DZB-Nachrichten
Hrsg. von der Deutschen Zentralbücherei für Blinde zu Leipzig
(DZB)
Nr. 3 – 2010
Mai / Juni
20. Jahrgang
Inhalt
Vorbemerkung
Einblicke
Staatsministerin übergibt Welttagsbuch an blinde Schülerin | libreka! unterstützt Aufbau einer globalen Bibliothek für blinde und sehbehinderte Menschen
Grußwort
Die Öffentlichkeitsarbeit in "neuen bewährten" Händen
Wie war das damals?
Vor 100 Jahren: I. Deutscher Blindentag in Dresden
Die Kramkiste
Alphonse Daudet: "Briefe aus meiner Mühle"
Elisabeth Schulz-Semrau: "Liane und ihr Baby"
Lieblingsbücher der Deutschen
Thomas Mann: "Der Zauberberg"
LOUIS
Die Bibel, das Alte und Neue Testament, mit mehreren Ausgaben und Suchfunktion auf CD-ROM
Info-Service
Rückblick: Buchmesse
Vorschau I: Fachmesse
Vorschau II: Tag der offenen Tür
Gleisbauarbeiten im Goerdelerring
Tagungsband DAISY2009
Unitag der TU Dresden - die Arbeitsgruppe Studium für Blinde und Sehbehinderte stellt sich vor
Sozialrechtsberatung für Menschen mit Behinderung jetzt auch beim BSK e.V.
Erster Tag des Blindenfußballs
"Wegweiser durch die digitale Welt für ältere Bürgerinnen und Bürger"
Tandem-Termine
Impressum
Vorbemerkung
Nun ist es ja
doch irgendwie Frühling geworden! Ganz im Einklang mit den wärmenden
Temperaturen und frischen Energien bauen wir die Organisationsstruktur
der DZB etwas um, damit wir effektiver arbeiten und unsere Dienstleistungen für
Sie weiter verbessern können. Nähere Erläuterungen dazu liefert
Christiane Felsmann in der Rubrik "Einblicke".
Dass die Umstrukturierung nicht das
Einzige ist, was uns umtreibt, belegt der Besuch unserer Staatsministerin
Frau Prof. Dr. Dr. Sabine Freifrau von Schorlemer anlässlich des
Welttages des Buches in der DZB. Das Grußwort der Staatsministerin
und die diesbezügliche Presseerklärung, in der außerdem die Rede
von einer Kooperation zwischen der DZB und der E-book-Plattform
libreka! ist, finden Sie unter der Rubrik „Einblicke“.
Weiterhin widmet sich Dr. Werner Uhlig
in einer historischen Betrachtung unter „Wie war das damals?“ dem
I. Deutschen Blindentag in Dresden vor 100 Jahren. Und Ulrich Jander
schlägt in „LOUIS“ eine Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart,
indem er das „Buch der Bücher“ in einem elektronischen Format vorstellt.
Im „Info-Service“ schließlich berichtet
Katja Lucke von den neuen Visitenkarten des Leipziger Oberbürgermeisters
und macht Sie auf einige interessante Termine aufmerksam. Ganz wichtig in
diesem Zusammenhang ist sicher der Hinweis zum diesjährigen „Tag
der offenen Tür“ der DZB.
Es grüßt herzlich
Ihr Karsten Sachse
Einblicke
Staatsministerin übergibt Welttagsbuch an blinde Schülerin | libreka! unterstützt Aufbau einer globalen Bibliothek für blinde und sehbehinderte Menschen
Übergabe des Buches "Ich schenk
dir eine Geschichte" durch Staatsministerin von Schorlemer an blinde
Schülerin / Kooperation im Rahmen des Projekts "Leibniz" der DZB
mit der E-Book-Plattform libreka!, die Daten zur Erstellung von
blinden- und sehbehindertengerechten Büchern liefert (Pressemitteilung)
Anlässlich des
Welttages des Buches besuchte die sächsische Staatsministerin für
Wissenschaft und Kunst, Frau Prof. Dr. Dr. Sabine Freifrau von Schorlemer,
am 23. April 2010 die Deutsche Zentralbücherei für Blinde zu Leipzig (DZB).
Während einer Führung durch die Produktions- und Servicebereiche
der Leipziger Institution zeigte sie sich begeistert von der hohen Qualität
der Bücher, die in der ältesten Leihbücherei für Blinde produziert
werden.
Im Anschluss daran übergab die Staatsministerin
das diesjährige Welttagsbuch "Ich schenk dir eine Geschichte" an
die Siebtklässlerin Lisa-Maria Holland von der hiesigen Wladimir-Filatow-Schule.
Um auch blinden und sehbehinderten
Schülern die Teilhabe an dem Lesefest anlässlich des Welttages des
Buches zu ermöglichen, überträgt die Deutsche Zentralbücherei für
Blinde zu Leipzig (DZB) das Welttagsbuch in Blindenschrift. Bereits
zum vierten Mal unterstützte die DZB durch großzügige Finanzierung
des Fördervereins "Freunde der DZB e.V." diese Aktion und verschickte
das Buch an interessierte Schulen deutschlandweit. Damit steht es
am gleichen Tag wie für sehende Kinder auch nichtsehenden Bücherwürmern
zur Verfügung. Erstmals wurde das Buch in diesem Jahr nicht nur
als gedrucktes Medium in Voll- und Kurzschrift angeboten, sondern
auch als digitales E-Book. Auf diese Weise macht die DZB Literatur
einem noch größeren Kreis an Menschen, die Gedrucktes nicht lesen können,
zugänglich.
Gleichzeitig teilt die Deutsche Zentralbücherei für
Blinde zu Leipzig mit, dass sie in ihrer Arbeit zukünftig von der
E-Book-Plattform libreka! unterstützt wird. Im Rahmen des Projektes
"Leibniz" fördert libreka! den Aufbau einer umfassenden und globalen
Bibliothek für blinde und sehbehinderte Menschen. libreka! stellt
der DZB künftig digitalisierte Buchdaten zur Verfügung, aus denen
die DZB blinden- und sehbehindertengerechte Titel im Braille- oder
DAISY-Format produziert. Die Titel werden dann in der Blindenbibliothek
der DZB zugänglich gemacht. Voraussetzung für die Weiterleitung
von Buchdaten ist die Zustimmung der jeweiligen Partner-Verlage von
libreka!.
"Als zentraler Partner der Buchbranche
engagiert sich libreka! dafür, dass blinde und sehbehinderte Menschen
künftig leichter Zugang zu Bildung und Wissen erhalten. Ich hoffe,
dass möglichst viele Verlage die DZB aktiv unterstützen und ihre
Titel zur Verfügung stellen", sagt Ronald Schild, Geschäftsführer
der MVB Marketing- und Verlagsservice des Buchhandels GmbH, die
libreka! betreibt.
"Nur ein Bruchteil der rund 100.000
Titel, die jährlich erscheinen, sind auch für Sehbehinderte und
Blinde aufbereitet. Die Kooperation mit libreka! ist ein wichtiger
Schritt, das Angebot der in der Mediengemeinschaft für blinde und
sehbehinderte Menschen (MEDIBUS) zusammengeschlossenen Bibliotheken
deutlich auszubauen", sagt Thomas Kahlisch, Direktor der DZB.
Verlage, die das Projekt unterstützen
möchten, unterzeichnen hierfür einen Kooperationsvertrag mit der
DZB. Darin wird geregelt, welche der in libreka! eingestellten Titel
des Verlags der DZB bereitgestellt werden. Die Daten der genannten
Titel werden dann von libreka! an die DZB weitergeleitet und dort
in für sehbehinderte und blinde Nutzer geeignete Formate umgewandelt.
Im Zentrum des Projekts "Leibniz" der
DZB steht die Umsetzung der gesellschaftlichen Teilhabe blinder
und sehbehinderter Menschen im beruflichen und akademischen Umfeld.
In den nächsten drei Jahren wird ein universelles Werkzeug entwickelt,
um später jedem Nutzer der DZB dringend benötigte Fachinformationen
so zur Verfügung zu stellen, wie es seinen individuellen Bedürfnissen
und Wünschen entspricht. Zentrales Ziel ist der Aufbau einer globalen
Bibliothek für Menschen, die gedruckte Informationen nicht lesen
können. Das Projekt wird unterstützt vom Bundesministerium für Arbeit
und Soziales.
Hintergrund: Über die Deutsche Zentralbücherei
für Blinde zu Leipzig (DZB)
Seit über hundert Jahren ist es die
Aufgabe der DZB Leipzig, Literatur und Informationen in blinden-
und sehbehindertengerechter Form zu erstellen und anzubieten. Sie
ist die älteste öffentliche Leihbücherei für Blinde in Deutschland. Punktschriftliteratur
wurde hier von Beginn an produziert und verlegt.
Die Bibliothek bietet Bücher in Blindenschrift und
im digitalen Hörbuchformat DAISY in allen literarischen Genres
an. Im Verlag werden vielfältige Produkte in Blindenschrift und
als Relief sowie im DAISY-Format angeboten.
Grußwort
Grußwort der Sächsischen Staatsministerin für
Wissenschaft und Kunst, Prof. Dr. Dr. Sabine von Schorlemer, anlässlich
der Veranstaltung "Die Zukunft des Buches barrierefrei" am 23. April
2010, dem UNESCO-Welttag des Buches, in der Deutschen Zentralbücherei
für Blinde zu Leipzig
Sehr geehrter
Herr Dr. Kahlisch,
sehr geehrter Herr Pöhler,
sehr geehrter Herr Professor Lokatis,
sehr geehrter Herr Imsieke,
sehr geehrter Herr Doubrava,
liebe Schülerinnen und Schüler der
Wladimir-Filatow-Schule,
sehr geehrte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der
DZB,
liebe Gäste,
meine sehr verehrten Damen und Herren!
Als Staatsministerin für
Wissenschaft und Kunst des Freistaates Sachsen begrüße ich Sie alle sehr
herzlich zu dieser Veranstaltung aus Anlass des UNESCO-Welttages
des Buches unter dem Motto "Die Zukunft des Buches barrierefrei".
Ich stehe noch ganz unter dem Eindruck
der Führung durch das Ephraim-Carlebach-Haus, den Staatsbetrieb
"Deutsche Zentralbücherei für Blinde zu Leipzig", die ich heute
zum ersten Mal besuche - liegt doch die DZB im Geschäftsbereich
des von mir geführten SMWK.
Herzlichen Dank, Herr Dr. Kahlisch,
Ihnen und Ihren Mitarbeitern für Ihre engagierte Führung durch das
Haus. Die Herstellung von Braille-Schrift mit Punziermaschinen,
die Produktion von Hörformaten schriftlicher Informationen für ein
"Digital Accessible Information System" mit dem hübschen Namen DAISY
im eigenen Tonstudio oder die Relief-Anfertigung von gemeinhin visuellen
kulturellen Inhalten, damit sich Bildtafeln auch durch den Tastsinn
erfassen lassen - dies alles ist doch neu, bestimmt auch faszinierend,
wenn man selbst gewohnt ist, sich die kognitive Welt über das Lesen
von Büchern und Zeitschriften "in Schwarzschrift" zu erschließen.
Meine Damen und Herren, mit Ihrem Motto
"Die Zukunft des Buches barrierefrei" öffnen Sie den Blick auf ein
in wachsendem Maße wichtiges Thema, mit dem wir in unserer alternden
Gesellschaft angesichts des demografischen Wandels möglicherweise
in Zukunft in stärkerem Maße als bisher umzugehen haben. Schließlich
begegnen viele von uns im Laufe ihres Lebens der zunehmenden Einschränkung
ihrer Seh-Fähigkeiten, gegen die man sich nicht immer durch herkömmliche
Hilfsmittel behelfen kann.
Das Thema wird uns aber auch in der
Perspektive globaler Verantwortung in der Zukunft intensiver beschäftigen,
wenn wir an die Millionen Menschen denken, die in anderen Teilen
der Welt von Sehbehinderung und Blindheit betroffen sind.
Was hat es mit dem "Welttag des Buches
und des Urheberrechts" auf sich? Die UN-Organisation für Kultur
und Bildung, die UNESCO, hat 1995 den 23. April zum weltweiten Feiertag
für das Lesen, für Bücher und die Rechte der Autoren erklärt. Eine
europäische Region hat dabei Pate gestanden, denn die UNESCO hat
sich von dem katalanischen Brauch inspirieren lassen, zum Namenstag
des Heiligen Georg Rosen und Bücher zu verschenken. Der 23. April
ist auch als der Todestag von William Shakespeare und Miguel de
Cervantes und als Geburtstag des isländischen Literaturnobelpreisträgers
Halldór Laxness bedeutsam. Seit 1996 feiern wir den "Welttag des
Buches" auch in Deutschland - in Buchhandlungen, Verlagen, aber
auch in unseren Schulen und Bibliotheken.
Wenn wir von Barrierefreiheit für Information sprechen
und den Betrachtungswinkel auf eine globale Perspektive einrichten,
so ist in diesem Zusammenhang freilich die seit dem 26. März 2009
in Deutschland in Kraft getretene Behindertenrechtskonvention der
Vereinten Nationen besonders hervorzuheben. Dieses internationale
Übereinkommen hat zum Ziel, die Chancengleichheit behinderter Menschen
zu fördern und ihre Diskriminierung in der Gesellschaft zu unterbinden.
Stärker als bisher sollen dabei die Menschenrechte gegen unfreiwillige
Ausgrenzungen aus Gemeinschaften oder der Gesellschaft entfaltet
werden.
Die UN-Konvention verlangt - wie es
in ihren Allgemeinen Grundsätzen (Art. 3) heißt - "die volle und
wirksame Teilhabe an der Gesellschaft und Einbeziehung in die Gesellschaft.
(…) Die Achtung vor der Unterschiedlichkeit von Menschen mit Behinderungen
und die Akzeptanz dieser Menschen als Teil der menschlichen Vielfalt
und der Menschheit".
Wissen und Kunst für jedermann erfahrbar
zu machen ist eine Aufgabe, der sich die Deutsche Zentralbücherei
für Blinde schon seit 115 Jahren stellt. Als Staatsbetrieb des Freistaates
Sachsen handelt es sich bei der DZB um ein modernes Kompetenzzentrum
für die barrierefreie Aufbereitung von Informationen das es gilt
in die Zukunft zu führen.
Ich konnte mich heute persönlich von
der Leistungsfähigkeit, Innovativität und vom Engagement der Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter überzeugen. Dank einer geschickten Kombination aus
Tradition und Moderne wachsen in der DZB die Leseangebote sehender
und nichtsehender Menschen zusammen. Die technischen Innovationen
der DAISY-Bücher begeisterten nicht nur die über 300 Experten aus
der ganzen Welt zum DAISY-Kongress im September 2009 hier in Leipzig,
sie wecken auch verlegerisches und wissenschaftliches Interesse,
E-Books und andere Informationsangebote barrierefrei zu gestalten.
Meine Damen und Herren, am Zusammenwachsen
des DAISY- und des EPUB-Formates vollzieht sich gesellschaftliche
Teilhabe behinderter Menschen ganz konkret und verdeutlicht, was die
in Deutschland ratifizierte und auch in den Ländern umzusetzende
Behindertenrechtskonvention mit "Inklusiver Gesellschaft" bezeichnet.
Wer nicht sehen kann, hat trotzdem
großen Spaß am Lesen und gerade die Brailleschrift als Informations-
und Kommunikationsmittel trägt dazu bei, dass nichtsehende Menschen
Zugang zu Bildung erhalten und beruflich ihre Frau oder ihren Mann
stehen können. So ist es sehr zu begrüßen, dass die DZB die Initiative
übernommen hat und im Jahr 2011 den Weltkongress "BRAILLE21" in
Leipzig ausrichten wird. Die breite internationale und nationale
Unterstützung, die sie schon heute für dieses ehrgeizige Projekt
erhält, ist Ausdruck der hohen Wertschätzung, die diese sächsische
Einrichtung erfährt.
Die DZB hat zu dem heutigen Tag das
eigens zum Welttag des Buches von renommierten Kinder- und Jugendbuch-Autoren
verfasste Welttags-Verschenkbuch für Kinder "Ich schenk dir eine
Geschichte" in Brailleschrift übertragen. 2010 steht das Verschenkbuch
ganz im Zeichen von "Freundschaftsgeschichten".
Es ist also schon etwas Besonderes
und mir deshalb auch eine große Freude, wenn wir heute dieses Buch
in Braille-Schrift an die Wladimir-Filatow-Schule Leipzig verschenken.
Die Öffentlichkeitsarbeit in "neuen bewährten" Händen
Christiane Felsmann
Im September
2004 wurde mit meiner Einstellung in der DZB erstmals eine Ansprechperson ausschließlich
für die Belange der Öffentlichkeitsarbeit engagiert.
Eine vielschichtige und umfangreiche
Aufgabe. Geht es doch darum, unser Haus in der Öffentlichkeit zu
präsentieren und die Aufgaben der DZB gesellschaftlich wie politisch
zu positionieren. Veranstaltungen im und außer Haus gilt es zu organisieren
und durchzuführen. Informationsmaterialien für die Bibliotheken,
Projekte und Angebote müssen zeitnah und umfassend erstellt und
auch aktualisiert werden. Überdies werden individuelle Anfragen
per Mail oder am Telefon beantwortet. Spontan und zeitlich anspruchsvoll
sind darüber hinaus journalistische Fragen. Generell erhalten alle
Interessierten aktuelle Informationen über den Newsletter bzw. über
die Pressemitteilungen des Hauses. Der persönliche Kontakt mit anderen
Institutionen, Vereinen und Verbänden ist für unsere Öffentlichkeitsarbeit
ein zusätzliches Betätigungsfeld.
Dennoch gibt es noch eine ganze Reihe
an Aufgaben - die durchaus auch an die PR-Arbeit grenzen - die
bisher kaum Beachtung finden. Um diesen gerecht zu werden, widme
ich mich seit dem 01. April 2010 jenen Tätigkeiten. So wird die
Entwicklung eines modernen Bibliothek-Marketings unter Berücksichtigung
der bedeutenden Aufgaben unserer Bibliotheksarbeit zu meinen künftigen
Aufgabengebieten gehören. Arbeitsabläufe sollen effektiver gestaltet und
der Service für unsere Nutzer und Kunden verbessert werden. Der
Fokus der Arbeit liegt vorerst in der Gestaltung interner Strukturen.
Ich freue mich auf die vor mir liegenden
spannenden, aber auch herausfordernden Aufgaben. Gemeinsam mit den
Kolleginnen und Kollegen können wir unser Arbeitsumfeld bewusst
und kreativ gestalten. Schrittweise und den Arbeitsprozessen entsprechend
werden wir spezifische Aufgabenfelder wie auch die Bereiche Dienstleistung
und Service stärken.
Die neue PR-Referentin der DZB wird
Katja Lucke sein. Sie ist allerdings in dieser Aufgabe auch schon
eine bewährte Kollegin. Frau Lucke widmete sich der Öffentlichkeitsarbeit
bereits während der einjährigen Elternzeit von Christiane Felsmann.
Sie erreichen unsere PR-Referentin
Katja Lucke unter der Rufnummer 0341 7113-131 und per Mail unter
katja.lucke@dzb.de.
Christiane Felsmann ist nun unter der
Rufnummer 0341 7113-173 und per Mail unter christiane.felsmann@dzb.de
zu kontaktieren.
Wie war das damals?
Vor 100 Jahren: I. Deutscher Blindentag in Dresden
Dr. Werner Uhlig
Ein ganz entscheidender
Meilenstein in der Geschichte der Blindenselbsthilfe Deutschlands war
der I. Deutsche Blindentag in Dresden. Es war Pfingsten 1909. Da
fuhren 236 stimmberechtigte Mitglieder aus deutschen Ortsblindenvereinen
nach Dresden, um vom 2. bis 5. Juni über die brennendsten Probleme
der deutschen Blinden, insbesondere über die Schaffung eines Reichsverbandes
der Blinden im Deutschen Kaiserreich, zu beraten.
Zur Vorgeschichte: Im 19. Jahrhundert
war annähernd alles, was für Blinde getan worden ist, von Blindenlehrern
oder in ihrer Regie geschaffen worden. Auf dem I. Deutschen Blindenlehrerkongress
in Wien im Jahre 1873 hatten die Pädagogen der Blindenanstalten
Deutschlands und Österreichs eine gut funktionierende Organisation
gegründet, die große nationale und internationale Anerkennung genoss,
über ein eigenes Verbandsorgan, den "Blindenfreund", verfügte und
im Abstand von jeweils drei Jahren Blindenlehrerkongresse durchführte.
Bei Reichs-, Landes- und Kommunalbehörden ebenso wie bei privaten
und kirchlichen Wohlfahrtseinrichtungen galten die Blindenlehrer
als die fachlich kompetenten Verhandlungspartner in allen Blindenangelegenheiten,
wurden vollauf akzeptiert und allseits in der Öffentlichkeit hoch geachtet.
Ab den 1870er Jahren entstanden im Deutschen Reich die ersten Blindenselbsthilfeorganisationen
als Ortsvereine. Blinde wollten nun selbst die Regelung ihrer Angelegenheiten in
die Hand nehmen. Das war auch bei uns in Sachsen so.
Die ersten beiden Ortsblindenvereine
hier sind die "Blindenvereinigung Leipzig", gegründet am 17.10.1892,
und der "Verein der erwerbtreibenden Blinden von Leipzig und Umgegend",
gegründet am 22.6.1901. Es folgten der "Verein der Blinden in Dresden
und Umgegend", gegründet am 8.10.1901, der "Westsächsische Blindenverein",
Sitz Crimmitschau, gegründet am 19.11.1902 (das war ein regionaler
Verein, denn er erfasste außer Crimmitschau auch die Städte Werdau,
Mylau, Netzschkau, Reichenbach, Meerane, Glauchau, Lichtenstein,
Lößnitz, Waldenburg, Callenberg, Hohenstein-Ernstthal und Zwickau),
der christliche Dresdner Blindenverein "Trost im Leid", gegründet
am 12.10.1904, der "Verein der Blinden in Bautzen und Umgegend",
gegründet am 3.9.1905, der "Verein der Blinden von Freiberg und
Umgegend", gegründet am 1.10.1905, der "Ortsblindenverein Eilenburg",
gegründet im Januar 1907, und der "Verein der Blinden von Zwickau und
Umgegend", gegründet am 8.4.1908.
In den nunmehr bereits neun kommunalen
bzw. regionalen Blindenvereinen wurde bald erkannt, dass wirksame
Interessenvertretung der Blinden bei dieser Struktur nur auf Teilgebieten
und auch nur sehr differenziert möglich war.
Was aber die einzelnen Ortsvereine
miteinander verband, das waren die im Grunde überall gleichen Zielstellungen,
nämlich die dauerhafte Verbesserung der Lebensbedingungen für Blinde.
Wollte man vorwärtskommen, dann mussten die Selbsthilfegruppen koordiniert
Einfluss auf Sozialgesetzgebung gewinnen. Auf Grund der föderalistischen
Struktur Deutschlands erfolgte auch damals Sozialgesetzgebung auf
Landes- und Reichsebene. Es mussten also Vertretungskörperschaften
der Blinden auf Landes- und Reichsebene geschaffen werden, wollte
man über lokale Grenzen hinauskommen.
Mit neun Blindenvereinen nahm Sachsen
unter den deutschen Ländern beim Aufbau der Blindenselbsthilfe damals
den ersten Platz ein. Um eine von der Öffentlichkeit im Deutschen
Kaiserreich respektierte Interessenvertretung der Blinden zu schaffen,
bot es sich an, eine gleichberechtigte Partnerschaft mit den Blindenlehrern
aufzubauen.
Dieses Ansinnen jedoch stieß damals
bei den Blindenpädagogen auf Ablehnung. Nachdrücklich fand das seine
Bestätigung auf dem Hamburger Blindenlehrerkongress im Jahre 1907. Mit
dem Ziel, vielleicht doch noch zu gleichberechtigter Zusammenarbeit
zwischen Blindenselbsthilfe und Blindenlehrern zu kommen, nahm eine
Delegation von sechs Vertretern verschiedener Ortsblindenvereine
an diesem Kongress teil. Es waren die Herren Nathan und Falius vom
Blindenverein Hamburg, Tiebach vom "Allgemeinen Blindenverein Berlin",
Vierling und Baron vom "Verein der Blinden in Dresden und Umgegend"
und Röger vom "Westsächsischen Blindenverein".
Die Vorschläge und Anträge dieser Delegierten der
Blindenvereine wurden von den Blindenlehrern aber regelrecht abgeschmettert,
z. T. mit ausgesprochen demagogischen Argumenten. Hier ein Beispiel
dafür.
Einer der angesehenen Blindenpädagogen,
der sich in der Berichterstattung als "ungenannter Kongressteilnehmer"
bezeichnete, schrieb:
"Man reagierte unfreundlich auf den
Vorstoß, den die Blinden als geschlossene Vereinigung unternahmen,
um … den Blindenlehrern ihre Ansichten … als Richtschnur für die
Erziehung der Gesamtheit der Blinden aufzuzwingen."
Doch in die Schulangelegenheiten wollten
sich die Vertreter der Blindenselbsthilfevereine ja gar nicht einmischen.
Sie wollten die hundert Jahre währende Vormundschaft der Blindenlehrer
gegenüber den Blinden überwinden, die innerhalb und außerhalb der
Blindenanstalten, also quasi lebenslänglich, ausgeübt wurde, und sie
wollten, dass die erwachsenen Blinden selbst als gleichberechtigte
Partner in einer konstruktiven Zusammenarbeit bei allen Blindenangelegenheiten
anerkannt werden.
Johann Nathan, der blinde Organist
an der Hamburger Kreuzkirche, begründete das Anliegen der Blindenvereine
in seinem Diskussionsbeitrag ganz anders als vom "ungenannten Kongressteilnehmer"
unterstellt. Nathan sagte:
"Wenn die Verhandlungen und Beschlüsse
der Kongresse sich in den Grenzen der Schule und des Schulwesens
hielten, so würde es mir nicht eingefallen sein, für das Stimmrecht
der Blinden einzutreten. Aber die Tatsache steht fest, dass die
Beschlüsse, die hier gefasst werden, tief, sehr tief auch in das
Leben der erwachsenen Blinden eingreifen. … Wir haben von manchen Beschlüssen
des Kongresses lediglich die Kosten zu tragen. Es sind das oft sehr
viele Kosten, wie ich aus eigener Erfahrung weiß. Sie beschließen und
können die Tragweite der Beschlüsse für die erwachsenen Blinden
nicht kennen."
Es blieb also 1907 alles beim Alten.
Die Blindenlehrer waren nicht bereit, ihre Monopolstellung in Blindenangelegenheiten
aufzugeben, und die Fronten zwischen den Lehrern und den Blindenvereinen
hatten sich eher noch verhärtet. Es war an der Zeit, dass etwas
geschah.
"Nach Beendigung des Hamburger Kongresses lud
Dr. Sommer, der, selbst auch blind, eine höhere Privatschule in
Bergedorf bei Hamburg eingerichtet hatte, die blinden Kongressteilnehmer dorthin
ein. Hier wurde der Gedanke einer selbstständigen Blindentagung
erwogen. Der blinde Verlagsbuchhändler F. W. Vogel, Hamburg, griff
den Gedanken energisch auf, und der Dresdner Vertreter Vierling
erklärte sich bereit, die erste Tagung dieser Art in Dresden vorzubereiten."
Es wurde Kontakt zu den Blindenvereinen
in Deutschland und Österreich aufgenommen, und die Vorsitzenden
der Ortsblindenvereine in Hamburg, Dresden, Berlin, Breslau und
Wien bildeten den vorbereitenden Ausschuss für den I. Deutschen
Blindentag. Herr Falius vom Hamburger Blindenverein verfasste und
unterzeichnete den Aufruf zum Blindentag in Dresden, und von der
Verlagsbuchhandlung F. W. Vogel wurde dieser Aufruf gedruckt und
verbreitet.
Doch nun wurde Widerstand gegen die
aufstrebende demokratische Blindenselbsthilfebewegung inszeniert.
Überall in der Tagespresse erschien im Sommer 1908 die Einladung
zu einem Blindenkongress in Hannover. Organisiert hatte das im Alleingang
der bei einem Manöver erblindete Hauptmann Luthmer aus Hagenau im
Elsass. Als konservativer Monarchist wollte er ein Gegengewicht
zur demokratischen Blindenbewegung schaffen, war jedoch mit dieser
Absicht zum Scheitern verurteilt. Zwar hat die Tagung in Hannover
stattgefunden, konnte aber die Vorbereitung des Dresdner Blindentages
nicht aufhalten.
1. Tag
Vor mehr als 300 Teilnehmern - unter
den Gästen viele sächsische Blindenlehrer - eröffnete ein hoher
Staatsbeamter der sächsischen Landesregierung die dreitägige Veranstaltung. Dresden
1909 war nicht mehr Hamburg 1907. Die Chemnitzer und Leipziger Blindenlehrer
hatten erkannt, dass es für das Jubiläum "Hundert Jahre Blindenbildung
in Sachsen" gar kein besseres Forum hätte geben können als den Dresdner
Blindentag. Eine informative Ausstellung empfing die Tagungsteilnehmer.
In Bild und Schrift wurde gezeigt, dass Sachsen als erstes der deutschen
Länder 1873 die Schulpflicht für blinde Kinder einführte, dass es
ab 1862 in Hubertusburg die erste deutsche Vorschuleinrichtung für
blinde Kinder gab und ab 1888 in Königswartha eine Hilfsschule für
Blinde. Das Moritzburger Gesellenheim mit Werkstätten, die Chemnitzer
Blindenanstalt, die Leipziger Blindenanstalt und die Deutsche Zentralbücherei
für Blinde waren zu sehen.
Die Themen dieses Tages galten den
drängenden Problemen blinder Handwerker und Berufsmusiker. Eine
große Rolle spielten dabei Diskussionen um das Für und Wider von Genossenschaften
des Blindenhandwerks und die Gründung einer Zentrale für die Beschaffung von
Noten in Blindennotenschrift.
2. Tag
Da ging es um wichtige Anliegen blinder
Frauen und Akademiker. Die Blindenanstalten wurden aufgefordert,
Unterricht für Hauswirtschaft und weibliche Handarbeiten in ihr
Ausbildungsprogramm aufzunehmen.
Der Schwerpunkt der Debatten blinder
Hochschullehrer bestand im Erfahrungsaustausch darüber, welche Fachrichtungen
an Universitäten und Hochschulen für befähigte Blinde am erfolgversprechendsten
sind und welche lieber gemieden werden sollten.
Zu einem besonderen Ereignis wurde
das unerwartete Erscheinen und Auftreten des Hauptmanns Luthmer.
Als kaisertreu und deutsch-national missbilligte er den sozialdemokratischen Geist
des Dresdner Blindentages und verurteilte die Anwesenheit von Blinden
aus Österreich und der Schweiz unter den Gästen. Damit provozierte
Luthmer lautstarke Empörung der Tagungsteilnehmer und verließ unter
Protest den Saal.
3. Tag
Der letzte Tag war dem Hauptanliegen
der Veranstaltung vorbehalten, der Schaffung einer deutschen Blindenselbsthilfeorganisation
auf Reichsebene. Das grundlegende Referat dazu hielt Martin Ritz
aus Mainz. Sein Thema lautete: "Die Organisation der Vereine der
Blinden zu Verbänden und zu einem Bunde". Zu diesem Referat beschlossen
die Delegierten einen Antrag, in dem es heißt: "Der I. Deutsche
Blindentag in Dresden beschließt, dass ein Bund von Blindenvereinen
in Deutschland gegründet werden soll."
Mit der Berufung einer Arbeitsgruppe
für die erforderlichen Vorarbeiten endete der Dresdner Blindentag.
1912, auf dem II. Deutschen
Blindentag in Braunschweig, ist der Reichsdeutsche Blindenverband
geschaffen worden.
[Quelle: beim Autor]
Die Kramkiste
Im Bestand der Bibliothek gekramt
Unsere Bibliothekare stellen jeweils
einen Punktschrift- und einen Hörbuchtitel vor, die sich schon länger
im Bestand unserer Bibliothek befinden.
Alphonse Daudet: "Briefe aus meiner Mühle"
Susanne Siems
Punktschriftbibliothek
Sicher haben
Sie Ihr Urlaubsziel für dieses Jahr schon geplant, liebe Leserinnen
und Leser. Aber vielleicht kommt meine Empfehlung ja für das nächste
Jahr zurecht oder Sie gehören sogar zu den Kurzentschlossenen. Wobei
das wiederum nicht so recht zum Stil des Buches passen möchte, das
ich Ihnen heute für die Lektüre empfehle. Kommen Sie mit auf eine
Reise nach Frankreich, und zwar in das südliche Frankreich. Wenn
Sie es ganz genau wissen möchten, wir reisen in die Provence. Ja,
die Provence, das ist der Landstrich, wo wohl scheinbar alles nach
Lavendel, Orangenbäumen und Rosmarin duftet. Ich war selbst auch
noch nicht dort, aber eine leise heimliche Sehnsucht zieht mich
dorthin, und nachdem ich Alphonse Daudets "Briefe aus meiner Mühle"
gelesen habe, wird es wohl auch nicht mehr allzu lange dauern, dass
ich zumindest einen Versuch starte, meine Sehnsucht zu stillen.
Alphonse Daudet, dieser französische
Schriftsteller aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, pflegte
einen heiter-ironischen Stil, mit dem er die häufige Bitternis der
Realität zu beschreiben suchte. Das Leben der provenzalischen Menschen
des 19. Jahrhunderts wird dem Leser mit sehr poetischen und heiteren
Schilderungen nahegebracht. Es handelt sich nicht wirklich um Briefe
und der Schelm Daudet, wie wir ihn später in seinem berühmten Roman
über Tatarin von Tarascon treffen, hat diese Erzählungen auch niemals
in der Provence, sondern in Paris verfasst. All die beschauliche
Zurückgezogenheit in eine alte Mühle ist also ein bisschen mit Abstand
und gesunder Skepsis zu betrachten.
So schön manche Dinge klingen, wenn
man sie voll Poesie beschreibt, die Wirklichkeit ist trotzdem oft
nicht weniger hart und schonungslos. Die "Briefe" haben sehr unterschiedlichen
Charakter, viel Sagen- und Märchenmaterial wird verwendet, so zum
Beispiel in der Erzählung "Die Ziege des Herrn Seguin". Eine weiße
Ziege verlässt ihr sicheres Gehege bei Herrn Seguin, um die saftigen
und nach Abenteuer duftenden Wiesen in den Bergen zu erkunden. Der
Wolf lauert schon, die Ziege kämpft eine ganze Nacht lang gegen
ihn und im ersten Morgendämmern unterliegt sie und wird vom Wolf
gefressen. Auch tragische Erlebnisse der bäuerlichen Wirklichkeit
werden in den Erzählungen beschrieben, so zum Beispiel die Geschichte
eines jungen Bauern, der sich wegen einer unglücklichen Liebe zu
einem Mädchen aus der Stadt vom Heuboden stürzt und stirbt. Über
allen Erzählungen liegt dieser feine ironische, aber auch fast zärtliche
Ton, bei dem man Daudets Liebe zu Landschaft und Menschen spürt.
In der Literaturwissenschaft wird das als literarischer Impressionismus
bezeichnet, sozusagen eine verschwommene Abbildung der Realität.
Es ist für mich auch nicht verwunderlich, dass hinter diesem anmutigen,
bildhaft verspielten Stil ein strenger Wille zu Form und Struktur
steht. Nur allzu oft begegnet es uns doch in der Kunst und anderswo,
dass Dinge, die durch ihre offensichtliche Leichtigkeit bezaubern,
nur mit großer Anstrengung und Willenskraft hervorgebracht wurden.
Am Ende möchte ich noch einmal auf
das Reiseziel Provence kommen. Wenn Sie nicht die Möglichkeiten
haben, in die Provence zu reisen, vielleicht ist es auch verlockend,
im Garten zu sitzen, die Sonne zu spüren, neben sich ein Kräuterbeet
mit Lavendel und Rosmarin und auf dem Schoß ein gutes Buch. Freuen
würde ich mich, wenn es das hier Vorgestellte wäre. Vielleicht aber
auch ein anderes von Daudet oder eben das, was gerade zu Ihrer Stimmung
passt.
Folgende Titel Daudets können
Sie in der DZB ausleihen:
Punktschrift
- "Briefe aus meiner Mühle", BNA 2571
- "Elf Erzählungen", BNA 1390
- "Die gewaltigen Abenteuer des Tartarin von Tarascon", BNA 898
- "Port-Tarascon", BNA 4697
- "Fromont jr. & Risler sen.", BNA 13631
- "Die Heilige Nacht", BNA 10191
- "Der kleine Dingsda", BNA 1172
- "Seine Exzellenz, der Herr Minister", BNA 1400
- "Tartarin von Tarascon", BNA 58
- "Tartarin in den Alpen", BNA 4039
- "Port-Tarascon", BNA 3290
Elisabeth Schulz-Semrau: "Liane und ihr Baby"
Jana Waldt
Hörbücherei
Die aus Königsberg
stammende Autorin Elisabeth Schulz-Semrau hat neben zahlreichen
Kinder- und Jugendbüchern auch andere Romane, darunter "Suche nach
Karalautschi", in dem sie über die Stadt ihrer Kindheit erzählt,
geschrieben. Nach der Wende hat sie weitere Bücher über Königsberg
veröffentlicht, die aber in der DZB nicht erhältlich sind.
In "Liane und ihr Baby" geht es um
die 15-jährige Liane, die nach einem mit ihrem Freund verbrachten
Wochenende feststellt, dass sie schwanger ist. Weil Timm sich aber
in den letzten Wochen von ihr etwas zurückgezogen hat, verschweigt
sie es ihm.
Elisabeth Schulz-Semrau beschreibt
in ihrem Buch, wie hin- und hergerissen Liane ist: Soll sie das
Kind bekommen? Wie soll sie es ihrer Mutter beibringen? Die Eltern
sind geschieden und Mutter hat einen neuen Freund. Was wird sie
sagen?
Sie vertraut sich schließlich ihrer
Oma an, die sehr liebevoll und ohne Vorwürfe auf sie eingeht. Als
sie es schließlich schweren Herzens ihrer Mutter beichtet, bricht
für die eine Welt zusammen. Sie kann nicht verstehen, warum Liane sich
ihr ganzes Leben verbauen will und drängt auf eine Abtreibung. Dies
lehnt Liane aber entschieden ab. Schließlich arrangieren sich alle
mit der Situation. Sogar Lianes kleine Schwester bietet ihre Hilfe
an, wenn das Baby da ist. Auch Timms Eltern werden eingeweiht. Sie
sind ebenfalls nicht begeistert, versprechen aber Unterstützung.
Timm hält sich zurück, kann mit der Situation nicht umgehen.
Als Sue, so heißt Lianes Baby, dann
geboren ist, versteht Liane langsam, was ihre Mutter meinte, als
sie sagte, sie solle das ganze nicht unterschätzen. Die Wohnung
ist eng, aber Sue hat ihr Plätzchen. Lianes Mutter hilft zwar, nimmt
ihr aber nicht die ganze Verantwortung ab. Liane fühlt sich teilweise
etwas überfordert - wenn da Oma nicht wäre. Die hat eine Idee …
Elisabeth Schulz-Semrau erzählt Lianes
Ängste und Nöte psychologisch sehr einfühlsam.
Auch wenn das 1988 erschienene Buch
für Leserinnen ab 13 Jahren empfohlen wird, können es gern auch
ältere Hörerinnen hören. Vielleicht kennt es die eine oder andere
noch aus Ihrer Jugend?
Gelesen wird das Hörbuch von Bettina
Riebesel. Sie fühlt sich gut in die Stimmungen ein.
Sie können "Liane und ihr Baby" unter
Bestellnummer 6701 als DAISY-Hörbuch ausleihen.
Wir haben von Elisabeth
Schulz-Semrau noch folgende Hörbücher im Bestand, die Sie demnächst
ebenfalls als DAISY-Hörbücher ausleihen können:
- "Jedes Leben hat auch seine Zeit", BNA 4164
- "Axel und der Maler Sim" (Kinderbuch), BNA 4776
- "Suche nach Karalautschi", BNA 6168
In Blindenkurzschrift sind folgende
Titel von ihr erhältlich:
- "Die Beurteilung", BNA 6755
- "Jedes Leben hat auch seine Zeit", BNA 5554
Lieblingsbücher der Deutschen
Welche Bücher sind die Lieblingsbücher
der Deutschen? Die ZDF-Aktion "Unsere Besten - Das große Lesen"
ging 2004 dieser Frage nach. Wir nennen Ihnen die ersten 100 Plätze.
Titel, die Sie in der DZB ausleihen können, stellen wir ausführlicher
vor.
Wir setzen heute fort mit Platz Nr.
22: Thomas Mann: "Der Zauberberg".
- als Hörbuch 2 CD DAISY (2351 Minuten), BNA 3567
- in Punktschrift: 8 Bde., rkzp. (Marburg), BNA 226
Thomas Mann: "Der Zauberberg"
Dass dieser
Roman direkt vor Margaret Mitchells "Vom Winde verweht" landet,
ist schon bemerkenswert, handelt es sich doch einerseits um eine
vergleichsweise sehr anspruchsvolle Lektüre, und andererseits denkt
man ja, dass sich das Bildungsbürgertum nicht gerade danach drängelt,
an Umfragen teilzunehmen …
"Der Zauberberg" (Erstausgabe Berlin
1924) gehört zu den meistbeachteten Romanwerken Manns. Nach dem
Erscheinen mischte sich große Bewunderung mit Kritik, vor allem
an der Intellektualität des Romans, der Philosophie, Theologie,
Medizin, Psychoanalyse und anderes ausgiebig verhandelt. Das Buch
wird als groß angelegtes geistiges Panorama der Vorkriegszeit und
des Endes einer ganzen bürgerlichen Kultur verstanden.
Der Romancier, Erzähler
und Essayist Thomas Mann wurde am 6. 6. 1875 in Lübeck geboren und
starb am 12. 8. 1955 in Kilchberg bei Zürich. Thomas Mann ist der
Bruder des Schriftstellers Heinrich Mann (1871-1950) und das zweite
Kind des Senators und Lübecker Kaufmanns Thomas Johann Heinrich
Mann und dessen Ehefrau Julia.
Da weder des Senators älterer Sohn
Heinrich noch der jüngere Thomas für die Fortführung der Lübecker
Handelsfirma tauglich schien, verfügte der Vater die Liquidation.
Nach dem Tod des Vaters 1891 zog der 18-jährige Thomas mit der Mutter
nach München. Wie zuvor die Schule, brach er auch ein Volontariat
in einer Versicherungsgesellschaft ab. Mit der Sicherheit einer kleinen
Rente im Rücken wagte er die Schriftstellerlaufbahn und reiste zusammen
mit Heinrich 1895-1897 nach Italien.
Die homoerotischen Gefühlsverwirrungen
der Jünglingsjahre endeten auch nach der Heirat mit Katja Pringsheim
(1905) nicht. Trotz wachsender Erfolge und unermüdlichen Schreibens
geriet Mann in eine lang andauernde Krise. Mit "Buddenbrooks" (1901)
hatte der noch nicht einmal 25-Jährige den ihm zugefallenen Weltstoff
verbraucht; er musste sich die zweite, erweiterte Welt durch Erfahrung
und Bildung erwerben. Sie stand ihm dann, vom "Zauberberg" an, zur
Verfügung.
Mit dem Ersten Weltkrieg gerät der
zuvor politisch Desinteressierte in die Zeitwirren. Das ohnehin
seit Jahren prekäre Verhältnis zu Heinrich verschärft sich zum literarisch
ausgetragenen Bruderzwist, dem erst 1922 mit dem Wandel Manns vom
nationalkonservativen Polemiker zum Verteidiger der Weimarer Republik
die Versöhnung folgt. Bis zum Untergang der Republik repräsentieren
die Brüder gemeinsam deutsche Literatur. 1929 erhält Mann den Nobelpreis,
ausdrücklich für "Buddenbrooks". 1933 wird die Rede zum 50. Todestag
Wagners zum Anlass einer Kampagne; Mann kehrt nicht mehr nach Deutschland
zurück. Nach anfänglicher Zurückhaltung erteilt Mann 1936/37 auch
vor der Weltöffentlichkeit dem Hitlerregime die schneidende Absage.
Die Stationen des Emigranten führen über Europa nach den USA; in
Kalifornien glaubt er mit dem Bau eines Hauses die neue Heimat gefunden
zu haben, aber die Vergiftung des amerikanischen Lebens durch die
Umtriebe des McCarthy-Ausschusses treibt ihn schließlich nach Europa
zurück.
Als satirisches Gegenstück
zur venezianischen Erzählung war "Der Zauberberg" geplant und 1913
begonnen worden. Fortgeführt und vollendet wurde er nach 1918. Aber
noch ehe das Ende des Weltkriegs abzusehen war, plante Mann bereits,
die Erzählung vom kleinen Tannhäuser aus Hamburg, der ins Reich
von Frau Venus gerät, in den Ausbruch des Kriegs münden zu lassen.
Für sieben Jahre kommt der verwaiste Schiffsbauingenieur aus patrizischem Geschlecht
dem Flachland und dem tätigen Leben abhanden, obwohl er nur den
soldatischen, aber leider tuberkulösen Vetter im Hochgebirgssanatorium
besuchen wollte.
Das Interesse für Tod und Krankheit,
für das Pathologische, für den Verfall sei nur eine Art von Ausdruck
für das Interesse am Leben, sagte der Dichter selbst, und wer sich
für das Leben interessiere, der interessiere sich für den Tod. "Der Zauberberg"
ist nicht nur der Schwanengesang einer luxuriösen spätbürgerlichen
Existenzform, nicht nur eine satirische Kritik des Sanatoriumsmilieus,
nicht nur eine Enzyklopädie und Diagnose der europäischen Dekadenz,
eine epische Analyse der Vorkriegsepoche, sondern, mit einem Begriff
des Dichters, auch ein Initiationsroman:
Ein simpler 24-jähriger Hamburger Patriziersohn,
Hans Castorp, mit ererbtem Vermögen ausgestattet, mit dem Ingenieursdiplom
versehen, besucht vor Antritt einer Volontärsstelle an einer Schiffsbauwerft
seinen lungenkranken Vetter Joachim Ziemßen, der Offizier werden will,
in einem Davoser Sanatorium und erliegt selbst wie der Siebenschläfer
im Märchen einer hermetischen Verzauberung, aus der ihn erst am
Schluss der Donnerschlag des Kriegsausbruchs erweckt.
Die Krankheit ist ein Abenteuer, das
zum Tod oder zum Leben führen kann. In der ebenso makabren wie fiebrig-illuminierten
Atmosphäre des Luxussanatoriums, in der Hans wirklich erkrankt,
vermögen aber heilende Gegenkräfte zu wirken, und der einzige gesperrte
Satz des Romans im 6. Kapitel lautet: ›Der Mensch soll um der Liebe
und Güte willen dem Tode keine Herrschaft einräumen über seine Gedanken.‹
Um dieses Haupt- und Grundthema ist
das Romangeschehen konzentrisch geordnet. Hans Castorp erweist sich
bei aller phlegmatischen Passivität als bildsam-lichtsuchende Jugend freundschaftlicher
Belehrung zugänglich. Der Bildungsroman mischt sich mit den Elementen des
Abenteuer- und Schelmenromans. Aus der Alltagswelt des Flachlandes
wird der Jüngling auf den Zauberberg entrückt, der seinen leitmotivischen
Namen aus Goethes Walpurgisnacht entlehnt, die am Ende des 1. Teils
zudem im Karnevalstreiben imitiert wird. Die Siebenzahl spielt in
Aufbau und epischer Ironie eine motivische Rolle: In 7 Kapiteln
wird die Geschichte Hans Castorps berichtet, der 7 Jahre, von August 1907
bis August 1914, auf dem Berghof lebt, dort nacheinander an 7 Tischen
speist usw.
Eine Grundthematik bildet der Zeitverlauf selbst.
Die ersten Kapitel breiten nur Tage und Wochen aus, die letzten
raffen in Spannen von Monaten und Jahren. In der Monotonie des nur spärlich
von Ablenkungen unterbrochenen Normaltags mit seinem horizontalen
Stumpfsinn gehen die Kranken des Zeitgefühls völlig verlustig.
Hans erfährt in vielerlei sinnlichen
und geistigen Abenteuern eine ›alchimistische Steigerung‹ seines
Wesens, in der er sich nicht nur dem fortschrittsoptimistischen
Aufklärungshumanismus seines feurig-beredten Hauptmentors Settembrini
öffnet, sondern auch der gefährlichen Agitation des asketischen
Fanatikers und terroristischen Eschatologen Naphta ausgesetzt ist.
Hans ist staunend betroffener wie zugleich verschmitzt lächelnder
Zeuge der heftigen Kontroversen, die mit dem Duell der Antipoden
enden, bei dem sich Naphta selbst erschießt; Settembrini siecht
danach still dahin.
Hans kostet das morbide Liebesspiel
mit der exotischen Madame Chauchat aus, erlebt des tapferen Soldaten
Joachim schweres Sterben, treibt ernste biologische und anatomische
Studien, wendet sich vom okkultistischen Modetreiben ab und begegnet
der (Gerhart Hauptmann parodierenden) dionysisch-vitalen Figur Peeperkorns,
der, unheilbar krank, sich am Ende vergiftet. Für den Dichter ist
Hans Castorp das ›Sorgenkind des Lebens‹, der sich auf der Skitour
in der elementaren Waldnatur verirrt und nach der Vision von der
Ambivalenz des Lebens sich dem Tod entreißt, um von da an gegen
alle todessüchtigen Verlockungen gefeit zu sein - doch vor der Weltkatastrophe
am Schluss vermag ihn der Dichter ebensowenig zu bewahren wie die
verwunschene Welt des Zauberbergs der Moribunden.
Zahlreiche weitere Titel
von Thomas Mann hält unsere Bibliothek für die Ausleihe bereit.
[Quelle: Digitale Bibliothek Band 13: Wilpert:
Lexikon der Weltliteratur ; Digitale Bibliothek Band 9: Killy Literaturlexikon
; Harenberg. Das Buch der 1000 Bücher. Bibliographisches Institut
& F.A. Brockhaus AG, Mannheim 2005.]
LOUIS
Betreuer dieser Rubrik ist
Herr Ulrich Jander (Tel.: 0341 7113-145, Fax: 0341 7113-125, E-Mail:
Ulrich.Jander@dzb.de). Detaillierte Ausführungen zu den Themen können
direkt bei ihm abgerufen werden. Selbstverständlich erhalten Sie
auch Antwort auf Fragen, die uns in Blindenschrift, auf Kassette
oder in Schwarzschrift erreichen. Mehr zu LOUIS gibt es im Internet
unter www.dzb.de/louis.
Die Bibel, das Alte und Neue Testament, mit mehreren Ausgaben und Suchfunktion auf CD-ROM
Ulrich Jander
Diesmal möchte
ich Ihnen ein Computerprogramm auf CD-ROM vorstellen, welches sehr gut
mit Hilfe von Braillezeile und/oder Sprachausgabe bedienbar ist.
Wer sich für das älteste Buch der Bücher, die Bibel, interessiert,
kennt diese Ausgabe vielleicht. Das Programm wurde von Günter Wild,
einem blinden Computerprogrammierer, entwickelt. Der Verein KOM-IN-Netzwerk
in Probstzella vertreibt diese CD-ROM und verkauft sie für 24,90
Euro. Dafür hat man über das zu installierende Programm Zugriff
auf vier verschiedene Bibelausgaben des Alten und Neuen Testaments.
Auf der Internetseite des Vereins, unter www.kom-in.de im Link Bibel
finden Sie u.a. den folgenden Text:
"Günter Wild, selbst blind, hat … die
KOM-IN-Bibel entwickelt. Sie ist auf die Bedürfnisse blinder Computernutzer
besonders abgestimmt. Die wichtigsten Informationen und Menüs werden
auf der Braillezeile stets direkt angezeigt. Alle Funktionen des
Bibel-Programms können außerdem mit Tastaturkürzeln bedient werden. Damit
ist ein schnelles Arbeiten möglich, ohne den ganzen Bildschirm durchsuchen
oder von Schaltfläche zu Schaltfläche springen zu müssen. Die Programmoberfläche
und die Benutzerführung ist selbst für Computeranfänger übersichtlich.
Einzigartig an der KOM-IN-Bibel ist
die Nutzung verschiedener Bibelübersetzungen. So ist es möglich
z.B. aus dem Lukasevangelium Kapitel 6 Vers 20 die Bergpredigt in
der Lutherübersetzung zu lesen, und dann die gleiche Stelle in der Übertragung
nach "Der Hoffnung für alle" aufzurufen. In der Komplettversion
wird die KOM-IN-Bibel mit vier Übersetzungen ausgeliefert: Luther
1984, Hoffnung für alle, revidierte Elberfelder Bibel, Schlachter
Übersetzung 1951. Die Nutzer der KOM-IN-Bibel haben somit die Möglichkeit,
Bibeltexte in vertrauter Fassung (Luther), aber auch in moderner
Übertragung (Hoffnung für alle) oder in Urtextnaher Übersetzung
(Elberfelder) zu studieren.
Die KOM-IN-Bibel ist als CD-ROM in
zwei Versionen erhältlich:
- komplett mit vier Übersetzungen zum Preis von 24,90 Euro,
- mit den Übersetzungen Luther, Elberfelder, Schlachter für eine Spende von ca. 10 Euro."
Das Bibelprogramm läuft
sehr gut auf dem Rechner und ist gut zu bedienen. Durch Betätigen
der Alt-Taste ruft man, wie üblich, das Funktionsmenü auf. Eine
umfassende Hilfe steht auch zur Verfügung, die als normale Textdatei angezeigt
wird.
Sehr gut und einfach ist tatsächlich
der mögliche Wechsel von einer Bibelübersetzung in eine Andere,
unter Beibehaltung der ausgewählten Textstelle.
Die Installation des Programms von
der CD ist einfach und wird durch die in den PC's vorhandene Autorun-Funktion
selbständig angeschoben. Mit Hilfe des Screenreaders wird der Nutzer durch
die wenigen Installationsschritte sicher geführt. Die Installation
verläuft sehr zügig und ist recht schnell ohne Probleme abgeschlossen.
Über die oben aufgeführte Internetseite
können Sie im Bereich Bibel unter dem Link Download eine Demoversion
herunterladen, die jedoch zum Ausprobieren nur ein paar wenige Bibeltexte
enthält, aber zu Testzwecken vor einem eventuellen Kauf gut geeignet
ist. Unter dem Link Bestellungen kann dann über das Ausfüllen eines
Bestellformulars die Kaufanforderung der Bibel auf CD eingeleitet
werden.
Durch diese gut handhabbare CD-ROM
erhält der Interessent nicht nur eine, sondern entweder drei oder
sogar vier sehr gut bedienbare Bibelübersetzungen, ohne dass er
sich überlegen muss, wo er den Platz hernimmt, wenn er nur eine
Bibelübersetzung in Blindenschrift mit 30 Bänden kaufen würde, die
außerdem entschieden teurer wäre.
Wenn Sie Fragen zu dieser Bibelausgabe
haben, so wenden Sie sich bitte an die folgende Anschrift des KOM-IN-Netzwerkes.
Gern stehe ich Ihnen auch für Fragen in der DZB zur Verfügung.
KOM-IN-Netzwerk e.V.
Neustadt 12
D-07330 Probstzella/OT Unterloquitz
Tel.: 036731 22222
Fax: 036731 31985
Info-Service
Rückblick: Buchmesse
Katja Lucke
Prominenten
Besuch haben die Mitarbeiter der DZB an ihrem Messestand der Leipziger
Buchmesse, Ende März 2010, empfangen: Leipzigs Oberbürgermeister
Burkhard Jung holte sich persönlich seine neuen Visitenkarten in Schwarzschrift
und Blindenschrift ab - hergestellt von der Deutschen Zentralbücherei
für Blinde zu Leipzig. "Eine tolle Sache, die werde ich künftig
verteilen", so der Kommentar des Oberbürgermeisters, der sich am
Stand auch in Blindenschriftschreiben versucht hatte.
Vorschau I: Fachmesse
Katja Lucke
Mit Braille-Büchern,
DAISY-Playern, Atlanten, Kinder- und Reliefbüchern ist auch in diesem Jahr
die DZB mit einem eigenen Stand auf dem Publikumstag der Leipziger
Fachmesse Orthopädie- und Rehatechnik präsent.
Der Publikumstag richtet sich an alle
Menschen mit Behinderungen, chronischen Erkrankungen sowie deren
Angehörigen und Interessenten. Er findet am 15. Mai 2010, von 10
bis 18 Uhr auf dem Gelände der Leipziger Messe statt. Die Mitarbeiter
der DZB finden Sie in Halle 5, Stand I 15.
Vorschau II: Tag der offenen Tür
Katja Lucke
Interessierte
der DZB können sich den folgenden Termin im Kalender notieren: Am
4. September 2010, von 10 bis 16 Uhr, öffnet die DZB wieder ihre
Türen und lädt alle ein, hinter die Kulissen der Service- und Produktionsbereiche zu
schauen. Besucher erfahren in Führungen durch das Haus mehr über
Blindenschrift- und Hörbuchproduktion, können eine riesige Auswahl
an taktilen Büchern bestaunen und ein spannendes Kulturprogramm
erleben.
Gleisbauarbeiten im Goerdelerring
Die Leipziger
Verkehrsbetriebe planen in den Sommerferien Gleisbaumaßnahmen am
Goerdelerring.
Nach derzeitigem Planungsstand wird
die westliche Zufahrt zum Goerdelerring im Zeitraum vom 15.07. -
18.07.2010 gesperrt sein, so dass die Straßenbahnlinien 3, 4, 7,
13 und 15 über den Westplatz zum Goerdelerring umgeleitet werden
müssen. Dies führt dazu, dass im benannten Zeitraum die Haltestelle
"Leibnizstraße" nicht bedient werden kann. Der Einsatz von Schienenersatzverkehr
ist aufgrund der durch die Baumaßnahme stark eingeschränkten verbleibenden
Verkehrswege nicht möglich.
Alternativ ist die DZB dann nur von
der Haltestelle "Goerdelerring" mit den Straßenbahnlinien 1, 3,
4, 7, 9, 12, 13, 14 und 15 erreichbar.
Tagungsband DAISY2009
In der DZB sind
noch Restexemplare des Tagungsbandes von DAISY2009 vorrätig. Es
handelt sich um einen Schwarzdruck. Auf Wunsch können die Daten
auch als RTF-Dokument, gebrannt auf eine CD, versandt werden.
Der Tagungsband hat folgende Inhalte:
Aufsätze zu den Vorträgen der beiden Konferenzen "Barrierefreie
Aufbereitung von Dokumenten" (in deutscher Sprache) und "DAISY International Technical
Conference" (in englischer Sprache).
Der Preis pro Exemplar beträgt 30 €.
Kontakt: Jenni Handschack, jenni.handschack@dzb.de,
Tel.: 0341 7113-162
Unitag der TU Dresden - die Arbeitsgruppe Studium für Blinde und Sehbehinderte stellt sich vor
Die Arbeitsgruppe
Studium für Blinde und Sehbehinderte (AG SBS) informiert am Samstag den
29. Mai 2010 am Uni-Tag der TU Dresden über die Angebote für blinde
und sehbehinderte Studenten.
Dieser Tag bietet die Möglichkeit,
sich bei der AG SBS von 10 bis 13 Uhr im Raum 1063 der Fakultät
Informatik über das Studium im Allgemeinen und besonders über das
studentische Leben zu informieren. Fragen z.B. zum Wohnen, zur Studienfinanzierung
und vielem anderen rund ums Studium werden ebenfalls beantwortet.
Neben dem umfangreichen Programm überall an
der Universität stellt die AG SBS auch aktuelle Forschungsergebnisse
vor. Die im Projekt Hyperbraille entwickelte Stiftplatte kann ausprobiert
werden, um z.B. Grafiken in Präsentationsfolien mittels Gesten zu
ertasten, Texte zu lesen, im WWW zu surfen oder mit den Office Programmen
zu arbeiten.
Für Fragen zum Uni-Tag steht Frau Brita
Heinze, Tel.: 0351 46338435 und die Homepage http://elvis.inf.tu-dresden.de
zur Verfügung.
Sozialrechtsberatung für Menschen mit Behinderung jetzt auch beim BSK e.V.
Pressemitteilung
Rechtsberatung
in Fragen zum Sozialrecht bietet ab sofort der Bundesverband Selbsthilfe
Körperbehinderter e.V., BSK, im Rahmen einer Mitgliedschaft an.
Die Beratung erstreckt sich auf Auskünfte
im Rahmen einer Erstberatung und das Widerspruchsverfahren für den
Bereich des Sozialrechts, insbesondere die Sozialgesetzbücher II (Grundsicherung
für Arbeitsuchende), V (Krankenversicherung), IX (Rehabilitation),
XI (Pflegeversicherung) und XII (Grundsicherung für Erwerbsunfähige
und Sozialhilfe) sowie das Verwaltungsrecht. Eine Beratung ist in
darüber hinausgehenden Rechtsgebieten nach Absprache ebenfalls möglich.
Die Kosten für die anwaltlichen Auskünfte
sowie viele weitere Vorteile für Menschen mit Körperbehinderung
sind durch den Mitgliedsbeitrag im BSK e.V. (€ 28,-/Jahr) abgedeckt.
Eine gerichtliche Vertretung der einzelnen Mitglieder des BSK ist
darin nicht enthalten, kann aber nach Vereinbarung mit der Fachanwältin
auf eigene Kosten in Anspruch genommen werden.
Der BSK ist eine bundesweite Interessenvertretung
für Menschen mit Körperbehinderung und gemeinnützig tätig.
Weitere Auskünfte beim BSK e.V. Tel.:
06294 4281-42 oder per E-Mail: soziales@bsk-ev.org) oder auf der
Internetseite: www.bsk-ev.org/sozialrechtsberatung.
Erster Tag des Blindenfußballs
DBSV-direkt
Berlin, 22.
April 2010. Unter der Schirmherrschaft von Bundeskanzlerin Dr. Angela
Merkel findet am Donnerstag, 20. Mai 2010, in Berlin der Tag des
Blindenfußballs statt. Von 10 bis 18 Uhr rollt erstmals der Rasselball
vor dem Reichstag, um der politischen Prominenz ebenso wie zahlreichen
Berlinern und Berlin-Touristen zu demonstrieren, dass auch blinde
und sehbehinderte Menschen Spaß am Fußball haben können und manche
es sogar zu internationalen Ehren bringen. So wird die deutsche
Blindenfußball-Nationalmannschaft vor dem Westportal des Reichstags
ihr erstes Länderspiel auf deutschem Boden bestreiten. Gegner ist
an diesem Tag die Mannschaft der Türkei. Der Anpfiff zur Heimländerspiel-Premiere
des Teams um Bundestrainer Ulrich Pfisterer erfolgt um 14.30 Uhr.
Der Tag des Blindenfußballs, eine gemeinsame Veranstaltung der DFB-Stiftung
Sepp Herberger, des Deutschen Behindertensportverbandes e.V. (DBS)
und des Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverbandes e.V. (DBSV),
wird von Bundestagspräsident Prof. Dr. Norbert Lammert eröffnet.
Rings um das Spielfeld ist ein abwechslungsreiches Rahmenprogramm
mit Informationen über den Blindenfußball und die Blindenfußball-Bundesliga,
mit Talkrunden, Mitmachangeboten und vielem mehr geplant. Dr. Thomas
de Maizière, als Bundesinnenminister auch zuständig für die Förderung
des Sports, hat seine Teilnahme zugesagt. Erwartet werden auch zahlreiche
Mitglieder des Sportausschusses des Deutschen Bundestages, darunter
die Vorsitzende des Gremiums, Dagmar Freitag.
Der Tag des Blindenfußballs soll einer
breiten Öffentlichkeit zeigen, dass der Blindenfußball in der Mitte
der Gesellschaft angekommen ist. Dafür gibt es in Deutschland keinen
geeigneteren Ort als den Platz der Republik, unmittelbar vor dem
Reichstagsgebäude. Die sportlichen Leistungen der blinden und sehbehinderten Fußballerinnen
und Fußballer sind faszinierend und verdienen höchste Anerkennung.
Beim Blindenfußball spielen je Mannschaft
vier blinde Feldspieler und ein sehender Torwart. Der Ball rasselt
gut hörbar, zwei Rufer geben Orientierung. Das Feld (20x40m) ist
mit Banden begrenzt. Die Spieler lernen, sich in bestimmten Formationen
auf dem Spielfeld zu verteilen, sie dribbeln den Ball dicht zwischen
den Füßen schnell übers Feld. Auf Zuruf laufen sie mit dem Ball
aufs Tor zu und schießen. Wer sich ohne Ball bewegt, ruft "voy";
so werden Zusammenstöße vermieden. Wer den Ball von einem Mitspieler bekommt,
ruft, damit er genau angespielt werden kann.
Gemeinsam organisieren die Sepp Herberger-Stiftung,
DBS und DBSV seit dem Jahr 2008 die Blindenfußball-Bundesliga (DBFL).
An der Spielserie, die in diesem Jahr an vier Spieltagen ausgetragen
wird, beteiligen sich insgesamt neun Mannschaften.
Zum Ligastart hat der DBSV ein Lehrbuch
für Blindenfußball fertig gestellt. Hier finden erfahrene Trainer
und Spieler ebenso wie Einsteiger Grundlagen der Bewegung, Infos
zu Spieltechnik und Strategie sowie viele Übungen. Das Lehrbuch
ist im Internet zu finden unter www.blindenfussball.info.
Hintergrundinformationen zum Blindenfußball, Portraits
der teilnehmenden Mannschaften sowie den kompletten Spielplan der
diesjährigen DBFL-Saison finden Sie unter: www.blindenfussball.de.
Auf dieser Internetseite wird auch
regelmäßig über den Tag des Blindenfußballs berichtet.
"Wegweiser durch die digitale Welt für ältere Bürgerinnen und Bürger"
DBSV-direkt
Das von der
Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen (BAGSO) herausgegebene
Material erklärt gut verständlich und mit vielen Beispielen, wie
man ins Internet kommt.
Für das Internet braucht man einen
Computer, einen Internetzugang, eine E-Mail-Adresse und manches
mehr. Wie das alles funktioniert, erklärt der BAGSO-Ratgeber, der
mit Förderung des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft
und Verbraucherschutz (BMELV) entstanden ist und wegen der großen
Nachfrage immer wieder nachgedruckt wird.
Blinde und sehbehinderte Menschen müssen aber
noch mehr wissen, wenn sie im Internet von zu Hause aus ihre Bankgeschäfte
erledigen, Reisen buchen, einkaufen und viele Informationen bekommen
wollen. Je nach Seheinschränkung oder Vorliebe arbeiten sie am Computer mit
stark vergrößerter Schrift, synthetischer Sprachausgabe oder Blindenschriftanzeige.
Um diese Themen hat das Büro für Barrierefreie Bildung in Herne
den Wegweiser ergänzt. Die Spezialfassung geben DBSV, BAGSO und
Blista Marburg mit Unterstützung des BMELV als DAISY-CD heraus.
Alle Abonnenten von DBSV-Inform haben
den "Wegweiser durch die digitale Welt" frei Haus mit der April-Ausgabe
bekommen.
Auf Anfrage kann der Wegweiser auf
DAISY-CD auch über die DBSV-Landesvereine bezogen werden, Tel.:
01805 666456 (0,14 Euro/Min. aus dem Festnetz, Mobilfunk max. 0,42 Euro/Min.).
Tandem-Termine
"Die Kette"
Noch freie Plätze
gibt es für die von Tandem-Hilfen e.V. und aktiv-tours organisierte
Tandem-Freizeit im Senftenberger Seenland - 18. bis 25. September
2010.
Anmeldeschluss ist der 01. Mai 2010.
Teilnehmergebühr: 330 EUR.
(Piloten und Tandems können gegen Gebühr
gestellt werden.)
Nähere Informationen und Anmeldung
bei:
aktiv-tours
Eckhard Hoika
Straße zur Südsee 1
01986 Senftenberg/OT Großkoschen
Tel.: 03573 810333
Mobil: 0162 1537194
E-Mail: aktiv-tours@gmx.de
Internet: www.radlershuttle.de
Vom 07. bis 14. August 2010
findet in Vsetin (Tschechien) ein Tandem-Camp statt. Die tschechischen
Partner von Tandem-Hilfen e.V. haben Plätze für drei Tandem-Teams
aus Deutschland reserviert. Die Teilnehmergebühr beträgt 100 EUR
pro Person. Das eigene Tandem ist mitzubringen. Die Fahrtkosten
tragen die Teilnehmer selbst. Vsetin ist von Prag ca. vier Eisenbahnstunden
entfernt.
Interessenten melden sich bitte bei:
Tandem-Hilfen e.V.
Dr. Thomas Nicolai
Französische Straße 16
10117 Berlin
Tel.: 030 2081720
Mobil: 0171 5307169
E-Mail: ThomasNicolai@gmx.de
Internet: www.tandem-hilfen.de
Impressum
»DZB-Nachrichten« erscheint
zweimonatlich.
Kostenlose Beilage: »Leipziger Bücherliste«.
Jahresabonnement:
CD DAISY 7,68 €, Blindenkurzschrift 7,68 €,
Schwarzschrift 12,30 €.
Kündigungsfrist:
3 Monate vor Ende des Kalenderjahres.
Online unter:
www.dzb.de/zeitschriften/index.html
Alle Rechte vorbehalten.
Herausgeber, Herstellung, Vertrieb
Deutsche Zentralbücherei
für Blinde zu Leipzig (DZB)
Gustav-Adolf-Straße 7, 04105 Leipzig
Postfach 10 02 45, 04002 Leipzig
Tel.: 0341 7113-0
Fax: 0341 7113-125
E-Mail: verlag@dzb.de
www.dzb.de
Redaktion
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Tel.: 0341 7113-135
Abonnements, Anzeigen
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