DZB-Nachrichten
Hrsg. von der Deutschen Zentralbücherei für Blinde zu Leipzig
(DZB)
Nr. 1 – 2011
Januar / Februar
21. Jahrgang
Inhalt
Vorbemerkung
Postecke
Einblicke
Leselüst und Leselist
Brailleschrift - Relikt oder Chance?
Der Herr der Ringbücher
Offener Brief von DBSV und DVBS
"Hände weg vom Blindengeld": Appell für eine verantwortungsvolle Sozialpolitik
Die Kramkiste
Zum Gedenken an einen aufrechten Dichter …
Theodor Fontane: "Die Poggenpuhls"
LOUIS
Telefone jeglicher Art mit Sprachausgabe?
Info-Service
DZB-Terminüberblick 2011
9. Deutscher Hörfilmpreis: Zehn Filme am Start
Tandem-Hilfen e.V. 2011
ABC Pflegeversicherung neu
Vorlesehandys - Texterfassung mit Hürden
Unterschriftenaktion der Stiftung "taubblind leben"
Impressum
Vorbemerkung
Herzlich willkommen
zum 21. Jahrgang der "DZB-Nachrichten"! Wir wünschen Ihnen ein gesundes,
erfolgreiches und friedliches neues Jahr!
Aus Sicht der DZB wartet 2011 mit einigen
Höhepunkten auf, über die wir Sie gern und umfassend auf dem Laufenden
halten werden.
Seit einiger Zeit schon enthält die
DAISY-CD der "DZB-Nachrichten" eine Liste der "DAISY-Übernahmen"
aus anderen Hörbüchereien und aus dem Kassettenbestand der DZB.
Das ist auch bei dieser Ausgabe der Fall. Die aktuelle Liste hat auf
das A4-Format gerechnet einen Umfang von 180 klein bedruckten Seiten.
Sie enthält insgesamt 863 neue Hörbücher, die innerhalb der letzten
zwei Monate neu zum Ausleihbestand der DZB hinzugekommen sind. Rechnen
wir nun noch die 41 in der "Leipziger Bücherliste" enthaltenen DAISY-Neuproduktionen
der DZB hinzu, kommen wir auf stolze 904 neue DAISY-Titel. Über
den Daumen gepeilt sind das knapp 15 neue Bücher an jedem einzelnen
Tag!
Die Zahlen machen auch deutlich, welche
Vor- und Nachteile uns das schöne neue Medienzeitalter beschert.
Einerseits eine Unmenge von neuen Titeln querbeet aus allen in Medibus
zusammengeschlossenen Hörbüchereien, andererseits ellenlange Listen,
deren Ausdruck nicht mehr ökonomisch vertretbar ist und durch die sich
die geneigten Hörerinnen und Hörer mittels digitaler Endgeräte hindurchwühlen
müssen. Von allgemeinem Bücher-Mangel kann da zunächst wohl nicht
direkt die Rede sein …
Jetzt fügen wir mal noch ein paar Zahlen
hinzu. Die Bücherliste enthält auch Braille-Titel. Eine weitere
Braille-Liste wie bei den DAISY-Übernahmen gibt es allerdings nicht.
Während der einzelne Hörer also aus rund 900 neuen Titeln auswählen
kann, muss sich der Braille-Leser mit 40 neuen Titeln bescheiden
- wenn wir die Musikalien mal unberücksichtigt lassen. Dabei werden
Braille-Titel ebenso wie die DAISY-Titel digital produziert. Wie
also kommt es zu dieser Diskrepanz?
Antworten auf diese und andere Fragen
gibt vielleicht der im September stattfindende Weltkongress Braille21.
In Vorbereitung des in Leipzig stattfindenden und von der DZB ausgerichteten
Großereignisses veröffentlichen wir in dieser und jeder der nächsten
Ausgaben bis zum Kongress Wortmeldungen zum Thema Brailleschrift.
Wenn Sie auch die eine oder andere Bemerkung zum Thema haben, dann
sind Sie herzlich dazu eingeladen, die Leserinnen und Leser der
"DZB-Nachrichten" daran Teil haben zu lassen. Die "Postecke" erwartet
Sie!
Es grüßt herzlich
Ihr Karsten Sachse.
Postecke
Die Veröffentlichungen müssen
nicht mit der Redaktionsmeinung identisch sein. Aus redaktionellen
Gründen behalten wir uns Kürzungen vor. Wenn Sie keine Veröffentlichung
wünschen, vermerken Sie dies bitte.
Gedanken zu "Die Zukunft der Brailleschrift"
»(…) Herr Osborne
hat sehr interessante Gedanken und Fragen aufgeworfen. Ich finde
die Überlegungen nicht zu überzeichnet. In den Diskussionen mit
Braille-Anwendern und deren 'Vertretern' merkt man immer wieder,
wie wenig um die Blindenschrift gekämpft wird. Geht es um Braillebeschriftungen
im öffentlichen Raum, hört man auch aus unseren Kreisen immer wieder
den Einwand, dass die meisten doch gar keine Blindenschrift lesen
können.
Warum ist es denn so? Wieso ist immer
noch nicht selbstverständlich, dass ein Lehrer für blinde Kinder
Blindenschrift lernen muss? Die Anzahl Lehrer an meiner Schule,
und das ist jetzt schon 19 Jahre her, die Blindenschrift wirklich
lesen konnten, konnte man an einer Hand abzählen.
Die kritischen Gedanken zur Blindenkurzschrift sind
für mich nicht ganz neu. Mein Klassenlehrer, Gerd Heimann, hat sich
schon in den Neunzigern Gedanken über die Blindenkurzschrift gemacht.
Der Grund war die Zunahme mehrfachbehinderter Kinder in der Schullaufbahn,
und inwieweit die Kurzschrift für diese Kinder überhaupt erlernt
werden kann. Über diese Überlegungen kann man unter http://www.gerd-heimann.de/blind.htm
nachlesen.
Eine Sache, die mich schon seit Jahren
wundert, können Sie vielleicht versuchen zu erklären. Und zwar:
Warum gibt es in der Blindenschrift Unterschiede z. B. beim Satzpunkt,
Klammern usw. Immerhin sah unser Satzpunkt in der alten Kurzschrift
so aus wie heute noch in der englischen Blindenschrift.
Die Gedanken zu den Preisen der Brailledisplays sind
leider auch nicht neu, aber sicher ein Problem. Vor allem in Ländern,
wo Braillezeilen nicht mal unbedingt für Arbeitsplätze bezahlt werden.
Es gab auch immer wieder mal Versuche großflächige Brailledisplays
zu entwickeln. Aber ich kenne keines, das in größeren Stückzahlen
auf den Markt gekommen ist. Aber auch Versuche Grafiken in tastbarer
Form auszudrucken wurden gestartet. … Ich bin schon ganz gespannt,
was in der nächsten Ausgabe zu diesem Thema kommt.
Wird man diesen und andere Artikel
auch z. B. in der Gegenwart lesen können? (…)«
[Herr Andrè Rabe aus Hamburg]
Anmerkung der Redaktion
Nach den Beschlüssen der Arbeitsgemeinschaft der
Kurzschriftkommission der deutschsprachigen Länder 1971 (Wien) wurde
die Darstellung des Satzpunktes durch die Punkte 2,5,6 geändert,
heute nutzt man dafür den Punkt 3. Somit ist es möglich, das un-Zeichen,
wofür dieses Zeichen in der deutschen Kurzschrift steht, auch am
Ende eines Wortes zu nutzen, z.B. bei "tun" oder "nun".
Die Brailleschrift anderer Länder wird
ebenso an die speziellen Bedürfnisse der Sprache angepasst. Dadurch
ist es möglich, das Satzzeichen, wie z.B. der Satzpunkt, Klammern
oder auch der Schrägstrich usw., unterschiedlich dargestellt werden.
Die "Gegenwart" wird mit einer eigenen
Artikelserie auf Braille21 einstimmen.
Einblicke
Leselüst und Leselist
Susanne Siems
Immer diese
Druckfehler, mag jetzt der ein oder andere beim Lesen der Überschrift
denken. Können die in der DZB nicht ordentlich schreiben - Leselust
und Leseliste? Oder geht es gar um eine List, wie man noch mehr
Bücher in noch weniger Zeit lesen kann?
Ich muss Sie enttäuschen, liebe Leserinnen
und Leser. Es hat mit der Überschrift schon seine Richtigkeit. Denn
ich möchte Sie heute in die Blindenbibliothek eines anderen Landes
entführen, genauer gesagt, nach Norwegen. Während einer Reise nach
Oslo und Trondheim Anfang Oktober 2010 hatte ich Gelegenheit, die
Norsk Lyd- og Blindeskriftbibliotek in Oslo zu besuchen.
Norwegen ist ein schönes, weites Land.
Es ist flächenmäßig so groß wie Deutschland, hat aber nur 4 Millionen
Einwohner. 1.000 Menschen gelten als vollständig blind, die Zahl
der Sehbehinderten liegt, wie ja auch in Deutschland, höher. Die
territorialen Gegebenheiten, die großen Entfernungen zwischen Städten
und einzelnen Landesteilen, bestimmen maßgebend das norwegische
Leben. Nebenbei gesagt ist auch das ein Grund für die rein integrative
Schulbildung in Norwegen. Aber ich wollte Ihnen ja von der Bibliothek
erzählen. Die Norwegische Hör- und Punktschriftbibliothek in Oslo
versorgt die Nutzer im ganzen Land. Sie beschäftigt sich vorwiegend
mit Hörbuchproduktionen, es gibt insgesamt 12 Studios. Drei dieser
Studios arbeiten wie wir in Leipzig mit Aufnahmeleitern, in den anderen
9 Studios können die Sprecher sich selbst aufnehmen. Neben dem Angebot
an Romanen und populärwissenschaftlicher Literatur gibt es auch
noch Studienliteratur, die mit synthetischer Stimme produziert wird.
Studierende haben die Möglichkeit, ihre Literatur kostenfrei in
der NLB aufsprechen zu lassen. Ca. 3 bis 4 Wochen dauert es, bis
der Student dann das DAISY-Buch mit Text und Ton in der Hand hält. Es
ist eine Leihgabe der Bibliothek und auch andere Nutzer haben die
Möglichkeit, diese Bücher später auszuleihen.
In der Bibliothek in Oslo gibt es derzeit
13.000 DAISY-Bücher. 6.000 Bücher in Braille stehen in einem Magazin
in einem ehemaligen Bergwerk in Nordnorwegen. Seit September 2010
geht die Bibliothek aber einen sehr modernen Weg. Es hört sich für
uns paradox an, wenn Norweger davon sprechen, zu wenig Platz zu
haben. Aber es ist so. Nachdem die Bücher in Oslo eingescannt und
meist in Indien Korrektur gelesen wurden, werden sie seit diesem
Herbst in Belgien gedruckt, sobald sie ein Leser ausleihen möchte.
Das ist platz- und kostensparend, sagten uns die Mitarbeiter. Von
Belgien werden die Bücher dann direkt an die norwegischen Nutzer versandt.
Die Bücher werden nicht zurückgeschickt, sondern werden von den
Lesern entsorgt oder in ihrer Wohnung aufbewahrt. Natürlich entfällt
damit auch die sorgfältige Bindung, wie man sie aus Leipzig oder
Hannover gewohnt ist, es handelt sich um zeitschriftenähnliche Hefte.
Der norwegische Blindenverband betreibt
eine eigenständige Brailledruckerei, die seit 1909 existiert.
So modern wie die Braille-Produktionsstrecke mutet
auch das Gebäude an. Unser Besuchstag gehörte allerdings zu den
Regentagen, so dass wir nicht wirklich sagen konnten, ob es helle Räume
waren, durch die wir gingen. Aber die Mitarbeiter waren aufgeschlossen
und freundlich. Etwas zum Anfassen gab es dann noch in der Reliefabteilung.
Viele schöne Kinderbücher, an denen jedes blinde Kind seine Freude
haben muss, standen dort, Preisträger des europaweiten Wettbewerbes
Tactus zum Beispiel.
Dieser Beitrag erhebt keinen Anspruch
auf Vollständigkeit. Er ist spontan aus den Eindrücken des Besuches
entstanden. Die freundlichen Bibliothekarinnen haben sich immerhin
drei Stunden Zeit für uns genommen und wir haben Eli und ihren Kolleginnen
Löcher in den Bauch gefragt, auf Englisch, Deutsch und Norwegisch.
Sie haben immer eine Antwort gesucht. Trotzdem bleiben viele Fragen
bzw. stellen sich erst im Nachklang.
Aber ein Bild der Literaturversorgung
für blinde und sehbehinderte Menschen in Norwegen ist für mich entstanden
- ob es der Wirklichkeit entspricht, dass kann man nur prüfen, wenn
man sich länger und intensiver mit diesem Thema beschäftigt.
Ach, die seltsame Überschrift möchte
ich natürlich noch aufklären: Leselüst, schreibt sich im Norwegischen
wie im Deutschen Leselust und bedeutet auch das Gleiche. Spricht
sich eben nur Lüst, weil das norwegische u fast immer zu ü wird.
Und die Leselist ist die Braillezeile - ist doch logisch oder? Vielleicht
kann der eine oder andere von Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, ja
verstehen, warum ich mich in diese Sprache und dieses Land ein wenig
verliebt habe.
Brailleschrift - Relikt oder Chance?
Im Herbst 2011 findet in
Leipzig der Weltkongress "Braille21" statt, an dessen Vorbereitung und
Organisation die DZB maßgeblich beteiligt ist. "Braille21" wird
sich mit der Gegenwart und Zukunft der Brailleschrift befassen.
Die aktuelle Sicht auf das System der
Brailleschrift und deren Perspektiven in der modernen Mediengesellschaft
ist durchaus differenziert. Wir möchten Ihnen in Vorbereitung auf "Braille21"
unterschiedliche Sichtweisen auf das Sechs-Punkte-System von Louis
Braille vorstellen und hoffen auf diese Weise Anreize für eine lebhafte
Diskussion zum Thema Braille in Gegenwart und Zukunft setzen zu
können - gerne auch in der "Postecke".
Autor des nachfolgenden Beitrages ist
Herr Thorsten Schweinhardt, geb. 1984. Herr Schweinhardt studiert
Germanistik und Geschichte an der Philipps-Universität in Marburg. Er
ist geburtsblind, wurde sechs Jahre lang integrativ beschult. 1997
wechselte er auf die Carl-Strehl-Schule in Marburg, wo er 2004 sein Abitur
erhielt. Punktschriftunterricht ab dem ersten Schuljahr, deutsche
Blindenkurzschrift ab Klasse 4, später Unterricht in englischer
Blindenkurzschrift.
Der Herr der Ringbücher
Thorsten Schweinhardt
"In der Tat
hat ein Buch, gedruckt oder handgeschrieben, eine 'Veranlagung'
zum Schönen. Dass wir in der heutigen Zeit im Allgemeinen schäbige
Bücher herstellen, zeigt, fürchte ich, so etwas wie vorsätzliche
Bosheit - die Entschlossenheit, unbedingt auf den Pfennig zu achten."
[Quelle: William Morris, Das ideale Buch]
Mal Hand aufs Herz: Wer liest eigentlich
noch Punktschriftbücher? Die Brailleschrift ist nicht tot, aber
sie degeneriert. Eine ganze Generation junger blinder Menschen nutzt
und erlebt Braille aktuell bloß als ein praktisches Hilfsmittel
im Alltag: Beschriften der CD-Sammlung mit Dymoband, abtippen von
Notizen für ein Referat, bepunktete Plastikschilder an Türen und
im Aufzug … Die Brailleschrift schrumpft zusammen auf ein System
für Labels & Notes, für Beschriftung und Notizen. Fragen Sie
einmal in Ihrem Bekanntenkreis, wer sich als regelmäßiger Nutzer
einer Blindenbibliothek oder -Druckerei sieht und beschränken Sie
sodann den Kreis der Befragten auf Jugendliche und junge Erwachsene.
Voraussichtliches Ergebnis: Die Neuerscheinungen aus der Brailledruckerei
gehören nicht gerade zu den heißen Topthemen beim Jugendstammtisch des
Blindenvereins.
Immer weniger junge Blinde halten sich
über Neuerscheinungen im Punktschriftsektor auf dem Laufenden oder
leihen zumindest ab und an Bücher aus - vom Kauf gar nicht zu reden. Ist
die Brailleschrift bald eine Schrift ohne Bücher? Wer hat Schuld
an dieser Entwicklung? Etwa die Lese- und Bildungsfaulheit einer
immer wieder beschworenen Generation Doof? Die Schuld, so die Position
des Autors, liegt erschreckenderweise nicht bei den Lesern, sondern
vor allem bei den Produzenten: Blindenschriftdruckereien und -Bibliotheken
sind bis Dato nicht in der Lage, ihr Angebot an die Bedürfnisse
einer neuen Lesergeneration anzupassen. Veränderungen in Lesegewohnheit
und Mediennutzung blinder Menschen werden stillschweigend ignoriert,
eine steigende Nachfrage nach aktueller Literatur nicht befriedigt.
Eine Diskussion über äußeres Design und Ästhetik des Objekts Punktschriftbuch
findet nicht statt. Es sind die großen Einrichtungen zur Pflege
der Punktschrift, die uns gerade ihr Hauptmedium, das Buch, gründlich
verleiden.
Vor mir liegt ein Bestseller. Der genaue
Titel spielt keine Rolle, obwohl er sogar tastbar in die ansonsten
glatte Rundung des Buchrückens eingeprägt ist. Es könnte ein neuer
Erfolgskrimi aus Schweden sein, das neue Historienepos von Ken Follett,
oder doch nur "Bis(S) mir nichts mehr einfällt", der 27. Vampirschmöker
von Stephenie Meyer. Ein Bestseller eben, ein Buch, das schon ein
halbes Jahr im Voraus angekündigt wurde und dessen Erscheinungsdatum
man sich dick und rot im Kalender angestrichen hat. Auch ich bin
so ein ungeduldiger Leser, auch ich habe den schnellsten Weg gewählt,
um möglichst sofort in den Genuss dieses Stücks Literatur zu kommen.
Jetzt stehe ich in meiner Lieblingsbuchhandlung. Mein Langstock
lehnt an einem der vielen Regale. Rücken an Rücken nur Bücher. Keines
davon kann ich lesen, nicht ohne Scanner und Computer. Aber allein
schon die Vielfalt der äußeren Gestaltungsformen ist überwältigend.
Manche Bücher fühlen sich edel an, manche schlicht. Bei manchen
sind - gewollt oder ungewollt - Konturen auf Vorder- oder Rückseite
zu ertasten, andere wiederum sind so glatt, dass ich auf den Seiten
noch nicht mal eine Andeutung von gedruckter Schrift zu ertasten vermag.
Dazwischen dieses eine spezielle Buch, weswegen ich heute hier bin.
Wer nimmt genau jetzt den gleichen Weg auf sich? Und welche Wege
führen noch zu diesem einen Buch?
Wer keine Buchhandlung in seiner Nähe
hat, der lässt sich das Buch per Post nach Hause liefern. Internethändler
wie Amazon oder Libri sind mit ihrem umfassenden Angebot oft der
erste Anlaufpunkt nicht nur für Bücher, sondern für Medien überhaupt.
Apropos Medien: Ein Freund digitaler Medien bemüht vielleicht noch
nicht einmal mehr die Post. Ein Mausklick und schon stellt bzw.
lädt sich das Buch als sogenanntes "E-Book" ins virtuelle Bücherregal.
Auf einem handlichen Lesegerät kann das Buch nun geöffnet und betrachtet
werden. Ein Besuch auf der Buchmesse zeigt, wie weit die Entwickler
mittlerweile schon sind: Die Schrift auf den kleinen Displays ist
längst viel klarer und augenfreundlicher als bei so manchem Taschenbuch.
Das E-Book-Gerät selbst ist leicht und liegt griffig in der Hand.
Der Nutzer bekommt das Gefühl vermittelt, dass er es problemlos
überall hin mitnehmen kann - genau wie ein professionell gebundenes
Buch in handlichem Format, nur dass dieses Gerät Platz für eine
ganze Bibliothek bietet.
Und welche Möglichkeiten hat der blinde
Leser? Der Blinde also, der sich nicht mit einer bereits Text und
Inhalt interpretierenden Hörbuchversion begnügen will, sondern das
Buch selbst lesen will, mit eigenen Fingern und eigener innerer
Stimme? Einem solchen Punktschriftleser bleibt für gewöhnlich nur
eine Option: Geduldiges Warten. Darauf nämlich, dass das gewünschte
Buch in Punktschrift verfügbar wird. Wie lange dies dauert, ist
oft schwer abzuschätzen, eine Beobachtung einschlägiger Kataloge und
ähnlicher Publikationen lässt darauf schließen, dass zwischen dem
Erscheinen von Schwarz- und Punktschriftausgabe mindestens zwei
bis drei Monate liegen. Diese Zeit nimmt allein das Einscannen der
Vorlage, das Korrigieren und Formatieren der digitalen Version,
das Korrekturlesen auf punktschriftspezifische Fehler sowie die
schlussendliche Herstellung des fertigen Buches in Anspruch. Wohlgemerkt,
zwei Monate sind das absolute Minimum, erfahrungsgemäß muss sich
der Leser in weitaus größerer Geduld üben. Geduld und Hoffnung darauf,
dass eine Übertragung des Buches nach Braille überhaupt vorgesehen
ist. Dass natürlich nicht alle auf dem Buchmarkt befindlichen Bücher
in Punktschrift umgesetzt werden können, ist hinlänglich bekannt
und verständlich. Ebenso ist es aber wahr, dass viele Bücher von
breitem öffentlichen Interesse in den Druckereien jahrelang auf
Halde liegen oder sogar niemals produziert werden.
Doch damit nicht genug. Was nach einer
unbestimmt langen Zeitverzögerung dann schließlich in die Ausleihe
und den Verkauf gelangt - inzwischen ist bei den Sehenden das große
Interesse an diesem Buch längst abgeflaut - kann man oft nur mit
sehr gutem Willen überhaupt als "Buch" bezeichnen. Aus meiner Grundschulzeit,
der ersten und einzigen Periode regelmäßiger Bibliotheksbenutzung,
erinnere ich mich noch an Braillebücher, welche zwar klobig und
schwer, aber doch zumindest professionell gebunden waren und im
Aussehen doch wenigstens ein wenig an die Bücher erinnerten, die
meine sehenden Schulkameraden lasen. Was uns Punktschriftlesern
heutzutage aber zur Ausleihe, ja sogar zum Kauf angeboten wird,
sind immer öfter keine Bücher mehr, sondern Ordner: Schwere, überdimensionierte
und meist zu allem Übel auch noch scharfkantige Vierloch-Ringbücher,
die wohl eher in einen Aktenschrank gehören als in ein Bücherregal.
Einziger Vorteil dieser lieblos gehefteten Machwerke: Man kann einzelne
Seiten herausnehmen. Bei wissenschaftlicher Literatur mag dies seine
Berechtigung finden. Aber lehne ich mich zu weit aus dem Fenster
wenn ich behaupte, dass sich der durchschnittliche Leser von - der
Name sagt es schon - schöner Literatur auch äußerlich eine gewisse
Schönheit erwartet? Was geliefert wird, ist allenfalls Büroästhetik.
Von einem Buch, und Punktschriftbücher können und dürfen hier keine
Ausnahmen darstellen, erwarte ich ein ansprechendes, vielleicht
sogar auf den Inhalt abgestimmtes Äußeres, gepaart zumindest mit einem
Mindestmaß an Lesekomfort. Wer schon einmal versucht hat, mit einem
solchen Ordner-Monstrum gemütlich im Bett zu schmökern und dabei
das Gewicht eines prallgefüllten Aktenarchivs auf seinem Bauch gespürt
hat, der weiß wovon ich hier schreibe.
Überall im Blindenwesen beklagt man
sich über das mangelnde Interesse und die fehlende Partizipation
gerade junger Menschen. Diese Entwicklung ist besonders sichtbar
bei den Institutionen, die mit der Punktschrift befasst sind. Man
bangt um das Überleben der Brailleschrift, aber ist es nicht seltsam,
dass gerade diejenigen, die tatsächlich an der Lektüre aktueller Braillebücher
interessiert sind, konsequent abgeschreckt und abgestraft werden?
Abgeschreckt von einem lückenhaften, der Zeit um Monate und Jahre
hinterherhinkenden Angebot; abgestraft durch Bücher, die nicht mehr
sein wollen als eine Sammlung bedruckter Seiten. In den letzten
Jahren mussten zwei wirklich altgediente Produktionsstätten in Hannover
und Wernigerode kurz hintereinander ihre Türen schließen. Liegt
es dann nicht nahe, von einem massiven Personalabbau auf dem Punktschriftsektor
auszugehen? Aus meinen Beobachtungen schließe ich jedenfalls für
mich, dass es in nahezu allen Institutionen, die sich mit der Herstellung
von Punktschriftbüchern befassen, in den letzten Jahren einschneidende
Stellenkürzungen gegeben haben dürfte. Gleichzeitig erlebt der Buchmarkt
einen unvergleichlichen Boom. Wie will man mit wesentlich weniger
Personal wesentlich mehr Bücher herstellen, und dabei auch noch
einen gewissen Qualitätsstandard halten? Diese Aufgabe ist auch
unter Einsatz neuester technischer Innovationen nicht zu bewältigen.
Papier ist geduldig, die Leser sind
es nicht. Die blinden Leseratten von heute warten schon längst nicht
mehr auf die langsam mahlenden Mühlen der Brailledruckereien. Längst
gehen sie andere Wege, um sich Literatur zu beschaffen. Computergestützte
Lesesysteme sind inzwischen soweit perfektioniert, dass man mit
ihnen ohne fremde Hilfe und im Zeitraum nur weniger Stunden auch
umfangreichere Bücher in eine lesbare und fehlerarme Digitalversion
verwandeln kann - zumindest, wenn es sich um keine wissenschaftliche
Literatur handelt, die kompliziertere Strukturelemente wie Tabellen
oder Grafiken aufweist. Einen wichtigen Beitrag zur Emanzipation
der blinden Leser von den Punktschriftinstitutionen stellt das Internet
dar: Hier findet sich ein kaum überschaubarer Fundus an Literatur,
wobei vor allem die urheberrechtsfreien Werke im Vordergrund stehen,
die gerade im Bereich von Schule und Universität wichtige Bedürfnisse
abdecken. Auch Organisationen blinder Menschen verdienen Erwähnung,
in deren Rahmen digitalisierte Literatur gezielt gesammelt und ausgetauscht
werden kann - virtuelle, speziell auf die Bedürfnisse Blinder zugeschnittene
Bibliotheken. Zwar sind derartige Projekte aufgrund der aktuellen
Urheberrechtsbestimmungen in Deutschland zur Zeit recht eingeschränkt
in ihren Möglichkeiten, doch dürfte sich die rechtliche Situation
in Zukunft gewiss noch verändern, soweit es um die spezielle Situation
blinder Büchernutzer geht. Wir können zumindest festhalten, dass
selbstverständlich auch in Deutschland ein Austausch von digitaler
Literatur unter Blinden stattfindet.Also eine Bewegung weg vom gebundenen
bzw. gehefteten Buch hin zur elektronischen Textdatei. Bleibt aber
hier nicht genauso das komfortable Lesen auf der Strecke? Sicherlich
ist das Lesen eines solchen Textes mit der Computerbraillezeile
kein Vergnügen, geschweige denn das Vorlesenlassen mittels einer
Sprachausgabe. Doch man darf eine weitere richtungsweisende Entwicklung
im Bereich der Blindenhilfsmittel nicht vergessen: Mobile Organizer
mit Sprachausgabe und kleinem Brailledisplay, auf die man seine
Textdateien übertragen und problemlos unterwegs lesen oder bearbeiten
kann. Ein typischer Vertreter dieser Geräte wiegt nur etwa 400 Gramm,
ist leicht zu bedienen und vor allem mit einer leistungsfähigen
Textverarbeitung ausgestattet. Hält man es in der Hand, so hat man
das Gefühl, es überall hin mitnehmen zu können, genauso wie es der
Sehende bei der Benutzung seines E-Books empfinden mag. Von der
Handhabung, aber auch allein schon vom äußeren Design her wirken
diese Geräte ansprechender und formschöner als die meisten heute produzierten
Punktschriftbücher. Ein Urteil, dass für die Liebhaber des klassischen
Papierbuches sicherlich zynisch und vernichtend klingen muss. Predigt
hier jemand letztlich die Abschaffung von gedruckten Büchern?
Auch ich zähle mich zu jener Generation,
der das Angebot in den einschlägigen Bibliotheken lange schon nicht
mehr aktuell genug ist. Man will nicht nur für sich allein lesen,
man will auch mit anderen, vorzugsweise sehenden Menschen, über
aktuelle Bücher sprechen und sich austauschen. Bücher können Brücken
bauen, und oft schon habe ich erlebt, wie Sehende plötzlich ihre Scheu
beiseite schieben und mich viel unverkrampfter behandeln, bloß weil
sie gemerkt haben, dass ich mich für die gleichen Bücher interessiere
wie sie. Jedes Hobby, jedes Medium kann eine solche Tür sein, doch
eignen sich Bücher besonders dafür, Zugänge zu schaffen. Unmöglich
wird dies allerdings, sobald man als Blinder aktuelle Bücher erst
Monate später ausleihen oder kaufen kann. Die Bücher werden nicht
besser oder schlechter, doch ist inzwischen das Interesse an ihnen
abgeflaut. Neue Themen und neue Bücher bestimmen das Tagesgeschehen,
so dass ein blinder Punktschriftleser in seiner "aktuellen" Lektüre
unweigerlich hinterherhinkt.
Wir dürfen und wollen nicht hinterherhinken. Die
Zeit bleibt nicht stehen, neue Konzepte wie Web 2.0 und elektronische
Bücher haben auch die Alltagswelt der Blinden erreicht und für immer
verändert. Die riesigen Bücherkartons aus Marburg oder Leipzig gehören
für mich bereits in einen völlig anderen Abschnitt meines Lebens.
Fahre ich mit Familie oder Freunden in den Urlaub, so werden sich
niemals mehr haufenweise Punktschriftbände im Kofferraum stapeln.
Die Zeiten ändern sich, vielleicht kann man sogar von gestiegenen
oder verfeinerten Ansprüchen reden. Der umfangreichste Titel der Erfolgsserie
"Harry Potter" besitzt in Punktschrift sage und schreibe sieben
Bände - sieben dicke Ordner wohlgemerkt. So sehr ich diese Buchreihe
auch liebe, käme ich nie auf den Gedanken, mir eine derartig umfangreiche Brailleausgabe
zuzulegen, dafür mangelt es mir an Geld und Stellfläche. Da mich
die Angebote der Bibliotheken nicht befriedigen, greife ich zur digitalen
Lösung. Schließlich will ich den "Herrn der Ringe" lesen, nicht
den "Herrn der Ringbücher". Und schließlich heißt es auch "Orden
des Phönix" und nicht "Ordner des Phönix".
Zu schade, dass sich die großen Blindeninstitutionen
gerade im Bereich der Punktschrift in den letzten Jahren keinen
Schritt bewegt haben. Ich muss leider auch aus eigener schmerzlicher
Erfahrung berichten, dass solche Institutionen jegliche Kritik,
so konstruktiv sie auch sein mag, oftmals einfach mit dem Hinweis
abschmettern: "Seien Sie doch dankbar, dass es überhaupt Bücher
für Blinde gibt." Ich sehe diesen recht überheblichen Standpunkt
nicht gerade als förderlich für einen konstruktiven Dialog darüber,
wie man so etwas Grundlegendes und Bedeutendes wie die Literaturproduktion
in Punktschrift modernisieren und für junge blinde Leser wieder
attraktiver machen könnte. Auch wenn es sich im Laufe dieser Ausführungen
an manchen Stellen so lesen mag: Ich glaube nicht daran, dass das Buch
im Allgemeinen oder das Braillebuch im Besonderen eines Tages zugunsten
elektronischer Medien aussterben wird. Speziell für Sachbücher ist
der Druck auf Papier unerlässlich. Zu komplex sind die darzustellenden
Inhalte, zu eingeschränkt immer noch die Umsetzung auf dem PC. Gerade
für wissenschaftliche Literatur machen oftmals nur gedruckte und
von fachkundigen Bearbeitern aufbereitete Bücher Sinn, und natürlich
wäre auch eine Schule ohne Blindenschriftbücher eine leider schon
in die Nähe des Möglichen rückende Schreckensvision. Auch gibt es
immer noch einen gewissen Prozentsatz von Punktschriftliteratur,
die mit Liebe zum Detail hergestellt wird. Als positive Gegenbeispiele
seien hier einerseits die Bücher aus Paderborn genannt, bei denen
man vor dem Kauf bereits zwischen einer gebundenen oder gehefteten
Ausgabe wählen kann; auch verdienen die im A4-Format gebundenen
und sogar mit Lesebändchen versehenen Bücher eine positive Erwähnung,
die immer noch in der DZB Leipzig hergestellt werden. Diese Bücher
nähern sich dem Versuch an, ästhetisch ansprechende Literatur anzubieten,
sie drohen jedoch in einer Flut aus leider längst zur Regel gewordenen Ringbuchliteratur
unterzugehen.
Es wird immer Menschen geben, die sich
nur mit Büchern wirklich wohlfühlen, die man anfassen und umblättern
kann, genau wie eine Mp3-Datei kein Ersatz für eine liebevoll gestaltete
Langspielplatte sein kann. Gerade im Hinblick auf diese "echten"
Punktschriftleser besteht die Notwendigkeit, bestimmte Dinge bei
der Produktion neuer Brailleliteratur zu überdenken. Es liegt in
der Natur einer jeden Modernisierung, dass bei ihrer Durchführung
auch ungewohnte, bisher noch nie begangene Wege beschritten werden
müssen. Jedoch glaube ich, dass die Einbeziehung der nun abschließend
formulierten drei Hauptvorschläge für eine Verbesserung der Punktschriftproduktion
das Angebot der großen und traditionsreichen Blindenbibliotheken
und -Druckereien für junge Menschen öffnen und wieder bedeutend
interessanter und attraktiver machen würde:
- Wäre es möglich, aktuelle Bücher auf Wunsch in einer unkorrigierten "Rohfassung" anzubieten, d.h. als eingescannte und ausgedruckte Lesefassungen, bei welcher aber noch keine langwierige Textkorrektur stattgefunden hat? Die heutige Texterkennung arbeitet wie oben bemerkt bereits so genau, dass bereits die unbearbeiteten Scanergebnisse in der Regel ein gut lesbares Produkt ohne gravierende Fehler liefern dürfte. Auf diese Weise ließen sich schneller aktuell begehrte Bestseller anbieten. Dass solche Versionen nicht für einen Verkauf geeignet wären, sondern eine Erweiterung der Ausleihe darstellen könnten, versteht sich natürlich von selbst. Auch würde dieses Verfahren bei wissenschaftlichen Titeln wohl weniger praktikabel sein als bei schöner Literatur, jedoch würde sich gerade in letzterem Bereich eine attraktive Möglichkeit ergeben, aktuellste Romane ohne große Zeitverzögerung in Punktschrift zu lesen.
- Eine wirklich fabelhafte Erweiterung des Bibliotheksangebots wäre es, einen Teil des Bestands direkt in Dateiform herauszugeben, sei es bei einigen Büchern auf Wunsch, sei es in größerem Umfang in einem direkten Downloadportal. Blinde Nutzer von Organizern oder anderen punktschriftfähigen Lesegeräten könnten sich diese Dateien dann unkompliziert auf ihr mobiles Gerät laden und könnten sofort die Vorteile genießen, die das Lesen auf einem elektronischen Gerät mit sich bringt. Solch ein Angebot wäre natürlich nur eine Ergänzung, nie aber ein Ersatz für das herkömmliche Angebot der Bibliothek. Das Interesse an Büchern in digitalen Formaten ist jedoch gerade bei blinden Menschen äußerst groß und steigt beständig an. Eine Öffnung der Blindenbibliotheken in diese Richtung sehe ich als unverzichtbar, wenn es darum geht, junge blinde Punktschriftleser zurückzugewinnen oder sogar neu für das eigene Angebot zu begeistern. Die Herausgabe der Dateien könnte z.B. direkt in Blindenkurzschrift erfolgen, da diese nur auf einer Braillezeile sinnvoll gelesen werden kann und somit auch nur für Blinde nutzbar bliebe.
- Es wäre darüber nachzudenken, wie man die äußere Aufmachung von Braillebüchern wieder ästhetischer gestalten könnte. Auch für Blinde ist ein ansprechendes Design wichtig, denn Bücher sind Objekte, mit denen man unter Umständen viel persönliches verbindet. Natürlich sind hier die Geschmäcker verschieden. Ich persönlich halte viele Bücher aus der Punktschriftdruckerei in Paderborn für vorbildlich: Sowohl in der äußeren Gestaltung als auch in Format und Lesefreundlichkeit entsprechen diese Bücher am ehesten einer tatsächlichen Buchform. Ich wünsche mir mehr Kreativität, mehr Mut zum Experiment. Wie wäre es beispielsweise mit dem Versuch, Braillebücher herzustellen, die auch von Sehenden auf Anhieb als schön empfunden werden und nicht als überdimensioniert, schmucklos und fremdartig? Es eröffnet sich hier ein weites Feld mit viel Spielraum.
Offener Brief von DBSV und DVBS
Die Spitzen
von DBSV und DVBS (Deutscher Verein der Blinden und Sehbehinderten
in Studium und Beruf) haben in einem offenen Brief auf unhaltbare
Zustände beim Blindengeld in Deutschland aufmerksam gemacht. Sie
fordern die Vorsitzenden der im Bundestag vertretenen Parteien auf,
die bestehenden gesetzlichen Regelungen weiterzuentwickeln, um blinden
und sehbehinderten Menschen auch im Zeitalter der Inklusion ein
selbstbestimmtes Leben und eine gleichberechtigte Teilhabe an der
Gesellschaft zu ermöglichen.
Sehr geehrte Damen und Herren, Blindheit
ist eine Behinderung, die sich bei fast allen alltäglichen Verrichtungen
auswirkt, in besonderem Maße bei der Information, der Kommunikation und
der Mobilität. Fragt man die Menschen, welches Handicap sie besonders
fürchten, antworten die meisten deshalb mit dem Verlust des Sehvermögens.
In den vergangenen fünf Jahrzehnten
ist es in Deutschland gelungen, viele blinde Menschen in die Mitte
unserer Gemeinschaft zu holen, ihnen die Chance zu geben, sich als
anerkannte Mitglieder unserer Gesellschaft zu fühlen. Das für die
individuell unterschiedlichen Bedürfnisse verwendbare Blindengeld
hat sich dafür (nicht nur in Deutschland) in diesen Jahrzehnten
als notwendige, sinnvolle und leicht praktikable Voraussetzung erwiesen.
Nun wird jedoch das Erreichte und Bewährte immer mehr in Frage gestellt.
Das Blindengeld wird immer häufiger Opfer einer aktionistischen
und bedenkenlosen Sparpolitik. Jüngstes Beispiel ist Schleswig-Holstein
(…)
Sehr geehrte Damen und Herren,
lassen Sie diese Politik der sozialen Kälte nicht zu. Zeigen Sie
Verantwortung und setzen Sie sich dafür ein, dass blinde Menschen
gerade im Zeitalter der Inklusion ein selbstbestimmtes Leben führen und
gleichberechtigt an der Gesellschaft teilhaben können. Angesichts
anhaltender Blindengeldkürzungen und einer zunehmend zersplitterten
Blindengeldlandschaft richten der Deutsche Blinden- und Sehbehindertenverband (DBSV)
und der Deutsche Verein der Blinden und Sehbehinderten in Studium
und Beruf (DVBS) den dringenden Appell an Sie, die bestehenden gesetzlichen
Regelungen weiterzuentwickeln, um wieder eine gerechte und nachhaltige
Lösung im Sinne blinder und sehbehinderter Menschen zu schaffen.
Unser wichtigster Nachteilsausgleich
ist das von den Bundesländern finanzierte einkommens- und vermögensunabhängige
Blindengeld. Die Leistungen waren in den Ländern ursprünglich relativ
einheitlich, denn sie orientierten sich meist an der nach Bundesrecht
subsidiär gewährten Blindenhilfe, die jedoch als Sozialhilfeleistung
einkommens- und vermögensabhängig ist. Bei jeder Kürzung oder Abschaffung
wird auf die subsidiäre Blindenhilfe der Sozialhilfe als angeblich
allen "Bedürftigen" zukommende Leistung verwiesen. Dabei wird meist
verschwiegen, dass die äußerst niedrige Vermögensgrenze der Sozialhilfe
den Bezug der Blindenhilfe in den meisten Fällen verhindert. Doch
selbst diese Blindenhilfe soll nach den Vorstellungen der von der
Bundesregierung eingesetzten Gemeindefinanzkommission abgeschafft
werden. Wenn das geschieht, wird in Deutschland existenzielle Armut
erzeugt, weil ein blinder Sozialhilfeempfänger nicht in der Lage
ist, seinen blindheitsbedingten Mehrbedarf über die Regelsätze zu
decken.
Die Nachteile, die man als blinder
Mensch in unserer optisch geprägten Gesellschaft hat, bestehen unabhängig
von Einkommen und Vermögen der Betroffenen. Wenn ein blinder Mensch
einen guten Schulabschluss schafft, eine Ausbildung oder sogar ein
Studium bewältigt und wenn es ihm gelingt, im Berufsleben Fuß zu
fassen, dann muss er bei all dem mehr leisten, mehr Zeit aufwenden,
größeres Engagement an den Tag legen als seine sehenden Mitschüler,
Kommilitonen, Kollegen, und dabei zahlreiche Hilfsmittel und Hilfsdienste
in Anspruch nehmen, um "nebenbei" auch noch seinen Alltag zu bewältigen. Gerade
er ist auf das Blindengeld angewiesen und es ist geradezu zynisch,
ihn auf die Blindenhilfe der Sozialhilfe zu verweisen. Diese ist
kein Nachteilsausgleich, sie erkennt lediglich richtigerweise an,
dass ein blinder Mensch, der seinen Lebensunterhalt nicht oder zumindest
nicht vollständig selbst bestreiten kann, einen erhöhten, eben blindheitsbedingten
Mehrbedarf hat.Zu Geschichte und Zweck von Blindengeld und Blindenhilfe
empfehlen wir zur Vertiefung der Thematik die Lektüre von Heft 6
der "Schriftenreihe zum Blindenrecht" von Dr. Herbert Demmel und
Thomas Drerup (http://www.dvbs-online.de/spezial/2006/8/29/index.htm).
Sehr geehrte Damen und Herren, als
Vertreter der blinden und sehbehinderten Menschen in Deutschland
bitten wir Sie dringend, sich für eine Sozialpolitik stark zu machen,
die diesem Personenkreis einen angemessenen Nachteilsausgleich sichert:
- Bitte verdeutlichen Sie den verantwortlichen Politikern auf Landesebene den Unterschied zwischen einem Nachteilsausgleich und der Sozialhilfe. Sie müssen endlich verstehen, dass eine Blindengeldkürzung sozialpolitisch in eine Sackgasse führt. Mehr und mehr blinde Menschen werden zu Sozialhilfeempfängern, die die Sozialsysteme dann nachhaltig belasten. …
- Bitte sorgen Sie in diesem Sinne für gleiche Lebensbedingungen blinder Menschen in ganz Deutschland. Das mag durch eine Angleichung der Landesblindengeldgesetze, durch ein Bundesteilhabegesetz oder auch durch eine Neufassung des Pflegebegriffes im SGB XI geschehen, aber es muss gehandelt werden.
- Bitte berücksichtigen Sie in Ihrem diesbezüglichen sozialpolitischen Konzept auch hochgradig sehbehinderte Menschen. Ihr Unterstützungsbedarf ist dem vollständig Erblindeter sehr ähnlich, wenn auch vom Umfang her etwas geringer. Sechs Bundesländer haben dies bereits erkannt und gewähren ein abgestuftes Blindengeld als "Sehbehindertengeld". Eine "Sehbehindertenhilfe" der Sozialhilfe existiert jedoch bis heute nicht.
Die von Deutschland ratifizierte
Behindertenrechtskonvention der UN fordert eine inklusive Gesellschaft.
Während die Bundesregierung unter Beteiligung der Verbände behinderter Menschen
einen Aktionsplan erarbeitet, der richtungsweisend zu werden verspricht,
zerstören die Bundesländer, aktuell Schleswig-Holstein, in Deutschland
in diesem Sinne längst Erreichtes. Der Verweis auf die Blindenhilfe
führt zum Gegenteil von Inklusion und ein solches sozialpolitisches
Konzept ist mit Blick auf die Behindertenrechtskonvention der UN
heute weniger zu rechtfertigen denn je.
Wir hoffen sehr, dass unser Appell
an die im Bundestag vertretenen Parteien nicht ungehört verhallt
und bieten bei der Entwicklung eines zeitgemäßen sozialen Konzeptes
gern unsere aktive Unterstützung an.
Mit freundlichen Grüßen,
Renate Reymann, Präsidentin des Deutschen Blinden-
und Sehbehindertenverbandes e. V. (DBSV)
Uwe Boysen, 1. Vorsitzender des Deutschen Vereins
der Blinden und Sehbehinderten in Studium und Beruf (DVBS)
[Quelle: Newsletter "DBSV-direkt" (gekürzt)]
Die Kramkiste
Unsere Bibliothekare stellen
jeweils einen Punktschrift- und einen Hörbuchtitel vor, die sich schon
länger im Bestand unserer Bibliothek befinden.
Zum Gedenken an einen aufrechten Dichter …
Susanne Siems
[Punktschriftbibliothek]
"Ich bin ein
aufgehörter Schriftsteller!" - Der das am 15. Dezember 1935 in einem
Brief an Arnold Zweig schrieb, hatte den Lebensmut verloren. Und
war doch bis zu Letzt und in die Gegenwart ausstrahlend einer der
kritischsten und ehrlichsten deutschen Dichter des 20. Jahrhunderts.
Die Liebe zu seinem Land und Krankheit in den letzten Jahren hatten
ihn ausgebrannt. Wir sprechen in dieser Kramkiste von Kurt Tucholsky,
dem Kritiker, Feuilletonisten, Lyriker, Satiriker, aber auch Romanschriftsteller;
dem Mann mit der mahnenden Stimme und den vielen Namen. Liest man
etwas von Theobald Tiger, Peter Panter, Ignaz Wrobel oder Kaspar
Hauser in jener Zeit, immer steht dahinter der Schriftsteller Kurt
Tucholsky.
In dem Sammelband "Mit 5 Ps" (gemeint
sind hier fünf Pseudonyme) äußert er sich zum Sinn der verschiedenen
Namen bzw. Personen: "Ich mag uns gern … Was als Spielerei begonnen, endete
als heitere Schizophrenie." Seit 1913 war Tucholsky fester Mitarbeiter
der Wochenzeitschrift "Weltbühne". Ein so kleines Blatt hätte nicht
gut vertragen, wenn in jeder Nummer der Name Kurt Tucholsky mehrfach
aufgetaucht wäre. So hatte auch jedes seiner Schreibwesen eine andere
Rolle zu spielen. "… und es war auch nützlich, fünfmal vorhanden
zu sein - denn wer glaubt in Deutschland einem politischen Schriftsteller
Humor? dem Satiriker Ernst? dem Verspielten Kenntnis des Strafgesetzbuches,
dem Städteschilderer lustige Verse? Humor diskreditiert."
Zivilcourage ist vielleicht das richtige
Wort für das, was in Tucholskys Schriften zum Ausdruck kommt. Eine
schmerzhafte Liebe zu Deutschland, die wir schon aus dem 19. Jahrhundert
von Heinrich Heine kennen. Ein wacher Verstand, eine spitze Zunge,
aber auch Gefühl für das Ehrliche, Einfache und Intime. Der meist
politische Schriftsteller Tucholsky ist dabei zu trennen von der
Privatperson Tucholsky. Die sehnte sich nämlich durchaus zumindest
seit Beginn der 20er Jahre nach etwas Beschaulichkeit, einem ruhigen
Leben abseits deutschen Getöses. "Nichts ist schwerer … als sich
im offenen Gegensatz zu seiner Zeit zu befinden und laut zu sagen:
Nein!"
So viele bewundernde Leser Tucholsky
heute noch hat, so wenige sehen die Anstrengung, die ein solches
Berufsleben den Menschen Tucholsky gekostet hat. Die Ohnmacht, mit
Worten nicht aufhalten zu können, was sich da am deutschen Himmel
braun färbte. Und als überzeugter Pazifist keine andere Möglichkeit
als die des Schreibens und Rufens zu haben. Ende der zwanziger Jahre
zog sich Tucholsky immer mehr aus Deutschland nach Schweden zurück.
Schon seit 1924 war er als Korrespondent für die "Weltbühne" in
Paris tätig. Der Untergang der Weimarer Republik, die Machtergreifung
Hitlers erschütterten ihn, er hatte aber bereits mit diesem Deutschland
abgeschlossen. Die äußerliche Emigration war auch eine innere, er
verstummte immer mehr, um schließlich mit dem eingangs genannten
Zitat vom "aufgehörten Schriftsteller" vollständig zu resignieren.
6 Tage später, am 21. Dezember 1935 starb Kurt Tucholsky an einer
Überdosis Tabletten.
Warum ich jemanden, der vielleicht
aufgegeben hat, heute noch lese und schätze und Ihnen, liebe Leserinnen
und Leser versuche, nahe zu bringen? Weil zu kämpfen nicht immer
heißt, dass man auch gewinnt, weil ich aber gerade darum Kämpfer
mag. Und weil ich sehr ähnliche Dinge liebe und hasse, wie die eingangs
erwähnten 5 pseudonymen Schriftsteller-Persönlichkeiten Tucholskys:
Sie hassen:
- das Militär
- die Vereinsmeierei
- Rosenkohl
- den Mann, der immer in der Bahn die Zeitung mitliest
- Lärm und Geräusch
- "Deutschland"
Sie lieben:
- Knut Hamsum
- jeden tapferen Friedenssoldaten
- schön gespitzte Bleistifte
- Kampf
- die Haarfarbe der geliebten Person
- Deutschland
Ich würde mich sehr freuen,
dem vom mir verehrten Dichter mit dieser Kramkiste ein paar neue
Fans verschafft zu haben.
Für die Lektüre besonders empfehlen
kann ich in unserer Punktschriftbücherei:
- "Mit 5 Ps", BNA 6467, 10 Bde., rkh.
- "Deutschland, Deutschland unter anderen", BNA 3735, 5 Bde., kh.
Auch die wunderschönen und viel kürzeren
poetischen Geschichten von Rheinsberg und Schloss Gripsholm kann
man in der DZB in Blindenschrift lesen.
Theodor Fontane: "Die Poggenpuhls"
Jana Waldt
[Hörbücherei]
Der Apothekersohn
und ausgebildete Apotheker Theodor Fontane lebte von 1819 bis 1898.
Bekanntheit erlangte er unter anderem durch seine "Wanderungen durch
die Mark Brandenburg" und seine so genannten Berliner Frauenromane.
Ich möchte Ihnen heute einen von Fontanes letzten
Romanen, der zugleich auch sein kürzester ist, vorstellen: "Die
Poggenpuhls".
Der Roman spielt Ende der 1880er Jahre
und handelt vom Leben der verwitweten Majorin von Poggenpuhl und
ihrer drei Töchter Therese, Sophie und Manon. Sie wohnen zusammen
mit ihrem treuen Dienstmädchen Friedericke in einer Berliner Mietwohnung
in bescheidenen Verhältnissen, denn der Major hat ihnen außer seinem
guten alten Namen nichts hinterlassen. Die drei Töchter sind sehr
unterschiedlich - Therese, schon 30, aber ohne Aussicht auf eine
Heirat, ist die Vernünftige und achtet trotz des ständigen Geldmangels
sehr auf eine einigermaßen standesgemäße Lebensführung. Sophie besitzt als
einzige der drei Schwestern verschiedene Talente: Sie ist musikalisch,
zeichnet und verfasst zu verschiedenen Anlässen kleine Gedichte.
Manon, die jüngste, ist völlig unbegabt, versteht es aber vorzüglich,
sich bei allen beliebt zu machen. So verkehrt sie in den besten
Kreisen.
Die beiden Söhne Wendelin und Leo dienen
in einem Regiment. Wendelin ist korrekt, strebsam und Leo eher leichtsinnig
und macht Schulden, die ihm seine Mutter hin und wieder unter großen
Opfern bezahlt.
Im Mittelpunkt des Romans steht aber
das Leben der Majorin und Ihrer Töchter, das von ständiger Geldnot
geprägt ist.
Nach einem Besuch nimmt der begüterte
Onkel Eberhard Poggenpuhl, Generalmajor a. D., Sophie als Gesellschafterin
für seine Frau mit zu sich nach Hause.
Als er wenig später stirbt, setzt seine
Witwe aus Dankbarkeit eine jährliche Summe für die Majorin und ihre
Töchter aus, die ihnen ein besseres Auskommen ermöglicht.
Fontane gelingt es in seinem eher handlungsarmen
Roman ausgezeichnet, durch seine bildhafte Sprache die Stimmung
umzusetzen. Die unterschiedlichen Charaktere der Personen beschreibt
er nicht, sondern bringt sie durch ihre Äußerungen im Roman zur
Geltung. Gelesen wurde dieser Roman von Konrad Gericke. Sie können
ihn unter der Bestellnummer 1665 als DAISY-CD ausleihen.
Wenn Sie "Die Poggenpuhls" in Kurzschrift
lesen möchten, können Sie dies ebenfalls tun. Der Roman ist unter
der Bestellnummer BNA 1723 in unserer Punktschriftausleihe entleihbar.
Sowohl als DAISY als auch in Blindenschrift
stehen zahlreiche weitere Romane von Theodor Fontane für Sie zur
Ausleihe bereit. Wir beraten Sie gern.
LOUIS
Betreuer dieser Rubrik ist
Herr Ulrich Jander (Tel.: 0341 7113-145, Fax: 0341 7113-125, E-Mail:
Ulrich.Jander@dzb.de).
Detaillierte Ausführungen zu den Themen
können direkt bei ihm abgerufen werden. Selbstverständlich erhalten
Sie auch Antwort auf Fragen, die uns in Blindenschrift, auf Kassette
oder in Schwarzschrift erreichen. Mehr zu LOUIS gibt es im Internet
unter www.dzb.de/louis.
Telefone jeglicher Art mit Sprachausgabe?
Ulrich Jander
Telefone, die
sprechen können, sind uns seit einigen Jahren unter den Mobiltelefonen,
den Handys, bekannt. Solche Geräte funktionieren komplett mit Sprachunterstützung,
Dank zusätzlicher Software, wie TALKS oder Mobile Speak, die für
ca. 300 Euro erworben und in das im normalen Handel erhältliche
Handy installiert werden muss. Es sind längst nicht alle Handys dafür
geeignet; ausschlaggebend ist das Betriebssystem Symbian im Handy.
Welche Geräte in Frage kommen, ist bei Anbietern der Sprachsoftware,
wie z. B. Landeshilfsmittelzentrum Dresden, Marland, Handytech oder
Protalk, erfragbar bzw. auf deren Internetseiten in zusammengestellten
Listen erfahrbar. Wer ein Handy vielseitig nutzt, profitiert im
großen Maße von solch einer Sprachsoftware.
Aber was gibt es noch? Sind z. B. Festnetztelefone,
sowohl schnurgebunden als auch schnurlos, mit Sprachausgabe verfügbar?
Oder gibt es auch Handys, die bereits vom Hersteller eine Sprachausgabe
beinhalten?
In diesem Beitrag möchte ich einen
kleinen Überblick versuchen, ohne dass ich dabei den Anspruch auf
Vollständigkeit erfüllen kann.
Zuerst möchte ich noch kurz beim Handy
verweilen. Neben der oben genannten Möglichkeit, zusätzliche Sprachsoftware
im handelsüblichen Handy, gibt es zur Zeit zwei Handytypen, die vom
Hersteller eine Sprachausgabe mitbringen: das speziell für blinde
Nutzer entwickelte Owasys 22c, ohne Display, bei Marland erhältlich
für 499 Euro, und das handelsübliche IPhone von Apple, welches mit
Bildschirmberührung (Touchscreen) funktioniert und in dem die Sprachausgabe
im Menü aktiviert werden muss. Preise für das IPhone dürften im
Handel unterschiedlich sein.
Außerdem bietet die Preisagentur für
Blinde und Sehbehinderte (PABS) ein handelsübliches Großtastenhandy
für zur Zeit 79,95 Euro an, welches aber lediglich die Ziffern spricht,
die man beim Nummernwählen eintippt. Alles andere ist ohne Sprachunterstützung;
jedoch bietet das Handy für sehbehinderte oder schwerhörige Nutzer
eventuell einige Vorzüge. Auf der Internetseite von PABS unter www.pabs-online.de
steht dazu:
Großtastenhandy mit Ziffernansage
"Großtastenhandy mit Ziffernansage
- neues Modell mit 11 Kurzwahlspeichern und doppelter Akkukapazität!
Dieses besonders einfach zu bedienende Mobiltelefon verfügt über
große Tasten und eine sehr kontrastreiche Beschriftung. Außerdem
werden beim Wählen einer Telefonnummer die Ziffern in hervorragender
Sprachqualität angesagt. Der extra laut einstellbare Klingelton
(max. 100dB) signalisiert Ihnen zuverlässig eingehende Anrufe. Zusätzlich
wird jeder Anruf mit einem Lichtsignal angezeigt. Die Hörerlautstärke
kann ebenfalls sehr laut eingestellt werden. Durch die orangefarbene
Display-Beleuchtung heben sich alle Ziffern und Symbole besonders
gut vom Hintergrund ab. Die einzelnen Schriftzeichen sind zusätzlich
sehr groß, wodurch Sie alle Einstellungen selbstständig durchführen
können. Auf der Rückseite des Gerätes befindet sich eine große Notruftaste. Sollten
Sie Hilfe benötigen, drücken Sie die SOS-Taste und das Telefon wählt
automatisch bis zu vier vorher abgespeicherte Telefonnummern. Wenn
ein Angerufener den Anruf annimmt, stoppt das Handy den Notruf.
Ohne Vertrag, mit allen Netzen nutzbar und für alle SIM-Karten geeignet.
Technische Daten: Extra große beleuchtete
und kontrastreiche Tasten, Ansage der Ziffern beim Wählen von Rufnummern,
Hörerlautstärke sehr laut einstellbar, Lichtsignal bei eingehenden
Anrufen, Vibrationsalarm einstellbar, sehr einfache und übersichtliche
Bedienung, integrierte Notruftaste, SMS-fähiges Handy, Tastensperre möglich,
Telefonbuch mit 100 Speicherplätzen, FM-Radio, MP3 Player Unterstützung,
integrierte Taschenlampe, Speichererweiterung durch Micro SD Speicherkarte
bis 4GB möglich, 6 polyphone Klingeltöne, Hörgerätekompatibel, Größe
10,3 x 4,9 x 1,5cm, Gewicht 80 g, Li-Ion Akku 3,7 V, 1000 mAh, Standby-Zeit
bis zu 200 Stunden, Gesprächszeit bis zu 5 Stunden, Dual Band 900/1800
Mhz, CE und RoHS Zertifiziert, Farbe Schwarz. Lieferung inkl. Akku,
Ladegerät, Anleitungen in Schwarzschrift und in gesprochener Form
auf CD."
Was finden wir im Festnetzbereich?
Ich möchte mit den konventionellen, schnurgebundenen Telefonen beginnen.
Am Besten, was die Sprachunterstützung
betrifft, ist zur Zeit das handelsübliche analoge Telefon Typ Geemarc
BDP 400 für 149 Euro, erhältlich bei Landeshilfsmittelzentrum Dresden (LHZ)
und Marland. Es spricht tatsächlich alle Funktionen, zumindest hat
bisher eine blinde Nutzerin noch keine sprachlose Funktion festgestellt;
das Gerät ist jedoch ein bisschen groß und aber auch generell für
ältere bzw. schwerhörige Menschen geeignet. Auf der Internetseite
des LHZ unter www.lhz-sachsen.de steht dazu folgendes:
Komfortgroßtastentelefon Geemarc
BDP 400 mit Sprachausgabe
"Komfortgroßtastentelefon Geemarc BDP
400 mit Sprachausgabe - Jede Ziffer wird bei Tastendruck angesagt.
Bei Betätigung wichtiger Funktionstasten wird ebenfalls eine akustische
Rückmeldung gegeben. Einige Tasten sind taktil gekennzeichnet. Die
Bedienung des Menüs ist sprachgeführt, d.h. alle Funktionen und
Einstellungen werden angesagt. Das extrem große Display erlaubt
es sehbehinderten Nutzern, die Eingaben zu kontrollieren und die
Anzeigen im Menü unabhängig von der Sprachausgabe zu lesen. Das
Display hat Hintergrundbeleuchtung und einen veränderbaren Kontrast.
Im Telefonbuch können bis zu 85 Nummern
mit zugeordneten Namen gespeichert werden. Beim "Blättern" wird
der im Telefonbuch gespeicherte, aufgesprochene Name genannt. Wird kein
Name aufgesprochen, so ist nur die gespeicherte Nummer zu hören.
Ein Anruf kann direkt vom Telefonbuch oder aus der Anruferliste
gestartet werden. Es ist möglich, Nummern aus der Anrufliste ins
Telefonbuch zu kopieren. In der Anrufliste sind bis zu 64 Nummern
abrufbar. Bei aktivierter Clip-Funktion des Netzanbieters erfolgt
eine akustische Information darüber, wer anruft. Ist der Name des
Anrufers im Telefonbuch gespeichert, so wird er angesagt. Durch mögliche
Veränderungen der Lautstärke während des Freisprechens und durch
Veränderung der Hörerlautstärke ist das Telefon auch gut für Menschen
mit Höreinschränkungen geeignet.
Weitere Merkmale:
- 3 Direktwahltasten mit tastbaren Markierungen
- Campagner-farbiges Gehäuse und schwarze Tasten mit weißen Ziffern
- der Displaykontrast ist in zwei Stufen einstellbar (weiß-schwarz oder schwarz-weiß)
- Display-Abmessungen 11 x 15 cm
- Position des Displays ist veränderbar
- die Ziffernhöhe beträgt 23 mm
- Lautsprecherfunktion und Freisprecheinrichtung
- die Lautstärke ist während des Freisprechens veränderbar
- Hörgerätekompatibel
- Hörerlautstärke veränderbar
- besonders hohe Lautstärke des Ruftones in drei Stufen einstellbar (bis zu 90 dB möglich)
- zusätzliche optische Anrufsignalisierung."
Die beiden weiteren schnurgebundenen
Telefone sprechen nur sehr eingeschränkt, die Funktionen im Menü
werden akustisch nicht wiedergegeben. PABS bietet auf seiner Internetseite das
folgende Gerät für 74,95 Euro an:
Schnurgebundenes Großtastentelefon
mit Sprachausgabe Hagenuk BIG 100
"Das benutzerfreundliche analoge Telefon
mit Großtasten und Notruffunktion ist besonders für blinde, sehbehinderte,
hör-sehbehinderte und ältere Menschen geeignet. Die eingebaute Sprachausgabe
ermöglicht die Nutzung des Telefonbuchs für bis zu 30 Einträge.
Beim Wählen einer Rufnummer werden die einzelnen Ziffern angesagt
(sprechendes Tastenfeld). Außerdem wird der Name oder die Nummer
des Anrufers bei freigeschaltetem Clip nach dem ersten Klingeln
gesprochen. Über die Anrufliste können Sie sich ansagen lassen,
wer in Ihrer Abwesenheit angerufen hat. Das Telefon verfügt über
eine drahtlose Notruf-Fernbedienung mit großer Reichweite für Notrufe
(ca. 50 Meter), mit Freisprechschaltung bei Gesprächsannahme, hochempfindliches
Mikrofon (bis zu 15 Meter), Lautstärke von Hörer und Lautsprecher
einstellbar, Hörgerätekompatibel, Individuelle Notrufnachricht,
Sondertasten für Polizei und Rettungsdienst, SOS-Taste auf dem Telefon
und vieles mehr."
PowerTel 50 Alarm Plus
Der Marland-Versand bietet für 99,95
Euro das schnurgebundene, analoge Großtastentelefon PowerTel 50
Alarm Plus mit programmierbaren Notrufnummern und handlichem Alarmgeber an.
Wählt man eine Rufnummer, so ertönt die Sprachausgabe bei Tastendruck;
Nummern der Anruferliste werden angesagt. Im übrigen ist das Telefon
für ältere bzw. sehbehinderte oder schwerhörige Menschen geeignet.
Bei den schnurlosen Festnetztelefonen
sieht es ganz traurig aus. Ein Telefon mit möglichst umfangreicher
Sprachunterstützung gibt es nach meinen Recherchen gar nicht. Mit
sehr eingeschränkter Sprachunterstützung bietet PABS ein Telefon
von Panasonic als Auslaufmodell für zur Zeit herabgesetzte 99,95
Euro an. PABS schreibt dazu auf seiner Internetseite:
Panasonic Schnurlostelefon
mit Rufnummernansage und Knochenleitungsfunktion!
"Das Telefon sagt bei freigeschalteter
Clip-Funktion die Rufnummer des Anrufers an. Damit identifizieren
Sie Ihren Gesprächspartner, bevor Sie den Anruf entgegennehmen.
Ebenfalls angesagt werden die im Telefonbuch gespeicherten Nummern,
die 10 zuletzt gewählten Rufnummern aus der Wahlwiederholung sowie
die Liste der letzten 50 Anrufer. Eine weitere Besonderheit ist
die Knochenleitungsfunktion. Das Schnurlos-Telefon hilft bei Hörschwierigkeiten, die
durch das Außen und Mittelohr hervorgerufen werden. Dazu ist das
Mobilteil mit einem Knochenleitungshörer ausgestattet, der beim Telefonieren
Schwingungen über Knochen zum Innenohr leitet. Die Knochenleitungsfunktion
ist bei Schädigungen des Gehörgangs oder des Mittelohrs sowie beim
Telefonieren in lauter Umgebung hilfreich.
Weitere Merkmale: große, bedienerfreundliche Tasten,
LED-Leuchtindikator bei eingehenden Anrufen, großes, gut lesbares
3-zeiliges Punktmatrix-Display, Mobilteil mit Tastatur und Displaybeleuchtung,
Freisprecheinrichtung, Telefonbuch für 50 Namen und Nummern, wobei
nur die Rufnummern angesagt werden, einfache Bedienung durch die
zentrale Navigationstaste, Polyphone Anrufmelodien (10 Melodien
+ 5 Ruftöne), Wahlwiederholung (10 Nummern, Gesprächszeit 10 Std,
Standby 170 Std., Headset-Anschluss, Akku-Typ NiMH (handelsübliche
Akkus), Farbe Silber, Abmessungen (B x H x T) 48 x 179 x 38 mm.
Lieferumfang: Basisstation, Mobilteil,
Netzteil, TAE-Anschlussstecker, Akkus, Handbuch im PDF-Format, Spezialanleitung
für Blinde und Sehbehinderte im MP3- und Word-Format auf CD und
per E-Mail."
Weitere schnurlose Geräte
mit Sprachunterstützung habe ich nicht entdeckt. Wie umfassend die
Sprachausgabe funktionieren soll und welches Telefon das Geeignete
sein dürfte, hängt natürlich immer vom jeweiligen Einsatzfall und von
den Anforderungen durch den Nutzer ab. Denkbar ist, dass künftig
weitere handelsübliche Telefonapparate mit Sprachausgabe auf dem
Markt erscheinen. Damit es keine Nischenprodukte werden und bleiben,
müssen solche Geräte sowohl für ältere als auch für Menschen jeglicher
Behinderung geeignet sein. Sollten Sie weitere Telefonapparate kennen,
die eine Sprachausgabe besitzen und die heute noch auf dem Markt
erhältlich sind, so bin ich Ihnen für derartige Informationen sehr
dankbar.
Info-Service
DZB-Terminüberblick 2011
Katja Lucke
Nach der kurzen
Atempause zum Jahreswechsel beginnt für die DZB Leipzig wieder ein
ereignisreiches Jahr. Wir möchten Ihnen daher einen Überblick zu
den wichtigsten Terminen geben.
Herauszuheben ist auch dieses Jahr
der Monat September, indem wir Sie sowohl zum traditionellen "Tag
der offenen Tür" als auch zum "Weltkongress Braille21 - Innovationen
in Braille im 21. Jahrhundert" ganz herzlich nach Leipzig einladen!
Die Messetermine werden durch die Leipziger Buchmesse,
die SightCity in Frankfurt am Main und die REHACARE in Düsseldorf
komplettiert. Die Details finden Sie in der folgenden Übersicht:
- 17. bis 20. März: Leipziger Buchmesse, Messegelände Leipzig
- 4. bis 6. Mai: SightCity - Größte Fachmesse für Blinden- und Sehbehinderten-Hilfsmittel in Deutschland, Sheraton Hotel Frankfurt am Main
- 3. September: Tag der offenen Tür, DZB Leipzig
- 21. bis 24. September: REHACARE - Internationale Fachmesse und Kongress für Rehabilitation, Prävention, Integration und Pflege, Messegelände Düsseldorf
- 27. bis 30. September: Die Weltblindenunion präsentiert: "Weltkongress Braille 21 - Innovationen in Braille im 21. Jahrhundert" mit dem Braille-Tag Deutschland (27. September: Uni Leipzig, Campus am Augustusplatz und Augustusplatz) und dem Weltkongress Braille21 (28. bis 30. September: Uni Leipzig, Campus am Augustusplatz)
Wir freuen uns auf Ihren
Besuch. Weitere ausführlichere Informationen erhalten Sie zu gegebener
Zeit in Ihren DZB-Nachrichten, im DZB-Newsletter und natürlich auch
über unsere Internetseite: www.dzb.de.
9. Deutscher Hörfilmpreis: Zehn Filme am Start
Am 15. März
2011 wird in Berlin der 9. Deutsche Hörfilmpreis verliehen. Am 16.
Dezember hat der DBSV die Nominierten für die begehrte Auszeichnung
bekannt geben. Bei der Auswahl der Preisträger hat die Jury die
Qual der Wahl zwischen zehn herausragenden Hörfilm-Produktionen.
Aus allen Einreichungen wurden von
der Vorjury folgende zehn Hörfilmproduktionen ausgewählt:
- "37 Grad Reihe: Nur das Beste für mein Kind" (2010, Regie: Caroline Haertel & Mirjana Momirovic), eingereicht von 3Sat
- "Buddenbrooks" (2008, Regie: Heinrich Breloer), eingereicht von Degeto Film GmbH
- "Die Päpstin" (2009, Regie: Sönke Wortmann), eingereicht von Highlight Communications
- "Ganz nah bei Dir" (2009, Regie: Almut Getto), eingereicht von Filmlichter
- "Im Angesicht des Verbrechens" (2010, Regie: Dominik Graf), eingereicht von ARTE
- "Lippels Traum" (2009, Regie: Lars Büchel), eingereicht von Universum Film
- "Polizeiruf 110: Fremde im Spiegel" (2010, Regie: Ed Herzog), eingereicht vom Rundfunk Berlin Brandenburg
- "Renn, wenn Du kannst" (2010, Regie: Dietrich Brüggemann), eingereicht vom Südwestrundfunk
- "Schutzlos" (2010, Regie: René Heisig), eingereicht vom Zweiten Deutschen Fernsehen
- "Wüstenblume" (2009, Regie: Sherry Hormann), eingereicht von Majestic Filmverleih GmbH
Die festliche Preisverleihung
findet am Dienstag, den 15. März 2011, in Berlin im historischen Atrium
der Deutschen Bank Unter den Linden statt. Schirmherrin ist bereits
zum dritten Mal die Schauspielerin Christine Neubauer.
Jetzt beginnt die Arbeit der prominent
besetzten Jury, die unter den nominierten Filmen die Auswahl der
Preisträger zu treffen hat. In diesem Jahr wieder mit dabei sind
die Schauspielerinnen Brigitte Grothum und Bettina Zimmermann sowie
Filmredakteur Lars-Olav Beier (Der Spiegel). Neu unter den Mitgliedern
sind Claudia Roth (Bundesvorsitzende Bündnis 90/Die Grünen), Filmproduzentin
Uschi Reich und Regisseur Lars Kraume.
Hörfilme ermöglichen es blinden und
sehbehinderten Menschen, Filme als Ganzes wahrzunehmen und zu genießen.
Diese Filme sind mit einer Audiodeskription (AD) versehen, die in
knappen Worten zentrale Elemente der Handlung sowie Gestik, Mimik
und Dekors beschreibt. Diese Bildbeschreibungen werden in den Dialogpausen
eingesprochen.
Der Deutsche Hörfilmpreis wird seit
2002 vom DBSV verliehen und von der Aktion Mensch unterstützt. Hauptsponsor
ist Pfizer Deutschland. Preisträger des 8. Deutschen Hörfilmpreises 2010
waren für ihre herausragenden Audiodeskriptionen Degeto Film mit
der norwegischen Komödie "Elling" und ARTE mit der Schweizer Produktion
"Vitus". Der erstmals von blinden und sehbehinderten Hörfilmfans
gewählte Publikumspreis ging an den Bayerischen Rundfunk für die
Hörfilmfassung von "Der Vorleser".
Weitere Informationen gibt es unter:
www.deutscher-hoerfilmpreis.de
[Quelle: DBSV-direkt]
Tandem-Hilfen e.V. 2011
- Tandem-Hilfen e.V. wählt einen neuen Vorstand: 05. März (Königs Wusterhausen)
- Tandem-Hilfen e.V. plant ein Benefizkonzert am 20. März in Berlin.
- 01. bis 15. Mai 2011 fahren fünf Tandem-Teams von Aachen nach Zittau und machen bei mehreren Bildungseinrichtungen für Blinde und Sehbehinderte halt; bisher geplant sind Aachen, Neuwied, Weimar, Halle und Chemnitz.
- 22. bis 29. Mai: "Tandem für alle" - Entdeckungen zwischen Lübeck und Schwerin ("Ostseeperlen" Boltenhagen)
- 16. bis 19. Juni: "Deutschland entdecken" Der Spreewald und die Krausnicker Berge, Jugendherberge Köthener See (südl. von Berlin)
- 22. bis 31. Juli: "8. Internationales Tandem-Camp für blinde und sehbehinderte Jugendliche" aus sieben Ländern, auch offen für jung gebliebene Erwachsene als Gastteilnehmer (Beckerwitz bei Wismar)
[Quelle: Die Kette]
ABC Pflegeversicherung neu
Kostenlose Beratungsbroschüre
für Menschen mit Körperbehinderung
Wer entscheidet,
ab wann ein pflegebedürftiger Mensch einen Pflegedienst in Anspruch
nehmen kann, oder ob und wieviel Pflegegeld er erhält, wenn ein
Angehöriger oder Freund die häusliche Pflege übernimmt? In seiner
7. Auflage (Stand November 2010) erschien das "ABC Pflegeversicherung
- Praktische Tipps und Ratschläge zur Pflegeversicherung" vom Bundesverband Selbsthilfe
Körperbehinderter (BSK e.V.) und liefert Antworten auf viele solche
Fragen.
Der erste Teil der Broschüre gibt einen
umfangreichen Überblick und stellt die wichtigsten Leistungen und
Möglichkeiten der Pflegeversicherung dar. Leicht verständlich sind
die einzelnen Begriffe des Pflegeversicherungsrechts in alphabetischer
Reihenfolge erläutert.
Der zweite Teil enthält Auszüge aus
besonders relevanten Vorschriften des Pflegeversicherungsgesetzes,
des SGB XII (Sozialhilfe) und die wichtigsten Teile der Pflegebedürftigkeits-Richtlinien.
Der Ratgeber ist beim BSK, Postfach
20, 74238 Krautheim, Tel.-Nr. 06294 4281-0 oder per E-Mail info@bsk-ev.org
gegen eine Schutzgebühr von nur 2,50 € einschließlich Porto/Versand
erhältlich.
[Quelle: www.bsk-ev.org]
Vorlesehandys - Texterfassung mit Hürden
Über Texterkennungssoftware
für Handys hat INCOBS schon hin und wieder informiert. Das Konzept
ist einfach: Schriftstücke werden mit dem Handy fotografiert und
dann von einer Sprachausgabe vorgelesen. So leicht ist das für blinde
Nutzer allerdings nicht, wie nun der neue Test von INCOBS zeigt.
Wir haben die drei auf dem deutschen Markt erhältlichen Produkte unter
die Lupe genommen. Die große Hürde zu Beginn ist das "blinde"
Fotografieren eines Schriftstücks, dabei keinen Text abzuschneiden und
die Kamera weder zu hoch noch zu schief zu halten. Ist das einmal
gelungen, sind die Ergebnisse in der Texterkennung gar nicht schlecht
- vor allem bei den beiden teueren Programmen. Das neue deutsche
Produkt beyo Reader hat hier noch etwas Nachholbedarf, ist aber
mit 200 Euro ein echtes Sonderangebot.
Der Test:
http://www.incobs.de/produktinfos/lesesprech/test_texterkennung_handys2010/index.php
[Quelle: INCOBS]
Unterschriftenaktion der Stiftung "taubblind leben"
Taubblinde Menschen
haben in fast allen Lebensbereichen einen Assistenz-, Hilfsmittel-
und Förderbedarf, der sich von dem blinder und gehörloser Menschen
wesentlich unterscheidet. Das geht aus einem Gutachten hervor, das
der Gemeinsame Fachausschuss Hörsehbehindert / Taubblind (GFTB)
kürzlich veröffentlicht hat. Darin fordern der DBSV und weitere
angeschlossene Verbände unter anderem, dass taubblinde Menschen
Anspruch auf persönliche Assistenz im Umfang von 20 Stunden pro
Woche haben, dass spezielle Hilfsmittel entwickelt werden und dass
ein Taubblindengeld eingeführt wird, das den Bedarf an behinderungsbedingten
Aufwendungen deckt.
Im System der Sozialleistungen ist
der besondere Bedarf taubblinder Menschen bislang nicht verankert,
so dass die Betroffenen unter einer dramatischen Unterversorgung
zu leiden haben. Um die Situation taubblinder Menschen strukturell
zu verbessern, muss zunächst anerkannt werden, dass Taubblindheit
eine Behinderung eigener Art ist und nicht bloß die Summe von Blindheit
und Taubheit. Deshalb setzt sich der GFTB seit 2007 für die Einführung
eines Merkzeichens TBL im Schwerbehindertenausweis ein. Dieses Merkzeichen
TBL soll den Verbänden als argumentative Grundlage dienen, um die
gesetzliche Verankerung der in dem Gutachten beschriebenen Leistungen
einzufordern. Ebenso kann es den Betroffenen helfen, ihre dann bestehenden
Ansprüche gegenüber Behörden und Krankenkassen durchzusetzen.
Die Stiftung "taubblind leben", die
sich für die Rechte taubblinder Menschen einsetzt, hat nun im Internet
eine Unterschriftenaktion gestartet, um das Merkzeichen TBL durchzusetzen.
Unterstützen Sie diese Initiative und leisten Sie mit Ihrer Unterschrift
einen Beitrag dazu, dass taubblinde Menschen mit ihrem spezifischen
Unterstützungsbedarf von Politik und Gesellschaft wahrgenommen werden.
Unterschriftenliste unter www.stiftung-taubblind-leben.de
Das Gutachten über Taubblindheit als
Behinderung eigener Art finden Sie im Internet unter www.taubblind.dbsv.org
[Quelle: DBSV-direkt]
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Online unter:
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