DZB-Nachrichten
Hrsg. von der Deutschen Zentralbücherei für Blinde zu Leipzig
(DZB)
Nr. 3 – 2013
Mai / Juni
23. Jahrgang
Inhalt
Vorbemerkung
Postecke
Die DZB im Jahr 2012
Einblicke
Erklärung zum Merkzeichen für taubblinde Menschen
Wer ist taubblind?
Neu im Regal
Thomas Kunze: "Von der Sowjetunion in die Unabhängigkeit: eine Reise durch die 15 früheren Sowjetrepubliken"
Die Kramkiste
Stefan Heym: "Der Fall Glasenapp"
Eduard von Keyserling: "Abendliche Häuser"
Literaturtipps zum 200. Jahrestag der Völkerschlacht
Aus dem Punktschriftbestand
AUS DEM HÖRBUCHBESTAND
LOUIS
Ulrich Hankes Softwaresammlung
Info-Service
Hilfetelefon für Frauen freigeschaltet
Blindenfußballsaison eröffnet
Preisträger des 11. Deutschen Hörfilmpreises
Impressum
Spenden
Vorbemerkung
Liebe Leserinnen
und Leser, in dieser Ausgabe möchte ich Sie besonders auf unsere
neue literarische Rubrik hinweisen: „Neu im Regal - der aktuelle
Buchtipp". Im Gegensatz zur „Kramkiste“ werden hier keine Altbestände
vorgestellt, sondern solche Titel aus der jüngeren Produktion empfohlen,
die entweder im Gespräch sind oder deren Inhalt besonders erwähnenswert
ist.
Ebenfalls empfehlenswert: Der Jahresbericht vom
Direktor der DZB über die im vergangenen Jahr erreichten Ergebnisse.
Es grüßt herzlich
Ihr Karsten Sachse.
Postecke
Die Veröffentlichungen müssen
nicht mit der Redaktionsmeinung identisch sein. Aus redaktionellen
Gründen behalten wir uns Kürzungen vor. Wenn Sie keine Veröffentlichung
wünschen, vermerken Sie dies bitte.
Nachlese
»(…) Über die Anregung
von Herrn Günther Schmohl aus Bernsbach in DZBN Nr. 2 d. J. habe ich
mich sehr gefreut. Sie haben Recht, Herr Schmohl, Max Schöffler
hat es verdient, ein Bild über seinen unermüdlichen Einsatz für
bessere Lebensbedingungen der Blinden in Deutschland aufzuzeichnen,
und wenn es kein Anderer tut - ich werde es versuchen. (…)«
[Dr. Werner Uhlig aus Leipzig]
Die DZB im Jahr 2012
Dr. Thomas Kahlisch
Im Jahr 2012
beging die Blinden- und Sehbehindertenselbsthilfe in Deutschland
ihr hundertjähriges Gründungsjubiläum. Die DZB als korporatives
Mitglied des Deutschen Blinden- und Sehbehinderten-Verbandes (DBSV)
war dabei und präsentierte ihre Angebote u. a. auf dem Festival
der Begegnung, das im Sommer des Jubiläumsjahres in Berlin viele
Menschen begeisterte. Der Festivalstand war nur eine der zahlreichen
Aktivitäten, die im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit im vergangenen
Jahr stattfanden und auf die am Ende dieses Berichtes noch einmal
zurückgekommen wird.
Damit neue Angebote unter die Finger
und in die Ohren unserer literaturbegeisterten Leserinnen und Leser
gelangen können, sind Titel aus dem überreichlichen Angebot der
Verlage auszuwählen und in Brailleschrift oder als DAISY-Hörbuch zu
übertragen. Zu Beginn dieses Berichtes sei deshalb ein Blick in
die produzierenden Bereiche unseres Hauses gestattet.
Annette Diener ist seit April 2012
Abteilungsleiterin der Blindenschriftherstellung. Aus ihrem Jahresbericht
ist zu entnehmen, dass im vergangenen Jahr über 81.000 Seiten in
die Blindenschrift übertragen wurden. Dies sind 12% mehr als im
Jahr zuvor. Der Zuwachs ist vor allem auf eine Steigerung der Seitenzahlen
bei der Buchübertragung und Erstellung individueller Aufträge zurückzuführen.
Dagegen sank der Umfang der übertragenen Seiten im Zeitschriftenbereich.
Der Musiknotendienst DaCapo hat sich
etabliert. Es wurden im vergangenen Jahr über 2.700 Seiten Braillemusiknoten
übertragen. Dazu kommen noch mehr als 2.100 Seiten Noten, die mittels
der individuellen Dienstleistung Make-Braille auf Anfrage und besonders
zeitnah für Musiker gefertigt wurden.
Für den Nutzer einer Braillezeile werden
aktuelle Titel aus dem Verlagsangebot jetzt auch als eBraille-Datei
angeboten. Dies bedeutet, dass der Text des Werkes in Blindenkurzschrift
übertragen in eine HTML-Datei integriert wird. Der Vorteil dieses
Formates ist, dass der Anwender auf der Braillezeile lesen und im
Inhaltsverzeichnis direkt Textpassagen anspringen kann. Ein komfortables
Blättern und Stöbern im digitalen Braille-Text wird somit möglich.
Ein wichtiges Ziel der kommenden Jahre
ist es, sowohl dem Leser gedruckter Brailletexte als auch dem Anwender
digitaler Lesegeräte mehr Angebote zu unterbreiten. Aus diesem Grund arbeiten
Entwickler, Verlagshersteller, Übertrager und Korrektoren im Rahmen
des vom BMAS geförderten Projektes Leibniz an neuen Werkzeugen zur
automatisierten Übertragung von Verlagsdaten in verschiedene barrierefreie
Formate. Zum Ende des Förderzeitraumes präsentierten die Mitarbeiter
die Ergebnisse auf einer Veranstaltung in der schönen Villa Rosental,
die sich in der Nähe der DZB befindet. Im Frühjahr dieses Jahres
ist geplant, die neue Software schrittweise in der Blindenschriftherstellung
der DZB einzusetzen.
Nach Übertragung und Korrektur der
Literatur in der Abteilung Blindenschriftherstellung erfolgt die
weitere Verarbeitung der Texte in der Abteilung Druckerei/Buchbinderei.
Im vergangenen Jahr wurden für Zeitschriften und Bücher 33,0 Tonnen
Blindenschriftpapier verarbeitet, um über 4.700.000 Seiten in Punktschrift
herzustellen. Neben der umfangreichen Eigen- und Auftragszeitschriftenproduktion
wurden im vergangenen Jahr für die Punktschriftausleihe 171 neue
Titel, 219 nachproduzierte Titel und 70 als Datensatz übernommene
Titel anderer Blindenschriftbibliotheken gedruckt. 3.690 Bände wurden
in der Buchbinderei neu gefertigt und mehr als 1.000 verschlissene
Bände für die Bibliothek repariert und wieder ausleihbar gemacht.
Seit vergangenem Jahr werden neue Titel
in Blindenschrift zunächst nur für die Bibliotheks-ausleihe gefertigt.
Wird ein Titel über den Verkaufskatalog bestellt, so erfolgt die
Produktion und Auslieferung zeitnah, dies ist ein erster und wichtiger
Schritt für einen Braille-on-Demand-Service. Durch den Einsatz von
Spendengeldern konnte am Ende des vergangenen Jahres neue Drucktechnik
für den Farbdruck beschafft werden.
Die Produktion im Bereich der Reliefherstellung umfasste
im Jahr 2012 den folgenden Umfang: Insgesamt wurden 122 Matrizen
und 111 Grafiken für Reliefs entwickelt und hergestellt. Es wurden
insgesamt über 35.700 Reliefdarstellungen aus Folie produziert,
sowie 386 Reliefdarstellungen aus Mikrokapselpapier/Schwellpapier.
Dank der Spendengelder, die dankenswerterweise
von den Nutzern des Hauses erbracht wurden, konnte der im Vorjahr
entstandene Rückstand bei der Hörbuchaufsprache wieder aufgeholt
werden. Insgesamt wurden 2012 622 Audioproduktionen in vier Studios
produziert, wovon 181 neue Hörbuchtitel die DAISY-Ausleihe der Bibliothek
erweitern. Dazu kommen die Zeitschriftenproduktionen und zahlreiche Aufträge
wie Rentenbescheide, Auftragszeitschriften und Podcast-Episoden,
die in den Studios umgesetzt wurden.
Mit Beginn des Jahres 2012 übernahm
eine Aufnahmeleiterin den Aufgabenbereich der Öffentlichkeitsarbeit
der DZB. Was zur Folge hatte, dass die Hörbuchaufsprachen verstärkt
in den 2 Selbstfahrerstudios durchgeführt werden. In diesem Jahr
wird das dritte regiegeführte Aufnahmestudio umgebaut, sodass nach
Abschluss der Maßnahme wieder insgesamt 5 Studios für die Hörbuchproduktion
genutzt werden können.
Wachsende digitale Hörbuchbestände,
neue Softwareentwicklungen bei der Übertragung von Verlagsdaten
in barrierefreie Formate, die Gestaltung und Herstellung von Farbdrucken
für sehbehinderte Menschen und die vielfältigen Anforderungen aller
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an ein vernetztes Arbeiten im gesamten Haus
bedingen den Einsatz moderner Informationstechnologien. Dank einer
umfangreichen Investition des Freistaates Sachsen besitzt die DZB
seit Ende letzten Jahres eine zeitgemäße Ausstattung der IT-Infrastruktur
und leistungsstarke PC-Technik, die mit entsprechender Software
ausgestattet ist. Ein weiterer Erfolg im Bereich Informationstechnologien
stellt der seit Herbst 2012 neue Internetzugang der DZB dar, der
jetzt über das Rechenzentrum der Universität Leipzig realisiert
wird.
Ebenfalls gelang mit dem Institut für
Kommunikations- und Medienwissenschaften der Universität Leipzig
eine besondere Kooperation. Zusammen mit den Wissenschaftlern wurde
eine Nutzerbefragung vorbereitet und im Sommer des Jahres durchgeführt.
Aufgrund der Spezifik unserer Leserstruktur entschieden sich die Fachleute
für eine geteilte Befragung per Mail und Telefon. Es wurden insgesamt
rund 3.500 aktive Nutzer der Hör- und Punktschriftbücherei aufgerufen,
sich an der Umfrage zu beteiligen. Mit rund 1.000 komplett ausgefüllten
Fragebögen wurde die Online-Befragung im August abgeschlossen. Zusätzlich
wurden 300 telefonische Befragungen durchgeführt. Die Auswertung
der detailreichen Interviews übernahm eine Studentin innerhalb ihrer
Masterarbeit. Die Ergebnisse werden im ersten Quartal dieses Jahres
vorliegen.
Auch die Zusammenarbeit mit dem Berliner Argon
Verlag erreichte im Jahr 2012 eine besondere Intensität. Es wurde
die gesamte Argon DAISY Edition in das Verkaufsprogramm aufgenommen.
Eine größere Auswahl von Titeln ist in der Hörbücherei ausleihbar.
Neben der Übernahme von Titeln aus der Argon Daisy Edition wurde
unser Hörangebot durch Einarbeitung von ca. 100 russischsprachigen
Hörbüchern - als Geschenk von der Estnischen Blindenbücherei in Tallinn
- erweitert. Zahlreiche Übernahmen aus anderen MEDIBUS-Bibliotheken
ließen den Bestand an DAISY-Titeln stark ansteigen.
Mit dem Jahresbeginn 2012 startete
das Angebot der Sofortbrennungen für Hörbücher. Neben der bisher
praktizierten Bestandsausleihe - also dem Verleih der bekannten
Hörbuchboxen - bieten wir nun auch eine Sofortausleihe. Eine Sofortausleihe
wird dann vorgenommen, wenn der Titel noch nicht im DZB-Hörbuchbestand
ist oder alle Boxen des Titels ausgeliehen sind. Dazu wird das Buch
auf CD gebrannt und für den Versand fertig gemacht. Verschickt werden diese
Hörbücher nicht in den üblichen Boxen sondern in speziellen Papierumschlägen,
die über einen wieder verwendbaren Klebeverschluss und zwei Fächer
verfügen. Dies erleichtert dem Nutzer die Rücksendung dieser Werke. Die
Anzahl der monatlichen Sofortbrennungen liegt im Jahresdurchschnitt
bei ca. 460 CDs, mit steigender Tendenz. 432 neue Hörer konnten im
vergangenen Jahr gewonnen werden. Der DAISY-Buchbestand umfasste
am Ende des Jahres über 22.800 ausleihbare Titel. Es meldeten sich
148 neue Leser in der Punktschriftbibliothek an, die jetzt aus einem
Bestand von 15.900 Werken und mehr als 6.200 Notentiteln auswählen
können.
Die Produktion des deutschsprachigen
Welt-Atlas konnte bis auf den im aktuellen Jahr geplanten Europa-Teil
abgeschlossen werden.
Mit der Mini-Pocket-Reihe entstand
ein völlig neues Produkt für Kinder im Erstlesealter, das durch
kurze Texte in Braille mit Schwellpapierreliefs im handlichen und
stabilen Einband gekennzeichnet ist. Mit dem Buch "Die Geheimnisvolle
Spur" wurde das Angebot an anspruchsvollen Multimaterialbüchern
im Vorschulbereich erweitert. Für junge Leseratten aller Altersgruppen
wurden Titel des "Leipziger Lesekompass" in Braille übertragen,
damit diese Leseempfehlungen Sehenden und Blinden gleichermaßen
zur Verfügung stehen.
Mit 43 Neuzugängen ist das Musikalien-Angebot im
Verkauf wieder deutlich gewachsen und umfasst jetzt ca. 700 Titel.
Für die Gestaltung des Reliefwandkalenders 2013
zum Thema "Natur be-greifen" konnte das Naturkundemuseum Leipzig
als kompetenter Partner gewonnen werden. Der Kalender erhielt eine
Auszeichnung in Silber bei der internationalen Kalenderschau des
Graphischen Klubs Stuttgart. In einer Sonderausstellung verwirklichten
Mitarbeiter des Museums zusammen mit der DZB das Motto des Kalenders
und machten Natur begreifbar für alle.
Seit Januar 2012 erscheinen 12 eigene
Zeitschriften der DZB in insgesamt 20 verschiedenen Ausgaben. Die
2010 eingeführten Angebote für Kinder (GEOlino in Voll- und in Kurzschrift) und
für Jugendliche (NEON als DAISY) wurden in Kooperation mit dem Verlag
Gruner + Jahr erfolgreich fortgesetzt. Neu geplant und realisiert
wurde die DAISY-Zeitschrift "Ein Herz für Tiere", die in Kooperation
mit dem Gong Verlag GmbH Ismaning angeboten wird.
Die DZB präsentierte ihre Produkte
wie bereits erwähnt auf dem Festival der Begegnung, auf verschiedenen
Messen und zahlreichen Veranstaltungen der Blinden- und Sehbehindertenselbsthilfe.
Dazu kamen verschiedene Aktionen und Veranstaltungen, die in der
DZB direkt organisiert wurden:
- 15.03. Im Rahmen der Veranstaltungsreihe "Leipzig liest" - Lesung zum Buch "Alles über Wikipedia"
- 23.04. Welttag des Buches - Übertragung und Versand des Buches "Ich schenk dir eine Geschichte" in Braille an Schulen in ganz Deutschland
- 05.05. Museumsnacht in der DZB "nachtaktiv" und Aufführung des Theaterstück "Würfelkönig", von Maja Chrenko, rund ums Thema Lesen und Spielen von Kindern mit und ohne Behinderung
- 08.09. Tag der offenen Tür in der DZB
- 23.10. "Senioren im Netz" - Veranstaltung in der DZB im Rahmen der Internet-Woche der Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen (BAGSO)
Das vergangene Jahr war für die DZB
aber auch ein Jahr des Weiterdenkens. Beauftragt durch den Verwaltungsrat
erarbeiteten wir ein umfangreiches Konzeptpapier "DZB2020", das
die Entwicklungen für die kommenden Jahre absteckt. Wichtige Ziele
sind, verstärkt digitale Angebote zu realisieren und die Medienvielfalt der
DZB weiter auszubauen.
Zeitschriften und Bücher online verfügbar
anzubieten, eBooks in Kooperation mit Verlagen barrierefrei zugänglich
zu machen, die Weiterführung des Angebotes an Multimaterialbüchern und
neue Technologien wie den 3D-Druck auf ihre Einsetzbarkeit für die
Herstellung von Reliefdarstellungen zu untersuchen, sind Themenfelder,
denen verstärkt unsere Aufmerksamkeit gilt. Daneben bleibt das große
und wichtige Ziel, das Angebot an Braille-Literatur und DAISY-Hörbüchern
ständig auszubauen, als Kernaufgabe aktueller und zukünftiger Vorhaben.
Die Zukunft barrierefrei zu gestalten
kann als Motto der DZB-Beschäftigten gelten. Konsequent erarbeiten
die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ein Leitbild und brachten sich
aktiv in die Erstellung des Entwicklungskonzeptes „DZB2020“ ein.
Einblicke
Erklärung zum Merkzeichen für taubblinde Menschen
Gemeinsamer Fachausschuss hörsehbehindert/ taubblind
Der gemeinsame
Fachausschuss hörsehbehindert / taubblind (GFTB) fordert seit Jahren
ein Merkzeichen für taubblinde Menschen im Schwerbehindertenausweis.
Die Arbeits- und Sozialministerkonferenz (ASMK) hat dieses im Oktober
2012 einstimmig beschlossen.
Nun treten GFTB und DBSV gemeinsam
mit der Forderung auf, dass das Merkzeichen in der laufenden Legislaturperiode
eingeführt wird. Im Rundschreiben 21/2013 "Merkzeichen für taubblinde
Menschen" bittet der DBSV deshalb alle Landesvereine und -verbände
im DBSV, die korporativen Mitglieder und die Mitglieder des DBSV-Präsidiums,
sich entsprechend einzusetzen.
Taubblindheit ist eine Behinderung
eigener Art und nicht mit anderen Behinderungen vergleichbar oder
als Summe von Blindheit und Gehörlosigkeit anzusehen. Taubblinde
Menschen brauchen dringend die Möglichkeit, nachweisen zu können,
dass sie einen taubblindenspezifischen Bedarf an Hilfen, Assistenz,
Dolmetschung, Beratung, Bildung und Rehabilitation haben.
Ein Merkzeichen für Taubblindheit muss
schnell als erster Schritt zu einer zeitnahen Umsetzung der UN-Konvention
über die Rechte von Menschen mit Behinderung für den vom GFTB vorgeschlagenen
Personenkreis eingeführt werden. Der dringende Bedarf der Betroffenen
darf nicht im Zuge bürokratischer oder politischer Verfahren auf
die lange Bank geschoben werden.
Wer ist taubblind?
STELLUNGNAHME DES GEMEINSAMEN FACHAUSSCHUSSES
HÖRSEHBEHINDERT / TAUBBLIND (GFTB)
Der GFTB geht
davon aus, dass taubblinde Menschen im Sinne des für sie spezifischen
Bedarfs Personen sind:
- deren Hörvermögen so gering ist, dass sie auch mit dem Einsatz von Hörhilfen an lautsprachlicher Kommunikation nicht oder nur äußerst eingeschränkt teilnehmen können, und
- bei denen zugleich das Sehvermögen so gering ist, dass sie auch mit dem Einsatz von Sehhilfen an einer optisch unterstützten Kommunikation nicht oder nur äußerst eingeschränkt teilnehmen können,
- so dass sie zur Teilhabe am gesellschaftlichen Leben auf die speziell für Taubblinde entwickelten Kommunikationshilfen (u. a. taktile Gebärdensprache, Lormen, Fingeralphabet) angewiesen sind, und
- so dass sie zugleich zur eigenständigen Orientierung außerhalb ihrer häuslichen Umgebung nicht ohne fremde Hilfe in der Lage sind.
Diese Voraussetzungen sind
regelmäßig gegeben, wenn
- wegen des Hörverlustes ein Grad der Behinderung von 70 ("an Taubheit grenzende Schwerhörigkeit") anerkannt ist und
- wegen des Sehverlustes ein Grad der Behinderung von 100 ("hochgradige Sehbehinderung").
Taubblindheit kann nicht
ausschließlich als körperliche Einschränkung im medizinischen Sinn verstanden
werden, sondern als Beschränkung der Möglichkeiten zur Teilhabe
am gesellschaftlichen Leben. Daher müssen taubblinde Menschen außer
durch den Nachweis des Hör- und Sehvermögens in den o. g. Grenzen
auch weitere Möglichkeiten haben, ihre spezifische Behinderung nachzuweisen,
besonders dann:
- wenn sie über den Grenzen liegen und dennoch nachweisen können, dass sie einen taubblindenspezifischen Hilfe-, Förder- oder Assistenzbedarf haben,
- wenn ihre Hör- oder Seheinschränkung in zerebralen Wahrnehmungsstörungen besteht und nicht mit den gängigen Methoden diagnostiziert werden kann,
- wenn bei ihnen durch die Schwere ihrer Behinderung das Hör- und Sehvermögen nicht mit den gängigen medizinischen Methoden diagnostiziert werden kann.
Eine Regelung zur Einstufung
und Feststellung von Taubblindheit sollte also
- schnell die o. g. Grenzen als Kriterien einführen,
- mittelfristig ein ergänzendes Verfahren einführen für Menschen, die ihre Taubblindheit nicht mit den o. g. Grenzen nachweisen können.
Kontakt
Gemeinsamer Fachausschuss hörsehbehindert/taubblind
(GFTB)
c/o Deutscher Blinden- und Sehbehindertenverband
www.taubblind.dbsv.org
Rungestraße 19, 10179 Berlin
Reiner Delgado, Sozialreferent
Tel: 030-285387-240, Fax: 030-285387-200
Mail: r.delgado@dbsv.org
Neu im Regal
Thomas Kunze: "Von der Sowjetunion in die Unabhängigkeit: eine Reise durch die 15 früheren Sowjetrepubliken"
(DAISY-Hörbuch, empfohlen von
Jörg Klemm)
Ein höchst aufschlussreiches
Buch, das als historischer Rückblick auf die wechselvolle Umbruchsituation
der ehemaligen UdSSR betrachtet werden kann. Viele der hierbei geschilderten Kontraste
und Widersprüche sind auch die der Europäischen Union - nur viel
drastischer!
Das Buch gibt dem Leser einen gut nachvollziehbaren
Einblick in die heutige Lage der früheren Länder der Sowjetunion,
denn diese sind übersichtlich mit tabellarischen Überblicken aufbereitet.
Wer auch die aktuelle Entwicklung von Russland und anderen ehemaligen
Sowjetrepubliken verfolgt und verstehen will, dem ist das Buch sehr
zu empfehlen.
Wen interessiert es nicht, wie es nach
dem Zerfall der Sowjetunion weiterging? Früher wurde die Sowjetunion
als Ganzes behandelt, aus den Einzelrepubliken erfuhr man wenig.
Doch nun sieht es anders aus: Nach dem Putsch gegen Michail Gorbatschow
wurde Ende 1991 die Sowjetunion aufgelöst. Die 15 Teilrepubliken
konstituierten sich zu eigenständigen Staaten. Russland wird seitdem
mit starker Hand regiert. Die baltischen Länder wurden Mitglied
der Europäischen Union. Im Kaukasus und in Mittelasien erstarkte
der Islamismus, mancherorts etablierten sich autoritäre Herrscher
und gewannen dubiose Oligarchen an Macht. Zugleich gibt es viel Verbindendes.
Der ostdeutsche Historiker Thomas Kunze
und der Schweizer Journalist Thomas Vogel zeichnen die dramatischen
Veränderungen der letzten 20 Jahre nach. Sie beschreiben erhalten
gebliebene Gemeinsamkeiten und markante Unterschiede. Ihr Buch ist
eine Verbindung aus zeitgeschichtlicher Analyse und lebendigem Reisebericht durch
alle 15 früheren Sowjetrepubliken. Persönliche Eindrücke, die die
Autoren auf Reisen und in Gesprächen sammeln, werden mit Fakten und
Beispielen unterlegt.
Hier nun die Bestellangaben:
- Kunze, Thomas: Von der Sowjetunion in die Unabhängigkeit: eine Reise durch die 15 früheren Sowjetrepubliken. Berlin : Links, 2011. Sprecher: Uwe Schröder (Leipzig). 1 CD DAISY (11:33 h) H023352
Die Kramkiste
Unsere Bibliothekare stellen
jeweils einen Punktschrift- und einen Hörbuchtitel vor, die sich schon
länger im Bestand unserer Bibliothek befinden.
Stefan Heym: "Der Fall Glasenapp"
Susanne Siems
[Punktschriftbibliothek]
Es gibt Menschen,
deren Leben verläuft wie ein breiter Fluss, ruhig und gleichmäßig
fließt das Wasser von der Quelle bis zur Mündung. Und es gibt Menschen,
deren Leben wirkt wie ein reißender Bach mit endlos vielen Stromschnellen, die
den Schwimmer vor und zurückwerfen, unter Wasser ziehen und weit
hinaus ans Ufer schleudern. Von beidem findet man etwas, schaut
man auf die Biographie und das Werk des deutschen Schriftstellers
Stefan Heym. Er lebte in Deutschland, floh 1933 vor den Nazis nach Tschechien
und dann in die USA. Als amerikanischer Soldat im Kampf gegen die
deutschen Faschisten kehrte er nach Europa zurück und fand ab 1952
in der DDR sein zu Hause. 2001 starb er während einer Vortragsreise
in Israel.
Überall fand er ein Stück Heimat, überall
eckte er an, sei es wegen seiner jüdischen Herkunft oder seiner
politischen Überzeugung. Diese innere Haltung, die sich gegen jede
Form von Gewalt und Machtmissbrauch richtete, war das breite, mächtige
Wasser, das ihn von der Quelle bis zur Mündung trug und ihm, dem
Unbeugsamen und Querdenker, so manche Stromschnelle bescherte.
Wegen eines frühen Jugendgedichtes
musste der Chemnitzer Junge Helmut Flieg Deutschland sehr plötzlich
verlassen. Zunächst kam er nach Tschechien und nahm das Pseudonym
Stefan Heym an. Auf Einladung der Universität Chicago kam er dann
aber recht bald in die USA. Sie wurde ihm, trotz Emigration bald
zur zweiten Heimat. Doch auch hier machte er sich bald wegen seiner
klaren Haltung gegen jede Form von Krieg unbeliebt. Dann, ab 1952
in der DDR? Seine zahlreichen Romane behandelten aktuelle Themen
der Gegenwart in historischem Gewand, um das sagen zu können, was
zu sagen war. Wenn er mit offenen Worten Bezug auf die Situation
bis 1990 nahm, wurden seine Bücher in der DDR nicht verlegt, z.
B. der Roman "5 Tage im Juni", der sich mit den Ereignissen des 17.
Juni 1953 beschäftigt. 1990 war er einer der ersten, der sich mit
dem Aufruf "Für unser Land" für eine neue, selbständige ostdeutsche
Republik aussprach. 1994 hielt Heym als Alterspräsident die Eröffnungsrede
zum 13. Deutschen Bundestag, die Abgeordneten von CDU/CSU verweigerten
den Schlussapplaus. 1995 legte Heym sein Mandat aus Protest gegen
eine Diätenerhöhung nieder.
Heym war aber an erster Stelle immer
Schriftsteller. All seine Erlebnisse, Sichtweisen, Handlungen finden
Niederschlag in seinen Romanen und Erzählungen.
"Der Fall Glasenapp", 1942 in den USA
geschrieben und sein erster Roman, führt den Leser in das Tschechien
von 1939. Die deutschen Offiziere herrschen über die tschechische
Bevölkerung mit Hass, Verachtung und Gewalt. Brutalität und Dummheit
der deutschen Besetzer werden umso deutlicher, da es sich um die Feigsten
und Engstirnigsten in der Machthierarchie Hitlers handelt, die,
welche Angst haben an der Front zu kämpfen, die, welche es genießen, Macht
über scheinbar Schwächere und Hilflose auszuüben. Doch nicht nur
der Leser erkennt das sehr schnell, auch die Tschechen haben längst
den Widerstand aufgebaut. Der historische Hintergrund ist dem Leser
aus dem Geschichtsunterricht und aus vielen historischen Schriften
bekannt. Die Einzelschicksale, die Heym beschreibt, sind das spannende
und anrührende an diesem Roman. Warum starb der deutsche Offizier
Glasenapp? Warum wurde daraus ein politischer Fall? Was denkt Gestapochef Reinhardt
wirklich? Nach seiner Ansicht ist Hitler ein Mann, der kaum eine
mittlere Schuhfabrik leiten kann, geschweige denn halb Europa. Aber warum
initiiert er am "Fall Glasenapp" eine brutale Geiselnahme mit anschließendem
Mord an Unschuldigen? Und wer ist der Tscheche Janoschik? Nur ein
Toilettenwart? Und Breda, Milena? Heym gelingt es meisterhaft, die
verschiedenen Charaktere zu zeichnen, ihre unterschiedlichen Motive
darzustellen und sie miteinander zu verweben. Sieger und Verlierer 1939
sind klar, das lehrt die Geschichte. Aber wer sind die wirklichen
Sieger, wie viel Kraft können Menschen aus Zusammenhalt, Liebe und
Moral schöpfen? Das Buch ist eine Mischung aus spannendem Krimi,
Liebesroman und antifaschistischem Zeitdokument.
Auch für den Schurken Reinhardt geht
es am Ende nicht gut aus, aber der Preis ist hoch, sehr hoch, zu
hoch. Zu viele müssen sterben.
Es ist ein unheimlich spannendes Buch,
das Heym da geschrieben hat, aber kein Happy End erwartet den Leser
und manchmal schmerzt es sehr, weiter lesen zu müssen, wie das Böse
regiert. Aber was hätte er anderes schreiben sollen, zu jener Zeit?
Und es ist ein Buch, das auch wieder den Menschen Heym zeigt, ehrlich,
der Wahrheit ins Auge sehend und die Unbequemlichkeiten dafür in
Kauf nehmend.
Anlässlich des hundertsten Geburtstages
von Stefan Heym am 10. April 2013 empfehle ich Ihnen besonders gern
die Lektüre dieses Romans und der anderen Werke von Stefan Heym in
unserer Punktschriftbibliothek bzw. aufgesprochen als DAISY-Hörbuch.
Titel von Stefan Heym im Punktschriftbestand
- "Ahasver", 3 Bde., rkzp., BNA 7963
- "Auf Sand gebaut", 1 Bd., rkh., BNA 7696
- "Die Augen der Vernunft", 11 Bde., kh., BNA 2366
- "Casimir und Cymbelinchen", 1 Bd., vzp.98, BNA 10069; 11,25 €, BNV 1955
- "Casimir und Cymbelinchen", 1 Bd., kzp.98, BNA 4416; 11,25 €, BNV 1956
- "Collin", 3 Bde., rkzp., BNA 7623; 25,31 €, BNV 2265
- "Der Fall Glasenapp", 5 Bde., rkzp., BNA 3284; 56,24 €, BNV 899
- "Filz", 1 Bd., rkzp., BNA 8294; 11,25 €, BNV 2439
- "Goldsborough", 11 Bde., kh., BNA 2260"Immer sind die Männer schuld", 1 Bd., kzp.98, BNA 10276; 11,25 €, BNV 4183
- "Immer sind die Weiber weg und andere Weisheiten", 1 Bd., rkzp., BNA 8928; 11,25 €, BNV 3026
- "Die Kannibalen und andere Erzählungen", 1 Bd., kzp., BNA 747
- "Der König David Bericht", 2 Bde., rkzp., BNA 5527
- "Das kosmische Zeitalter", 2 Bde., kh., BNA 2698
- "Kreuzfahrer von heute : Roman unserer Zeit" 18 Bde., kh., BNA 1713
- "Die Papiere des Andreas Lenz [1]", 6 Bde., kzp.98, BNA 3817; 72,00 €, BNV 7065
- "Die Papiere des Andreas Lenz [2]", 9 Bde., kzp.98, BNA 3818; 72,00 €, BNV 7066
- "Schatten und Licht", 3 Bde., rkh., BNA 3006
- "Schwarzenberg", 3 Bde., rkzp., BNA 7752; 33,75 €, BNV 2983
Titel von Stefan Heym als DAISY-Hörbuch
- "Ahasver", H006721
- "Die Architekten", H007589
- "Die Augen der Vernunft", H015848
- "Collin", H019600
- "Der Fall Glasenapp", H000882
- "5 Tage im Juni", H006870
- "Gesammelte Erzählungen", H025112
- "Immer sind die Weiber weg und andere Weisheiten", H005152
- "Der König David Bericht", H003904
- "Das kosmische Zeitalter", H000383
- "Kreuzfahrer von heute", H008919
- "Lassalle", H010384
- "Nachruf", H008943
- "Die Papiere des Andreas Lenz", H011553
- "Pargfrider", H005530
- "Radek", H002972
- "Reden an den Feind", H025113
- "Die Schmähschrift oder Königin gegen Defoe", H006249
Eduard von Keyserling: "Abendliche Häuser"
Jana Waldt
[Hörbücherei]
Eduard von Keyserling
stammte aus einer baltischen Adelsfamilie, wurde 1855 im heutigen Lettland
geboren und starb 1918 in München. Er galt als Schilderer des baltischen
Landadels, dem er auch selbst entstammt. Obwohl die deutsche Oberschicht
langsam ihre Vorherrschaft einbüßte, ging Keyserling in seinen Werken
nicht darauf ein.
Die DZB wählte seinerzeit aus dem Erzählband "Abendliche
Häuser" folgende Erzählungen und einen Kurzroman aus:
"Schwüle Tage" - hier verbringt der
junge Bill von Fernow seine Sommerferien auf dem väterlichen Gut
Fernow, um für Nachprüfungen zu lernen. Abwechslung hat er nur durch
gelegentliche Verwandtenbesuche auf dem Nachbargut Warnow, einziger
Lichtblick ist Cousine Gerda, in die er schon lange verliebt ist.
Sein Vater, Graf von Fernow, ist gefühlskalt und fordert von ihm
immer wieder "Haltung bewahren!", interessiert sich im Grunde aber
kaum für seinen Sohn.
In "Dumala" ist Pastor Werner häufiger
Gast bei Baron Werland auf Schloss Dumala. Der Baron kann nicht
mehr laufen und wird von seiner jungen Frau Karola mit Hingabe gepflegt.
Sie jedoch hat ein Verhältnis mit dem jungen Baron von Rast, trifft
sich heimlich mit ihm. Eines Tages brennen beide durch. Der alte
Baron liebt seine Frau abgöttisch und will ihr verzeihen, wenn sie
nur zu ihm zurückkehrt.
Während "Dumala" eine Wintergeschichte
ist, erzählt "Wellen" die Geschichte eines Badesommers. Die Gräfin
von Palikow verbringt wie jedes Jahr mit Ihrer Tochter, Baronin
von Buttlär, deren Mann und den Kindern Wedig, Nini und Lolo sowie
Lolos Verlobtem Leutnant Hilmar den Sommer an der Ostsee. Nachbarn
sind diesmal auch ein junger Maler mit seiner Frau Doralies, einer
geschiedenen Gräfin, die von den adeligen Nachbarn geschnitten wird.
Doch Lolo sucht immer wieder heimlich Kontakt zu dieser schönen
geheimnisvollen Frau. Nachdem Doralies' Mann bei einem Unwetter
ums Leben kommt, ist der verwachsene Geheimrat Knosperius der einzige,
der zu ihr hält.
In "Abendliche Häuser" dreht sich alles
um die Söhne und Töchter von vier benachbarten Adelsfamilien, ihre
Lebens- und Liebeskonflikte.
Die Stimmung der um die Jahrhundertwende spielenden
Erzählungen ist eher melancholisch. Keyserling beschreibt die Gestalten,
deren Stimmungen und die Landschaften des Baltikums sehr genau.
Will Partisch, der Sprecher des Hörbuches,
trifft die Stimmungen hervorragend. Es ist ein Genuss, ihm zuzuhören.
Ausleihen können Sie dieses Hörbuch unter der Bestellnummer H003694. Die
Spieldauer beträgt 16:46 Stunden.
Weitere Titel von Eduard von
Keyserling im Hörbuchbestand
- "Beate und Mareile", H013769
- "Die dritte Stiege", H015480
- "Dumala", H004295
- "Im stillen Winkel", H014363
- "Schwüle Tage", H014363,
Titel von Eduard von Keyserling
im Punktschriftbestand
- "Schwüle Tage", BNA 8062
Literaturtipps zum 200. Jahrestag der Völkerschlacht
Die Völkerschlacht bei Leipzig
vom 16. bis 19. Oktober 1813 war die Entscheidungsschlacht der Befreiungskriege.
Anlässlich ihres 200. Jahrestages möchten wir Ihnen in jeder Ausgabe dieses
Jahres Bücher empfehlen, die sich mit dem Thema Völkerschlacht und
Befreiungskriege beschäftigen.
Aus dem Punktschriftbestand
- Meichner, Fritz: "Der Befreier. Roman um Marschall Blücher und seine Zeitgenossen." 4 Bde., kh., BNA 358
Der Roman über den preußischen
Generalfeldmarschall Gebhard Leberecht von Blücher, Fürst von Wahlstatt
(16.12.1742 bis 12.09.1819), der im Krieg gegen Napoleon zu Ehren
kam und zu den Siegern der Schlacht bei Waterloo gehörte, stellt
auch eine ganze Reihe ebenfalls berühmter Zeitgenossen vor, u.a.:
Scharnhorst, Gneisenau, von Yorck, Fürst Smolenskoi, Freiherr vom
und zum Stein, Freiherr von Lützow, Körner und Friedrich Ludwig
Jahn.
- Rochlitz, Friedrich: "Tage der Gefahr. Ein Tagebuch der Leipziger Schlacht." 2 Bde., rkh., BNA 7453
Der Leipziger Johann Friedrich Rochlitz (12.02.1769
bis 16.12.1842) war ein deutscher Erzähler, Dramatiker und Musikschriftsteller. Rochlitz
war mit zahlreichen Persönlichkeiten seiner Zeit bekannt und befreundet,
so mit Goethe, Schiller, E. T. A. Hoffmann, Louis Spohr, Carl Maria
von Weber. Nach der Veröffentlichung seiner autobiographischen Erzählung
erhielt er im April 1822 folgenden Brief: "Ihre treffliche, mir wohlbekannte
Schilderung jener Leipziger Unglückstage lese ich wieder und bewundere
abermals die besondere Fügung, daß ein Mann von ihrem Geist und
Sinn, in Augenblicken wo uns die Sinne vergehen, das Übergewicht
eines angeborenen und wohlgeübten Talents empfindet, zur Feder greift,
das Unerträgliche in der Gegenwart zu schildern ..." In seiner Zeitschrift
Kunst und Altertum nannte Goethe die Aufzeichnungen von Rochlitz
"eine der wundersamsten Produktionen, die sich je ereignet haben".
AUS DEM HÖRBUCHBESTAND
- Herre, Franz: "Napoleon Bonaparte. Wegbereiter des Jahrhunderts." Sprecher: Christoph Hörstel (München). 1 CD DAISY (14:06 h) H016241
Der Historiker und Publizist Franz
Herre schrieb eine fesselnde und facettenreiche Lebens- und Wirkungsgeschichte
Napoleons aus der Sicht unserer heutigen Zeit. Der bekannte Biograf
und exzellente Kenner der französischen und europäischen Geschichte
porträtiert den faszinierenden Mann in all seinen Facetten und bezieht
die positiven wie negativen Seiten seines Wirkens in das Gesamtbild
ein. Napoleons Imperium währte nicht lange, seine Fremdherrschaft
war bald abgeschüttelt, doch der von ihm geweckte Nationalismus
wie die von ihm vermittelten Errungenschaften wirkten fort, sodass
er auch als ein Wegbereiter des modernen Deutschland zu gelten hat.
Durch die Herausarbeitung dieses Aspektes unterscheidet sich diese
Biografie deutlich von einschlägigen französischen Darstellungen.
- Jesch, Alexander: "Vier gegen Napoleon. Eine Erzählung aus den Tagen der Befreiungskriege 1813.“ Sprecher: Hans Lanzke (Leipzig). 1 CD DAISY (2:46 h) H004539
Die dichterisch freie Handlung schildert
die Rettungsaktion für einen jungen Soldaten der verbündeten Armeen
Mitte Oktober 1813 in den Dörfern Liebertwolkwitz und Störmthal
südlich von Leipzig am Vorabend der Völkerschlacht. Zwei beherzte
Jugendliche verbergen den Aufklärer einer Kosakeneinheit vor dem
Zugriff französischer Soldaten.
- Kempff, Martina: "Die Marketenderin. Historischer Roman." Sprecher: Gabriele Litty (München). 1 CD DAISY (14:45 h) H012363
Als Frau mit Napoleons Armee in Russland.
Februar 1812: Die willensstarke Marketenderin Juliane Assenheimer
beschließt, mit den württembergischen Truppen zu ziehen, die Napoleons Armee
im Russlandfeldzug verstärken. Neben der harten Realität des Krieges
macht ihr vor allem ihre Liebe zu Leutnant Gerter zu schaffen, die
aufgrund des großen Standesunterschieds unerfüllbar zu sein scheint.
Mit viel Energie und Mut kämpft sich Juliane bis nach Moskau durch, wo
sich die Lage dramatisch zuspitzt … Ein spannender Roman über eine
mutige Frau, die sich gegen Gewalt und Unrecht auflehnt.
LOUIS
Betreuer dieser Rubrik ist Herr
Ulrich Jander (Tel.: 0341 7113-145, Fax: 0341 7113-125, E-Mail:
Ulrich.Jander@dzb.de). Detaillierte Ausführungen zu den Themen können
direkt bei ihm abgerufen werden. Selbstverständlich erhalten Sie
auch Antwort auf Fragen, die uns in Blindenschrift, auf Kassette
oder in Schwarzschrift erreichen. Mehr zu LOUIS gibt es im Internet unter
www.dzb.de/louis.
Ulrich Hankes Softwaresammlung
Ulrich Jander
Das Internet
bietet viele Möglichkeiten und man kann dort sehr viel entdecken.
Heute möchte ich Ihnen einen Internetauftritt von dem sehgeschädigten
Ulrich Hanke vorstellen, der auf seinen Seiten u.a. über 1.200 verschiedene
Computerprogramme präsentiert. Diese führt er namentlich in einer
alphabetischen Liste auf, jedoch kann man auch nach Kategorien eingeteilt suchen.
Die Programme sind Freeware, Shareware oder Demosoftware. Hinter
dem Link eines jeden Programms (wenn man den Link also aktiviert)
wird über das Programm informiert, es gibt eine Kurzbeschreibung
und den Hinweis zum Herunterladen.
Den Internetauftritt erreicht man unter
der Adresse www.ulrichhanke.de.
In meinem Beitrag möchte ich aus dieser
großen Sammlung ein paar wenige Programme als Beispiele vorstellen.
Es sind Programme aus der Kategorie Büro, zwei aus der Unterkategorie "Tools
für Fremdsprachen" und ein Programm, der historische Kalender, aus
der Unterkategorie "Tools für alle möglichen Bürozwecke". Zu den einzelnen
Kategorien gelangt man von der oben genannten Startseite über den
Link "zur Programmsammlung" und dort über den Link "Kategorien"
zu den Unterkategorien. Ulrich Hanke verweist selbst darauf, dass
nicht sichergestellt werden kann, ob das ausgesuchte und installierte
Programm am jeweiligen Rechner tatsächlich funktioniert bzw. wie
gut oder in welcher Weise es mangelhaft bedienbar ist. Es hängt immer
vom jeweiligen Betriebssystem und Screenreader ab.
Nun möchte ich mit dem historischen
Kalender beginnen. Es ist ein einfaches Programm, welches lediglich
ausgepackt, aber nicht installiert werden muss. Ulrich Hanke schreibt
auf seiner Internetseite dazu:
Historischer Kalender, Version
11.06.2001
(Ereignisse und anderes
mit gleichem Datum)
Beschreibung: Welchen Namenstag haben
wir heute? Was geschah am gleichen Datum? Dieses Programm, das nicht
installiert werden muss, zeigt es an. Nach Öffnen des Programms mit
Doppelklick können Sie die Informationen mit dem JAWS-Cursor auslesen.Voraussetzungen:
Windows 95, 98, ME, NT, 2000, XP und Vista, Lizenz: Freeware, Sprache: Deutsch,
Dateigröße: 245 KB.
Ulrich Hanke spricht in
seinen Beschreibungen oft vom "JAWS-Cursor". Damit ist die Maussimulation
beim Screenreader JAWS gemeint. Jeder Screenreader verfügt über
eine solche Funktion, jedoch wird sie in unterschiedlicher Weise
ein- bzw. ausgeschaltet. Bei JAWS sind die Minus- und Plustasten
auf dem Ziffernblock dafür zuständig; bei COBRA und VIRGO ist es die
rechte Umschalt- oder Shifttaste, kurz hintereinander zweimal sowohl
für das Ein- als auch Ausschalten betätigen.
Im Bereich der Fremdsprachen möchte
ich kurz den Vokabeltrainer vorstellen. Hier kann man recht einfach
Übungen und Überprüfungen, Englisch/Deutsch, durchführen. Ulrich
Hanke schreibt:
Vokabeltrainer 1.0
(Vokabeln lernen und abfragen)
Beschreibung: Mit diesem barrierefreien
Programm von Christian Punz kann man Vokabeln oder ähnliches lernen
und abprüfen. Beim Lernen werden immer beide Zeilen angezeigt, aber beim
Prüfen wird nur eine Zeile angezeigt, und man muss die zweite dann
eintippen. Die Daten-Dateien kann man sich ganz leicht mit einem Editor,
aber auch über das Programm erstellen. Eine Test-Datei und einige
Audio-Dateien werden mit installiert. Voraussetzungen: Windows XP,
Vista und 7, Lizenz: Freeware, Sprache: Deutsch, Dateigröße: 856
KB.
Bei diesem Vokabeltraining
wird eine txt-Datei im Ordner "Daten" des Programms genutzt. Diese
meint Herr Hanke. Man kann sie über das Programm verändern oder
man erweitert bzw. verändert die Datei mit Hilfe eines Texteditors.
Als nächstes möchte ich auf ein Übersetzungsprogramm
hinweisen, welches Texte aus dem Englischen in die deutsche Sprache
übersetzt und umgekehrt. Allerdings kommt es hier sehr auf den eingesetzten
Screenreader und deren Version an; man kann also nur ausprobieren. Ulrich
Hanke schreibt hierzu:
Translate Plus 8 Special Edition
(Übersetzungsprogramm Englisch-Deutsch/Deutsch-Englisch)
Beschreibung: Bei der Installation
erscheint das Fenster Registrierung. Hier müssen Sie die Seriennummer
NQW2E-W6GWE-EDHU3 eingeben und mit OK bestätigen.
Mit dem Programm lassen sich E-Mails
direkt in Outlook sowie beliebige Texte übersetzen. Kopieren Sie
einfach einen englischen Text in das Programmfenster.
Geben Sie dann noch das Themengebiet
und die Herkunftsregion (USA oder GB) sowie die gewünschte Variante
der deutschen Rechtschreibung an. Nach erfolgter Übersetzung können Sie
den deutschen Text speichern.
Voraussetzungen: Windows ME, 2000 und
XP, Lizenz: Vollversion, Sprache: Deutsch, Datei-größe: 21,5 MB.
In der Unterkategorie "Tools
für Fremdsprachen" finden Sie noch weitere Programme, z. B. ein
Lateinwörterbuch oder das Programm "Amok Translator", eine Anwendung,
die online über mehrere Wörterbücher sucht sowie Ergebnisse anzeigt
und die nicht installiert werden muss. Im Ergebnis meiner Tests
bekam ich leider diese beiden Programme weder mit JAWS 10 noch mit
COBRA 10 so richtig gut zum Laufen. Das kann aber mit einem anderen
Screenreader oder einer anderen Version besser oder schlechter funktionieren.
Die Softwaresammlung von Ulrich Hanke ist riesig, man findet dort
wirklich sehr viel. Ob und was davon auf dem eigenen Computersystem
funktioniert, ist nur durch ein Ausprobieren herauszufinden. Das
Ergebnis wird immer unterschiedlich sein. Ich wünsche Ihnen in jedem
Fall viel Erfolg bei den Tests.
Info-Service
Hilfetelefon für Frauen freigeschaltet
Im März hat
das Bundesfamilienministerium das Hilfetelefon "Gewalt gegen Frauen"
freigeschaltet.
Unter der kostenfreien Rufnummer 08000 116016
können Frauen kompetente Ansprechpartnerinnen erreichen, die ihnen
bei allen Formen von Gewalt vertraulich und anonym zur Seite stehen.
Auf Wunsch werden die Hilfesuchenden an entsprechende Unterstützungseinrichtungen
vor Ort weitervermittelt. Das barrierefreie Hilfetelefon ist an
365 Tagen im Jahr rund um die Uhr erreichbar. Mehr Infos unter:
www.hilfetelefon.de.
[Quelle: "DBSV-direkt"]
Blindenfußballsaison eröffnet
Die Deutsche
Blindenfußball-Bundesliga (DBFL) ist in die sechste Saison gestartet.
An sechs Spieltagen treten neun Teams aus ganz Deutschland gegeneinander
an. Neben Titelverteidiger Marburg und Vize-Meister Stuttgart sind das
die Teams aus Chemnitz, Dortmund, Gelsenkirchen, Hamburg St. Pauli
und Würzburg sowie die Spielgemeinschaften aus Braunschweig/Berlin
und Köln/Düren.
Die Saison dauert von April bis September
und wird in verschiedenen deutschen Städten ausgetragen, teilweise
auf zentralen öffentlichen Plätzen. Der Eintritt ist frei, die Hörkommentare über
Kopfhörer inklusive.
Die weiteren Spieltage der Saison 2013:
11.5., Hamburg, Rathausmarkt
15.6., Regensburg, Neupfarrplatz
6./7.7., Düren, Karl-Arnold-Straße 132-134
24.8. Soest, Parkplatz am ehemaligen Hallenbad/Wiesenstraße
14.9., Stuttgart, Schlossplatz
[Quelle: "DBSV-direkt"]
Preisträger des 11. Deutschen Hörfilmpreises
Kategorie
TV: "Der letzte schöne Tag" (WDR)Kategorie Kino: "Ziemlich beste
Freunde" (Senator Home Entertainment)
Sonderpreis der Jury für die besondere Qualität der
Filmbeschreibung:"9einhalbs Abschied" (HW Leasing)
Publikumspreis: "Türkisch für Anfänger" (Highlight
Communications/ Constantin Film)
Impressum
Herausgeber, Herstellung, Vertrieb
Deutsche Zentralbücherei
für Blinde zu Leipzig (DZB)
Staatsbetrieb des Freistaates Sachsen
Gustav-Adolf-Straße 7, 04105 Leipzig
Postfach 10 02 45, 04002 Leipzig
Tel.: 0341 7113-0
Fax: 0341 7113-125
E-Mail: info@dzb.de
www.dzb.de
Redaktion
Karsten Sachse
Tel.: 0341 7113-135
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Abonnements, Anzeigen
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»DZB-Nachrichten« erscheint
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und in Schwarzschrift.
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Kostenlose Beilage: »Leipziger Bücherliste«.
Online unter www.dzb.de/zeitschriften
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