgliedern ist das Treffen des international
zusammengesetzten DAISY-Consortiums und das des im deutschsprachigen
Raum aktiven Gremiums Medibus vorbehalten. Öffentlich findet vom
21. bis 23. September auch die deutschsprachige Fachtagung zum Thema
"Barrierefreie Aufbereitung von Dokumenten" statt. Schließlich und
von großem Interesse ist die "DAISY International Technical Conference"
vom 23. bis 25. September. Experten aus aller Welt diskutieren im
ausschließlich englischsprachigen Rahmen neue Anwendungen und Entwicklungen
des DAISY-Standards.
DAISY2009 ist der Treffpunkt für den
Anwender zu Hause - den DAISY-Nutzer und deren Begleiter, für Produzenten
und Entwickler - Bibliotheken und Verlage, für Anbieter der Abspielgeräte und
Services - kommerzielle Einrichtungen und ist offen für alle weiteren
Interessierten.
Aufgrund der Vielseitigkeit und Fülle
der Veranstaltungen findet DAISY009 außerhalb der DZB Leipzig statt:
Hotel RAMADA Leipzig, Schongauer Straße 39, 04329 Leipzig.
Detaillierte Informationen zu den einzelnen
Veranstaltungen und dem RAMADA Leipzig finden Sie unter www.daisy2009.de.
DAISY2009 ist eine Veranstaltung der
DZB Leipzig.
Kontakt: Jenni Handschack, Telefon:
0341 7113-162, E-Mail: info@daisy2009.de
Die DZB Leipzig on tour
Christiane Felsmann
Die Tour de
Braille gehört nun leider schon wieder der Vergangenheit an. Kein
Grund für uns, zu Hause zu bleiben! Im Herbst finden vielerorts Hilfsmittelausstellungen
und regionale Präsentationen statt. Deshalb wird die DZB Leipzig
in fast jeder Himmelsrichtung unterwegs sein. Im Anschluss an die
"Woche des Sehens" werden wir zum einen am 16. und 17. Oktober 2009
die Hilfsmittelausstellung des ABSV in Berlin, zum anderen am 17.
Oktober 2009 die Messe in München besuchen.
Wir werden die Kalender für 2010 in
Brailleschrift und in Großdruck, Atlanten und Grußkarten, aber auch
aktuelle Zeitschriftenangebote und andere Neuigkeiten aus unserem
Hause dabei haben.
Mehr Informationen unter www.dzb.de
oder per Telefon 0341 7113-131.
Kulinarische Integration sucht Hilfe
Am 14.11.2009
eröffnet in Dresden-Klein-zschachwitz Sachsens erstes Dunkelrestaurant. In
völliger Dunkelheit werden im Dunkelrestaurant "Sinneswandel" kulinarische
Köstlichkeiten serviert. Im Vordergrund steht allerdings nicht nur
das Erlebnis Dunkelheit, sondern auch die Integration: Um eine Verbindung
zwischen Sehenden und Blinden zu schaffen, begibt sich der sehende
Gast in die Obhut des blinden Kellners und ist auf dessen Hilfe
angewiesen.
Zur Unterstützung des Serviceteams
sucht das Dunkelrestaurant "Sinneswandel" dringend blinde oder stark
sehbehinderte Menschen, die aufgeschlossen, freundlich und kontaktfreudig sind.
Menschen, die anderen ihre Welt näher bringen möchten. Wichtig ist
nur, dass die Interessenten sich sicher im Dunklen bewegen können.
Spezielle Servierkenntnisse werden nicht benötigt.
Weitere Informationen erhalten Sie
über:
info@dunkelrestaurant-sinneswandel.de
oder unter Tel. 0351 4267837.
Fotolesetasthörbuch
bbsb-inform
Sehr schlecht
oder gar nicht sehen zu können ist nur schwer vorstellbar. Wer nicht
damit konfrontiert ist, macht sich so seine Gedanken und die kreisen
gar oft um den Verlust an Lebensqualität und Verzicht. Daraus entstehen
Vorstellungen und Klischees und Verunsicherungen im Umgang, die
blinde und sehbehinderte Menschen mitunter nerven. Aber geht es
uns anders? Auch wir gehen von Vorstellungen und Klischees im Umgang
mit den Menschen, die gut sehen können, aus. Das Zusammenleben normalisiert
sich allmählich, wenn das, was uns trennt, so verarbeitet wird,
dass es uns letztlich verbindet.
"Andere Augen" nennt Gregor Strutz
sein Fotolesetasthörbuch, das eigentlich als Diplomarbeit im Studiengang
Kommunikationsdesign entstand und das mit seinen aussagestarken
Fotos und seinen sensibel geführten Interviews das Leben eines sehbehinderten
Milchbauern und seiner Familie und eines blinden Lehrers in Norwegen
beschreibt. Weil im Laufe mehrerer Sommer eine Beziehung zwischen
ihm und diesen Menschen gewachsen ist, erfährt Gregor Strutz viel
über das Leben der beiden Männer, wie diese sich selber sehen, wie
sie mit ihrem Handicap umgehen, ihren Alltag bestehen, und wie sie
gesehen werden.
"Andere Augen" ist ein Buch für blinde,
sehbehinderte, aber vor allem für sehende Menschen. Beide Männer
beantworten all die vielen Fragen, die uns mehr oder weniger direkt
oder versteckt immer wieder gestellt werden. Wir erfahren, dass
sich das Leben mit Blindheit und Sehbehinderung in Norwegen im Kern
von dem unseren nicht wesentlich unterscheidet.
Fotolesetasthörbuch nennt Gregor Strutz
seinen Band, weil viele für die beschriebenen Situationen charakteristischen
Fotos mit einfühlsamen Bildbeschreibungen und in Braille gedruckten Kernaussagen,
sowie den Dialogen in Interview-form als Hörbuch ein Ganzes bilden.
"Andere Augen" ist nicht einfach ein
Buch über zwei Menschen. So wie der Bildband aufgemacht ist, eignet
er sich ausgezeichnet als Geschenk für verdiente Mitarbeiter der
Selbsthilfe oder unserer Einrichtungen, ebenso aber für Einsteiger und
Freunde, die all die Fragen mitbringen, auf die Gregor Strutz in
Wort und Bild Antworten bekam und aus denen er gelernt hat, Menschen, die
mitten in der Gesellschaft leben, mit anderen Augen zu sehen.
Der Fotolesetasthörband, herausgegeben
von Andere Augen e. V., ist bei der Deutschen Zentralbücherei zu
Leipzig (DZB) für 31,- Euro zu beziehen (Tel.: 0341 7113-119 oder
E-Mail: verlag@dzb.de).
Mehr über den Autor und sein Buchprojekt
erfahren Sie unter www.andereaugen.de.
Impressum
»DZB-Nachrichten« erscheint
zweimonatlich.
Kostenlose
Beilage: »Leipziger Bücherliste«.
Jahresabonnement: Kassette
oder
Blindenkurzschrift oder CD DAISY 7,68 €,
Schwarzschrift 12,30 €.
Kündigungsfrist:
3 Monate vor Ende des Kalenderjahres.
Online
unter:
www.dzb.de/zeitschriften/index.html
Alle Rechte vorbehalten. Keine Reproduktion,
Vervielfältigung oder Verbreitung ohne
Genehmigung des Herausgebers.
Herausgeber, Verlag/Studio:
Deutsche Zentralbücherei für Blinde
zu Leipzig (DZB) Gustav-Adolf-Straße 7, 04105 Leipzig
Postfach 10 02 45, 04002 Leipzig
Telefon: 0341 7113-0
Fax: 0341 7113-125
Internet: www.dzb.de
E-Mail: verlag@dzb.de
Redaktion:
Karsten Sachse
Telefon: 0341 7113-135
Abonnements, Anzeigen:
Sylvia Thormann
Telefon: 0341 7113-120
Spenden:
Förderverein »Freunde der DZB e.V.«
Sparkasse Leipzig
BLZ 860 555 92
Konto-Nr.: 1 100 830 010
DZB 2009