in puncto dzb lesen - 04 / 2020

04 2020

Editorial

Liebe Leserinnen und Leser,

„Ohne Musik wäre die Welt ein Irrtum“, so Friedrich Wilhelm Nietzsche. Wie recht er hat! Gerade in Zeiten wie diesen kann Musik uns trotz räumlicher Distanz miteinander verbinden, uns mit Freude erfüllen, Stress reduzieren und schlechte Laune beseitigen. Auch deshalb steht die Musik in dieser Ausgabe im Fokus. Zum einen erfahren Sie mehr über das weltliche Chorwerk Mendelssohn Bartholdys und einen Konzertsänger, der dieses in Braillenoten übertragene Chorwerk mit seinen Händen Korrektur gelesen hat. Zum anderen geht es um ein internationales Braillenoten-Projekt, in dem das Notenübertragungstool unseres Hauses weiterentwickelt wird, so dass es zukünftig weltweit von blinden Berufs- und Hobbymusikern online genutzt werden kann.

Szenenwechsel: Er war Büroleiter für drei sächsische Ministerpräsidenten und arbeitet jetzt als Leiter der Abteilung Kunst des Sächsischen Ministeriums für Wissenschaft, Kultur und Tourismus. Sie war Verlagsbuchhändlerin und ist jetzt Rechtsanwältin im Börsenverein. Markus Franke und Susanne Barwick arbeiten beide im Verwaltungsrat des dzb lesen. Wie ihr Berufsalltag aussieht und warum sie für den Verwaltungsrat tätig sind, lesen Sie in dieser Ausgabe.

Und weil jetzt die Adventszeit begonnen hat, finden Sie in dieser Ausgabe auch einige besondere Geschenkideen. Im Namen aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des dzb lesen wünsche ich Ihnen ein erholsames Weihnachtsfest in Familie. Kommen Sie gut und vor allem gesund ins neue Jahr!

Ihre Gabi Schulze
Redakteurin „in puncto dzb lesen“

Im Fokus

Ein Chorwerk und drei Glücksfälle

Im dzb lesen sind vor kurzem Felix Mendelssohn Bartholdys „Weltliche Chorwerke“ in Braillenoten erschienen. Die Übertragung dauerte ca. zwei Jahre und wurde zu einem großen Teil vom Leipziger Lions Club „Felix Mendelssohn Bartholdy“gefördert. Gabi Schulze hat sich bei DaCapo, dem Notenübertragungsservice des dzb lesen, umgehört und einiges mehr über das Chorwerk und dessen Notenkorrekturleser erfahren.

In Zeiten von Corona ist das Erscheinen dieses Chorwerks eigentlich ein Glücksfall. Chöre mit großer Besetzung dürfen gegenwärtig weder proben noch auftreten. Die weltlichen Chorwerke Felix Mendelssohn Bartholdys jedoch können auch in kleiner Besetzung gesungen werden. Mehr noch, ihr Komponist hatte sogar die Idee, die Musik im Freien, quasi im Einklang mit der Natur, erklingen zu lassen. Neben seinen geistlichen schuf er auch eine Vielzahl weltlicher Chorwerke, die heute als echte Volkslieder gelten, so populär sind sie. „Das bekannteste Chorstück ‚O Täler weit, o Höhen‘, kennt sicher jeder, der mal etwas mit Chorsingen zu tun hatte, auch wenn‘s nur ein Popchor war“, meint Lothar Littmann. Er hat das gesamte weltliche Chorwerk Felix Mendelssohn Bartholdys, das im dzb lesen übertragen wurde, Korrektur gelesen. Dazu gehören sechs Opus-Werke (op.41, 48, 50, 59, 88, 100) jeweils als Vokalpartitur und als Stimmensatz. Das sind insgesamt 34 bekannte und weniger bekannte Chorlieder, die im Zentrum produziert wurden.

Ein Sänger, der Noten mit den Händen Korrektur liest

Lothar Littmann erzählt von Mendelssohn Bartholdys Vorliebe für die romantischen Dichter. „Eichendorff, Uhland, aber auch Goethe und Heine – die Lieder ähneln sich. Themen sind vor allem die Natur, Jahreszeiten, die Liebe, das Wandern – alles was schön ist“, erklärt Littmann, der selbst professioneller Sänger ist und in Ensembles bzw. Chören singt. „Vom Notentext her sind die Lieder nicht so schwer zu lernen und a capella, also ohne Orchester, zu singen.“ Lothar Littman liebt seinen Beruf und man merkt, dass ihm die Chorauftritte in Corona-Zeiten fehlen. „Es ist zurzeit für Chöre eine schwierige Zeit. Ich arbeite viel im Oratorienbereich. Aber Oratorien werden gerade nicht aufgeführt.“ Optimistischer klingt er, wenn er von seiner Arbeit als Korrekturleser berichtet. Seit der Corona-Pandemie arbeitet er – bis auf die Sommermonate – im Homeoffice. Er korrigierte unter anderem das Chorwerk ohne Partner. Natürlich sei das nicht bei jeder Musik möglich. Aber er habe als Sänger oft in Chören Lieder Mendelssohn Bartholdys gesungen.
Jeden einzelnen Stimmensatz, der ihm in Braillenoten gedruckt und als Datei vorliegt, liest er mit den Händen und singt parallel dazu. „Ich singe immer innerlich mit und manchmal auch äußerlich, wenn ich allein bin“, offenbart Lothar Littman und schmunzelt. „Ich weiß, wie Mendelssohns Musik tickt und stolpere dann manchmal über Dinge, die nicht ganz richtig sind“, erzählt der Korrekturleser. „In unklaren Fällen wird beim Musikverlag Breitkopf & Härtel nachgefragt, mit dem wir seit vielen Jahren eine sehr gute Zusammenarbeit haben.“
Auf die Frage, welche Chorlieder Mendelssohn Bartholdys er besonders mag, überlegt er nicht lange und nennt die drei Heine-Lieder „Es fiel ein Reif“, „Entflieh mit mir“ und „Auf ihrem Grab“.

Alles begann mit einem Benefizkonzert

Ein weiterer Glücksfall in dieser Geschichte war, dass der Leipziger Lions Club „Felix Mendelssohn Bartholdy“ in einer Art Notenpatenschaft die Übertragung des weltlichen Chorwerks Mendelssohns finanziell förderte. Gemeinsam mit dem dzb lesen und dessen Förderverein organisierte er im Oktober 2018 in der Alten Handelsbörse Leipzig ein Benefizkonzert zugunsten blinder Musiker. Die Sopranistin Gerlinde Sämann, selbst blind, sang unter anderem Lieder von Felix Mendelssohn Bartholdy. Mit dem Erlös des Benefizkonzertes konnte die Produktion des Chorwerks in Braillenoten beginnen.

Langjährige Tradition wird fortgesetzt

Seit 2003, als der Notenübertragungsservice DaCapo als Projekt ins Leben gerufen wurde, setzt das Haus die langjährige Tradition als Produzent von Braillenoten fort. Schon Anfang des 20. Jahrhunderts baute die damalige Direktorin und Tochter eines Moskauer Konzertmeisters Marie Lomnitz-Klamroth in der DZB ein Musikalienzentrum auf. 1947 zählte der Gesamtbestand an Musikalien über 3.300 Titel. Dieser wurde in den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts auf über 5000 Notenwerke erweitert. In den 80er Jahren erschienen sogar verschiedene Musikzeitschriften, wie beispielsweise „Noten und Notizen“ und das „Schlagerheft“, in dem es die Noten der neuesten Hits zum Nachspielen gab. Als in den 80er Jahren die Nutzerzahlen dramatisch sanken und der einzige Notenexperte der DZB in den Ruhestand ging, wurde die Notenproduktion 1987 eingestellt. Doch das fehlende Notenangebot ließ blinde Berufs- und Hobbymusiker im vereinten Deutschland aktiv werden. Sie gründeten die Arbeitsgruppe Notennetzwerk und machten auf die große Nachfrage aufmerksam.

Schon viele Aufträge für 2021

Davon weiß auch Lothar Littman zu berichten. „Ich habe in den 90er Jahren miterlebt, wie die ganze Braillenoten-Produktion in Deutschland den Bach runterging“, erzählt er. „Damals hieß es, es gäbe ja so wenige Musiker. Einzige Kontaktstelle war die SBS in Zürich. Ich selbst leitete eine Musikerinteressengruppe und fing ab 2004 bei DaCapo als Korrekturleser an. Der Notenübertragungsservice in Leipzig hat schon Welten verändert. Schönste Erfahrung ist, dass das erweiterte Angebot auch eine erweiterte Nachfrage geschaffen hat. Heute haben wir bei DaCapo alle Hände voll zu tun.“

Das kann auch Felix Purtov, der Leiter des Notenübertragungsservice zufrieden bestätigen. Für das Jahr 2021 hat er schon viele Aufträge. So soll ein Jazzpiano-Buch, für das schon einige Vorbestellungen vorliegen, produziert werden. Größere Projekte sind eine Saxofon-Schule, das „Wohltemperierte Klavier“ Band 1 und 2 von J. S. Bach und das Freiburger Orgelbuch Band 2. „Im Rahmen der Notenpatenschaft setzen wir die Notenübertragung der Orgelwerke Band 2 von Heinrich Scheidemann fort“, berichtet er. „Auch die Klavierwerke des US-amerikanischen Komponisten Philip Glass, Vertreter der minimalistischen Musik, produzieren wir auf Wunsch eines Kunden in Notenpatenschaft.“ Seine Aufzählung geht noch weiter und dann lobt er seinen Kollegen Lothar Littmann. Ohne dessen exakte, selbstständige Korrektur hätte die Übertragung Mendelssohn Bartholdys ab 2004 weltlicher Chorwerke nicht so schnell und erfolgreich in Braillenoten erfolgen können.

Und damit wären wir beim dritten Glücksfall: Lothar Littman, der seit 16 Jahren für das dzb lesen ein fachkundiger Experte für Braillenoten ist.

Das Music Braille Project: eine Herausforderung für Entwickler weltweit

2018 initiierte das DAISY-Konsortium ein internationales Projekt zur Entwicklung eines Notenübertragungstools, das weltweit online genutzt werden kann: das Music Braille Project. Es bringt Entwickler und Notenproduzenten aus der ganzen Welt zusammen. Welche Ziele es hat und welche Rolle das dzb lesen dabei spielt, lesen Sie im folgenden Beitrag von Gabi Schulze.

Als Software-Entwickler Matthias Leopold im Mai 2019 gemeinsam mit Prof. Dr. Thomas Kahlisch, Direktor des dzb lesen, und Hannes Kaden, stellvertretender Direktor und Produktionsleiter, zu einer Tagung des DAISY-Konsortiums nach Genf fährt, freut er sich auf den Austausch mit den Notenproduzenten und Entwicklern, die sich von überall aus der Welt hier treffen. Der Experte entwickelte im Rahmen des DaCapo-Projektes die Software Hodder, mit der der Dienstleistungsservice des dzb lesen heute sehr erfolgreich Noten in Braillenoten überträgt und im Internet individuelle automatisierte Übertragungsdienstleistungen anbietet. Dieser Notenübertragungsservice für blinde und sehbehinderte Berufs- und Hobbymusiker ist bisher einzigartig.

Mehr Noten für blinde Musikerinnen und Musiker auf der gesamten Welt zugänglich zu machen, ist auch das Ziel des Music Braille Projects des DAISY-Konsortiums. Die Entwicklung einer nachhaltigen Notenübertragungssoftware soll gefördert und diese allen interessierten Einrichtungen über das Netz bereitgestellt werden. Mit deren Hilfe können Institutionen und auch private Anwender selbstständig Noten in Brailleschrift übertragen. Das Projekt möchte die verschiedenen Notenproduzenten und Entwickler unterschiedlicher Länder zusammenführen, so dass eine gemeinsame Arbeit an der Weiterentwicklung der Notenübertragungssoftware ermöglicht werden kann.

Software des dzb lesen soll weiterentwickelt werden

Seit 2018 treffen sich die Experten immer wieder zum Erfahrungsaustausch. Im Vorfeld der Genfer Tagung erarbeiteten sie einen Fragebogen, in dem interessierte Institutionen ihre Anforderungen an eine zuverlässige Notenübertragungssoftware priorisieren konnten. 34 Einrichtungen bzw. private Personen aus 15 Ländern und 20 Organisationen nahmen an der Befragung teil. In Genf nun stehen die Präsentationen der existierenden Übertragungstools durch die Software-Entwickler im Fokus. Für dzb lesen stellte Matthias Leopold die Software Hodder und den dazu gehörigen Online-Service MakeBraille vor. „Die erzeugten Braillenoten können gedruckt oder elektronisch gelesen werden“, erklärt der Experte die Vorteile der Software. „Es werden nicht unbedingt besondere technische Kenntnisse von Seiten der Hersteller vorausgesetzt, eigentlich werden noch nicht einmal Notenkenntnisse als solche gebraucht und die Noten funktionieren ohne jede Einschränkung international.“ Von Vorteil sei außerdem die lange Entwicklungs- und Testzeit, die sichert, dass die Übertragung in Braillenoten auf hohem Qualitätsniveau erfolgt und dass die Software auch in Zukunft weiterentwickelt wird. Letztendlich kamen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer nach der Präsentation dreier Software-Lösungen überein, dass die Software Hodder des dzb lesen die beste Basis für eine nachhaltige Notenübertragungssoftware liefert. Sie soll neben einem interaktiven Tool, das durch eine andere Institution neu entwickelt wird, ausgebaut werden.

Ziel ist ein leistungsfähiger Online-Service

Im Herbst 2019, nachdem die Finanzierung des Projektes Music Braille durch das DAISY-Konsortium und andere internationale Institutionen geklärt wurde, machte sich Matthias Leopold gemeinsam mit anderen Experten an die Arbeit. Seine Software könnte eine große Lücke schließen. Weltweit brauchen blinde Musikerinnen und Musiker ein Werkzeug, mit dem sie unkompliziert Braillenoten erzeugen können. Der Programmierer weiß, dass er die Produktionswerkzeuge der Software, sollen sie international zum Einsatz kommen, breiter aufstellen muss, denn sie sind noch zu stark an die Bedürfnisse deutscher Musikerinnen und Musiker angepasst. Seine Aufgabe ist es, diese Werkzeuge flexibler auszubauen und die Darstellungsart der Noten entsprechend internationaler Nutzungsbedürfnisse zu erweitern. Die Werkzeuge sollen als leistungsfähiger Online-Service sowohl von Institutionen als auch von privaten Personen genutzt werden können.

Ein ehrgeiziges Ziel! Blickt man zum Beispiel auf das Darstellungsformat: Die dzb lesen-Software stellt die Braillenoten sehr abstrakt und kompakt, auf Grundlage der von Louis Braille abgebildeten logischen Struktur dar (Section-by-Section). Während professionelle Musikerinnen und Musiker diese Darstellungsart bevorzugen, kommen Menschen, die ein Instrument erlernen, viel besser mit einem Notenbild zurecht, das auf dem der Schwarzschriftnoten basiert (Bar-Over-Bar) und enorm viel Platzes bedarf. Egal ob Section-by-Section oder Bar-Over-Bar: Anwenderinnen und Anwender der Software sollen beide Formate auswählen können. Das Tool so zu programmieren, gehört zu einer der Herausforderungen des Experten.

Seit September 2020 testen internationale Institutionen und Firmen den MakeBraille-Service aus Leipzig. Dazu gehören die SBS aus der Schweiz, NLB Norwegen, ONCE Spanien, RNIB Großbritannien, Vision Australia u.a. Aktiv nutzen Dedicon (Niederlande) und die SBS das Tool schon für deren Produktion. Matthias Leopold erhält immer wieder Rückmeldungen. Auf diese Weise kann er Fehler und Änderungsvorschläge einarbeiten, die Prozesse stabilisieren und so die Qualität der Software verbessern. Ende des Jahres soll die Testphase zum planmäßigen Abschluss kommen, weitere Programmerweiterungen sind für 2021 geplant. Für Matthias Leopold ist es eine weitere Etappe bis zum großen Ziel: eine Notenübertragungssoftware, die weltweit genutzt werden kann. Das motiviert ihn.

Kurz gemeldet

Goldene Buchpatenschaft: „Qualityland“ von Marc-Uwe Kling

Im dzb lesen ist vor kurzem der Roman „Qualityland“ von Marc-Uwe Kling in Brailleschrift erschienen. Dem Autor, der mit einer Känguru-Satire zum Bestsellerautor wurde, gelingt ein dystopischer Zukunftsroman, in dem Menschen und Maschinen in einem Überwachungsstaat agieren. In seiner bitterbösen Gesellschaftssatire warnt er vor einer schönen neuen Welt, in der es eine totale Kontrolle durch Algorithmen und künstliche Intelligenz gibt.
Interessierte Bücherfreunde können den dreibändigen Roman in Braillekurzschrift im dzb lesen ausleihen oder käuflich erwerben. Bestellungen werden telefonisch unter 0341 7113113 bzw. -119 entgegengenommen.

Der Roman konnte dank einer Goldenen Buchpatenschaft von VANDA Pharmaceuticals produziert werden. Wer möchte, dass mehr Bücher für blinde, seh- und lesebehinderte Menschen hergestellt werden, kann mit einer Buchpatenschaft helfen. Weitere Informationen finden Sie auf der Internetseite unseres Fördervereins „Freunde des barrierefreien Lesens e. V.“ unter www.buch-patenschaft.de.

Sonderpreis-Auszeichnung für Reliefkalender 2021 „Am Korallenriff“

Auch in diesem Jahr gehörte das dzb lesen zu den Verlagen, die am Gregor Publisher Calendar Award 2021 teilnahmen. Rund 400 Kalender wurden eingereicht, aus denen die Jury insgesamt 50 Kalender prämierte. Dazu gehörte auch der Reliefkalender „Am Korallenriff“ des dzb lesen. Er wurde mit dem Sonderpreis “Award of Excellence – über Jahre gut“ für erfolgreiches Kalenderschaffen ausgezeichnet.
Monat für Monat zeigt der Kalender die vielfältige Formenschönheit und Farbenpracht der Unterwasserwelt, wie beispielsweise Rotfeuerfisch, Fangschreckenkrebs und Clownfisch. Texte in Braille- und Großschrift informieren über den Lebensraum, das Aussehen und die Größe der Meeresbewohner.

Reliefkalender 2021 „Am Korallenriff“, 13 transparente Reliefs mit unterlegten farbigen Fotos, Bestellnummer 10047, Preis 23,90 Euro (inkl. Porto- und Verpackungskosten)

Barrierefreie E-Books: Kooperation zwischen Börsenverein des deutschen Buchhandels und dzb lesen

Ab Juni 2025 müssen alle Verlage gemäß des europäischen Barrierefreiheitsgesetzes, auch European Accessibility Act (EAA) genannt, barrierefreien Zugang zu E-Books gewährleisten.

dzb lesen unterstützt das Vorhaben und hat einen Kooperationsvertrag mit dem Börsenverein abgeschlossen, um gemeinsam ein Kompetenznetzwerk aufzubauen, in dem Verlage und alle Partner der Buchbranche das Thema Barrierefreiheit vorantreiben. Weiterhin erstellt das dzb lesen gemeinsam mit dem Börsenverein einen deutschen Leitfaden für inklusives Publizieren, der auf der Grundlage des Handbuches „E-Books for all“ der italienischen Fondazione LIA beruht. Damit möchte das Zentrum die Verlagswelt sensibilisieren und den barrierefreien Zugang zu E-Books der deutschsprachigen Literatur fördern.

Das europäische Barrierefreiheitsgesetz ist bis Juni 2022 in nationales Recht umzusetzen und muss – abgesehen von Ausnahmen – ab Juni 2025 angewandt werden. Es legt einheitliche Regeln für Barrierefreiheitsanforderungen an Produkte und Dienstleistungen fest.

Vorgestellt

Die Mitglieder des Verwaltungsrates des dzb lesen

Der Verwaltungsrat überwacht und berät die Geschäftsführung des dzb lesen und ist in Entscheidungen des Hauses von grundlegender Bedeutung eingebunden. Wer sind seine Mitglieder und in welchen Bereichen arbeiten sie? In dieser und den kommenden Ausgaben stellen wir sie vor.

Vorsitzender: Markus Franke

Leiter der Abteilung Kunst des Sächsischen Staatsministeriums für Wissenschaft, Kultur und Tourismus (SMWK)

Sie waren persönlicher Referent und Büroleiter des sächsischen Ministerpräsidenten Stanislaw Tillich. Wie muss man sich diese Arbeit vorstellen?

Ich muss das etwas präzisieren, da ich drei Ministerpräsidenten viel zu verdanken habe und alle drei sehr schätze. Ich habe bei Georg Milbradt meinen Berufsweg starten und auch für Michael Kretschmer als Büroleiter arbeiten dürfen. Das waren menschlich und beruflich prägende und gute Jahre. Bei allen vergleichbar waren Aufgaben und Struktur der Arbeit: Sie begann morgens mit einem Überblick über die aktuelle Lage und die anstehenden Begegnungen, da eine wichtige Tätigkeit die Terminplanung und Themenvorbereitung war. Zudem sah ich alle eingehende und ausgehende Post, Briefe und E-Mails von Bürgerinnen und Bürgern sowie Vermerke aus der Verwaltung. Darüber hinaus habe ich noch vor dem Chef Entwürfe von Reden, Grußworten und Zitaten in Pressemitteilungen kommentiert. Und wann immer möglich, habe ich die Ministerpräsidenten bei Terminen und Gesprächen begleitet und anschließend mich bemüht, Vorhaben und Projekte mit umzusetzen. Ich habe dabei großen Respekt vor Spitzenpolitikerinnen und –politikern bekommen, die stets und ständig entscheiden, führen und kommunizieren müssen, mit wenigen Ruhe- und Rückzugsräumen.

Nach einem kurzen Zwischenspiel im Bundesministerium und Bundeskanzleramt sind Sie wieder nach Sachsen gekommen und arbeiten seit 2020 als Leiter der Abteilung Kunst des SMWK. Was zog sie wieder nach Sachsen?

Zum einen hatte ich versprochen, dass ich wiederkomme. Zum anderen ist die Arbeit in der Landesverwaltung unmittelbarer und konkreter. Die Rückkoppelung zu den Akteuren ist direkter als es vom Bund aus wäre, der ja eine abstraktere, globalere Aufgabe hat. Und natürlich bringe ich mich in der Heimat nochmal lieber ein und die Wege zu Familie und Freunden sind kürzer. Sachsen ist ein sehr spannendes Land, um in der Verwaltung zu arbeiten: Wir sind nach wie vor noch nicht so etabliert oder eingefahren und strecken uns, nutzen Chancen schneller, da wir noch etwas schaffen wollen: Wieder wirtschaftlich so stark und innovativ werden wie vor über einhundert Jahren. Und gerade mit den Kultureinrichtungen können wir einen Beitrag leisten, dass Sachsen dafür internationaler wird – in dem wir uns noch mehr vernetzen und internationale Verbindungen stärken. Das gilt besonders für Polen und Tschechien als Pendant zu den gewachsenen westeuropäischen Verbindungen, die gerade in den westlichen Bundesländern so selbstverständlich sind.

Wie sieht Ihr derzeitiger Arbeitsalltag aus?

Corona hat den Start in die Aufgabe ganz anders gestaltet als ich es mir vorgenommen hatte. Es dauerte lange alle neuen Kolleginnen und Kollegen kennenzulernen, da sie anfänglich im Homeoffice waren. Und auch meine Vorstellung in den Einrichtungen und das Einsteigen in die Themen verzögerte sich, da es erstmal um Hilfsprogramme und Unterstützung für Kultureinrichtungen und Künstlerinnen und Künstler ging. Das Wasser war also besonders kalt, in das ich zu Beginn geworfen wurde. Das war für eine steile Lernkurve gut, aber es war noch kein Alltag. Wir haben jetzt für die Auswirkungen der Pandemie einen gewissen Umgang gefunden. Seitdem treten Haushaltsberatungen und das Tagesgeschäft mehr in den Mittelpunkt. Dazu gehört, dass ich mit Kolleginnen und Kollegen aktuelle Projekte bespreche und Entscheidungen herbeiführe. Ich nehme an Gremien wie dem sächsischen Kultursenat oder dem Kulturausschuss der Länder teil und versuche viel in Sachsen unterwegs zu sein, da ich es mag, Anliegen vor Ort zu diskutieren und zu erleben, was durch engagierte Kulturschaffende ermöglicht wird. Dann ist es meine Aufgabe, das Erlebte und die Arbeit der Kolleginnen und Kollegen mit der Staatsministerin zu besprechen.

Was ist Ihre Aufgabe als Vorsitzender des Verwaltungsrates des dzb lesen?

Ich verstehe mich als partnerschaftlichen Aufseher. Das dzb lesen wird durch Mittel finanziert, die der Sächsische Landtag zur Verfügung stellt. Wir sind dem Parlament rechenschaftspflichtig und müssen über den Verwaltungsrat darauf achten, dass die Mittel richtig und nachhaltig verwendet werden. Kontrolle ist wichtig, aber ich betone gern, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des dzb lesen durch ihre gute, verlässliche und professionelle Arbeit die über vier Millionen Euro, die der Freistaat Sachsen jährlich zur Verfügung stellt, sehr gut rechtfertigen. Daher ist mir der partnerschaftliche Aspekt noch wichtiger. Der Verwaltungsrat bringt Kompetenzen zusammen, die helfen sollen, das dzb lesen weiter voran zu bringen. Das Zentrum hat sich unter der Leitung von Professor Kahlisch zur innovativen und sehr erfolgreichen Einrichtung für barrierefreies Lesen entwickelt und ist eine sächsische Einrichtung für Deutschland, die Ausstrahlungskraft besitzt und Maßstäbe setzt. Ich sehe es als meine Aufgabe, den Direktor bei der weiteren Profilierung und bei der Umsetzung neuer Vorhaben tatkräftig zu unterstützen.

Susanne Barwick

Rechtsanwältin im Börsenverein

Sie haben den Beruf einer Verlagsbuchhändlerin erlernt und erst später Rechtswissenschaft studiert. Was hat Sie motiviert, Rechtswissenschaft zu studieren und nicht Verlagswesen?

Ich habe schon vor meinem Abitur an ein Studium der Rechtswissenschaft gedacht, weil mich alles rund um das Thema Gerechtigkeit, Recht und Gerichtsverfahren interessiert hat. Mein Herz hat aber auch für das Lesen und den Verlagsbereich geschlagen. Dies führte dann dazu, dass ich erst einmal die Ausbildung gemacht habe. Danach habe ich auch tatsächlich erst einmal ein Semester Allgemeine und vergleichende Literaturwissenschaft als Hauptfach und Jura und Französisch als Nebenfächer studiert. Im Laufe des Semesters habe ich dann gemerkt, dass mich die Rechtswissenschaft doch mehr interessiert. Mir hat das – aus meiner Sicht – sehr praktische, an Alltagsfällen orientierte Studium mehr gelegen.

Was macht eine Justiziarin des Börsenvereins? Wie sieht ihr Arbeitsalltag aus?

Unsere Arbeit in der Rechtsabteilung ist zweigeteilt. Wir machen einerseits klassische Rechtsberatung, d.h. im eigenen Haus bzw. bei unseren Wirtschaftsbetrieben. Wir beraten aber auch unsere Mitglieder, d.h. Verlage, Buchhandlungen und Zwischenbuchhändler in sämtlichen rechtlichen Fragen, die mit der Buchbranche zu tun haben. Zudem stellen wir zu den verschiedensten Themen Merkblätter und Musterverträge zur Verfügung. Zu unserer Arbeit gehört aber auch die Begleitung von Gesetzgebungsverfahren, d.h. die Lobbyarbeit. Wir nehmen also zu Gesetzesentwürfen Stellung und legen die Sicht der Buchbranche dar.

Wer gehört zu Ihren Mandantinnen und Mandanten?

Man kann sagen, dass die Mitglieder des Börsenvereins unsere Mandanten sind. Wir nehmen ihre Interessen gegenüber der Politik wahr und beraten auch einzelne Mitgliedsunternehmen, wenn diese rechtliche Fragen haben. Anders als bei niedergelassenen Anwälten ist dies aber eine unverbindliche Erstberatung. Wir dürfen keine Einzelfallrechtsberatung machen und vertreten unsere Mitglieder auch nicht vor Gericht. Wir beantworten aber zum Beispiel Fragen wie, wann ein Buch mit Schulbuchrabatt geliefert werden darf, wann ein Titel schutzfähig ist und was alles unter das Zitatrecht fällt.

Was war eine ihrer größten Herausforderungen als Justiziarin des Börsenvereins?

Eine große Herausforderung war zum Beispiel die Verhandlung über einen neuen Normvertrag zum Abschluss von Übersetzerverträgen. Das Verhältnis zwischen dem Börsenverein und dem Verband deutschsprachiger Übersetzer/innen war aufgrund von gescheiterten Verhandlungen in der Vergangenheit zu Vergütungsfragen etwas angespannt. Es war zu Anfang also nicht klar, ob wir uns auf einen gemeinsamen neuen Mustervertrag verständigen können oder wie die eigene Mitgliedschaft jeweils auf das Verhandlungsergebnis reagieren würde. Die Verhandlungen waren dann aber sehr angenehm und haben auch zu einem guten Ergebnis geführt.

Wie sind Sie dazu gekommen, im Verwaltungsrat des dzb lesen mitzuarbeiten?

Ich habe Herrn Professor Kahlisch im Rahmen der Umsetzung der Marrakesch-Richtlinie kennengelernt. Wir haben zu diesem Thema beispielsweise auf der Buchmesse 2018 eine gemeinsame Veranstaltung gemacht und sind dabei übereingekommen, dass ein Austausch zwischen dzb lesen und dem Börsenverein auch in Zukunft sinnvoll ist. Seiner Bitte, im Verwaltungsrat mitzuarbeiten, bin ich dann gerne nachgekommen.

Wenn Sie mal keine Rechtsliteratur wälzen, welche Bücher lesen Sie am liebsten? Können Sie ein Lieblingsbuch empfehlen?

Zurzeit muss mich Literatur vor allem unterhalten und darf im Alltag nicht zu schwer sein. Ich lese daher sehr gerne Krimis und Thriller, z.B. von Simone Buchholz, Candice Fox oder Don Winslow. Aber auch die Romane „Laufen“ von Isabel Bogdan und vor allem „Der Gesang der Flusskrebse“ von Delia Owens haben mich so berührt und gefesselt, dass ich die Bücher kaum aus der Hand legen konnte.

Weihnachtsspecial

Geschenkideen zum Fest

Für Kinder

Kirsten Boie: So richtig schön Weihnachten

In diesem Weihnachtsbuch gibt es 16 Geschichten über die turbulente Adventszeit und die festlichen Weihnachtstage. Den Kindern begegnen die Kinder aus dem Möwenweg, die Plätzchen backen, voller Vorfreude den Adventskalender öffnen, den Nikolaustag feiern … Sie erfahren von Paule, der so gern in einem Krippenspiel den Engel spielen würde. Linnea überlegt sich genau, wo der Weihnachtsmann wohl die ganzen Geschenke herbekommt und trifft ihn sogar. Alle Ritter Trenk-Fans können sich über eine neue Geschichte freuen. Auch Ritter Trenk feiert Weihnachten, doch zuvor muss er seine Schwester aus den Händen des bösen Ritters Wertolt retten.

Bei der Lektüre der 16 verschiedenen Geschichten kommt auf jeden Fall Weihnachtsstimmung auf!
Zum Vorlesen für Kinder ab 5 Jahren und für Kinder im Erstlesealter!

3 Bände, Vollschrift, Ausleihe 19436, Verkauf 10695, 36 Euro,
2 Bände Kurzschrift, Ausleihe 19435, Verkauf 10595, 24 Euro
2 Bände, Großdruck, Verkauf 10594, 16 Euro

Ursel Scheffler: Wer klopft da in der Weihnachtsnacht?

Auch in der Weihnachtsnacht fühlt sich Bo der Bär ziemlich einsam, denn er lebt ganz allein im Wald. Doch dann sucht das Schwein einen sicheren Unterschlupf und klopft an seine Tür. Ein Specht, ein Reh, ein Hund und so einige andere einsame Tiere folgen dem Schwein. Die Tiere haben von der Geburt eines Kindes im Stall in Bethlehem gehört. Sie beschließen, das Kind gemeinsam zu besuchen und machen sich mit Geschenken auf den Weg. Die Geschichte ist in Reimen geschrieben und für Kinder im Erstlesealter vorgesehen. Am Ende des Buches finden die Kinder Rätsel und Spiele zum Inhalt des Buches. Die Geschichte eignet sich auch für jüngere Kinder zum Vorlesen.

Eine stimmungsvolle Geschichte, die das Warten auf das Fest verkürzt!
1 Band, Vollschrift, Ausleihe 19440, Verkauf 10626, 6 Euro

Alisa Semevskaya: Florentins Reise

Wer mutig ist, sieht mehr von der Welt: Florentin ist ein Floh, der mit anderen Flöhen in Omas Schrank lebt. Weil ihm langweilig ist, beschließt er, die Welt außerhalb des Schrankes zu erkunden. So beginnt für ihn das Abenteuer gleich hinter der Tür. Auf Omas Bauernhof hüpft er in das Ohr einer Katze, in das Federkleid eines Vogels, schlüpft in das Fell eines Schafes und setzt sich in Opas Bart. Am Ende ruht sich der winzige Held in Omas Bett aus und erzählt später den anderen Flöhen stolz, was er erlebt hat.

Eine witzige Lektüre mit einem außergewöhnlichen Helden, der neugierig und mutig ist!

Ergänzend zum Text regen originelle taktile Illustrationen aus unterschiedlichen Materialien an, den Floh zu finden und zu ertasten. Dazu macht es großen Spaß, die verschiedenen Orte zu erraten.

1 Band, Vollschrift und Großdruck, 8 taktile Illustrationen, Ausleihe 19460, Verkauf 10631, 29,90 Euro

Für Erwachsene

Rex Stout: Zyankali vom Weihnachtsmann: Ein Fall für Nero Wolfe

Eine ausgelassene Weihnachtsfeier, ein als Weihnachtsmann verkleideter Barkeeper und ein plötzlicher Mord – das sind die Eckpfeiler des Kriminalromans, in dem Ermittler Nero Wolfe mit seinem Assistenten Archie Goodwin ganz schön in der Klemme steckt. Deshalb müssen sie noch vor der Polizei den Mord aufklären. Bottweil, ein exzentrischer Geschäftsmann, der zur Weihnachtsfeier eingeladen hat, stirbt noch bevor er seine Hochzeit bekanntgeben kann an einer Dosis Zyankali im Drink. Hauptverdächtiger ist der Barkeeper, den keiner kennt und der plötzlich spurlos verschwunden ist. Nur einer weiß die Wahrheit: Archie Goodwin. Aber wer ist der Mörder?

Eine kurzweilige Krimigeschichte vor weihnachtlicher Kulisse aus dem Jahre 1956. Etwas angestaubt im Stil, aber mit raffiniert begangenem Verbrechen. Geeignet für den Gabentisch!

2 Bände, Vollschrift, Ausleihe 19453, Verkauf 10587, 24 Euro,
1 Band, Kurzschrift, Ausleihe 19452, Verkauf 10586, 12 Euro

Petra Hola-Schneider: Low Carb Backen: Holla die Kochfee zaubert

Dass man auch ohne raffinierten Zucker und Weizenmehl backen kann und nicht auf feine Törtchen zum Kaffeeklatsch verzichten muss, beweist dieses Low Carb Backbuch. Es ist keine Zauberei – auch Vanille-Muffins, Cheesecake mit Erdbeeren oder Joghurt-Sahne-Torte mit wenig Kohlenhydraten und Zucker können köstlich schmecken. Die Autorin liefert Backrezepte für Kuchen, Torten und Kekse, aber auch für pikant Gebackenes, wie Brot, Brötchen und Pizza. Sie hat ihre Törtchen und Cakes alle selbst gebacken und die besten Backideen in diesem Buch zusammengetragen. Beim Low Carb Backen wird das Weißmehl einfach durch andere Mehlsorten wie Kokosmehl, Mandel-, Sesam- oder Goldleinmehl ersetzt und der Zucker beispielsweise durch Birkenzucker ausgetauscht. Das Buch ist für alle, die einfach mit weniger Zucker und Kalorien, dafür aber mit ganz viel Geschmack backen möchten. Es spricht auch Diabetiker an, und die, die ein paar Pfund abnehmen wollen.

2 Broschuren, Kurzschrift, Ausleihe 19103, Verkauf 9678, 12 Euro

Dave Goulson: Wen n der Nagekäfer zweimal klopft

Der britische Biologe Dave Goulson unternimmt eine Expedition auf den Planeten der Insekten – genauer auf die Blumenwiesen rund um sein marodes französisches Landhaus. Die Helden seiner Feldforschungsabenteuer sind nicht nur Bienen und Hummeln, sondern alles, was kreucht und fleucht: Grillen, Grashüpfer, Glühwürmchen – und Libellen, denen beim Liebemachen zuzusehen eine Freude ist. Goulson taucht dabei so tief ins Reich der Tiere ein wie kaum jemand zuvor. Ein Buch, das die entscheidende Bedeutung von Insekten für unsere Umwelt und das ganze globale Ökosystem beleuchtet. Und ein Weckruf, die Nutzung von Insektiziden zurückzufahren, um das Sterben der Bienen und anderer Bestäuber zu stoppen.
4 Bände, Kurzschrift, Ausleihe 19105, Verkauf 9501, 48 Euro

Faszination Spiel

Gesellschaftsspiele – ein Hobby für blinde Menschen?

Der Sommer ist vorbei, die Tage werden kürzer. Jetzt ist die schönste Zeit, lange Winterabende mit Freunden und Familie zu verbringen – vielleicht mit einer großen Kanne Tee und dem einen oder anderen spannenden Gesellschaftsspiel. Katja Löffler (Stiftung Centralbibliothek für Blinde, Hamburg) hat recherchiert, welche Spiele es für blinde Menschen gibt und folgende interessante Informationen für Sie.

Unter sehenden Menschen erfreuen sich Brett- und Kartenspiele großer Beliebtheit. Jährlich erscheinen unzählige neue Spiele auf dem Markt. Das Highlight aller Spielefans ist die alljährliche Spielemesse in Essen, auf der man sich nach Herzenslust die Neuheiten anschauen, ausprobieren und meist zu Sonderpreisen auch kaufen kann. Doch wie sieht der Markt für blinde Menschen aus, können sie von der Spielevielfalt profitieren oder sind sie davon ausgeschlossen?

Die kleinere Wahl

Für blinde Menschen sind Gesellschaftsspiele längst nicht so fest im Alltag verankert. Natürlich gibt es auch blinde Spielefans. Doch sind Spiele für sie nicht selbstverständlich, denn die Auswahl ist um ein Vielfaches kleiner als für sehende Spielefans.
Hierfür gibt es mehrere Gründe. Zum einen müssen Spiele erst einmal adaptiert, also für blinde Menschen zugänglich gemacht werden, zum anderen lässt sich längst nicht jedes Spiel so aufbereiten, dass es auch ohne Hilfe gespielt werden kann. Manche Spiele sind vom Aufbau und vom Spielverlauf her so komplex, dass blinde Menschen komplett den Überblick verlieren würden. Die Spielsituation wechselt ständig, genauso wie die Lage der auf dem Tisch ausgebreiteten Spielmaterialien, so dass das Spiel allein durch Fühlen und Anfassen nicht begreifbar wäre.
Zudem lassen sich längst nicht alle Originalspiele einfach so umrüsten. Häufig ist es nötig, das entsprechende Spiel ganz neu zu „bauen“, losgelöst vom Original und seinen Materialien. Ein gutes Beispiel dafür ist das bekannte Brettspiel Mensch-ärgere-Dich-nicht. Hier bringt es nichts, nur taktile Linien auf das originale Spielbrett aufzubringen, denn die einzelnen Felder wären nicht fühlbar und auch die Figuren würden sich zu leicht auf dem Brett verschieben lassen. Deshalb braucht es ein extra Spielbrett mit fühlbaren Feldern, entweder mit Löchern, in die ebenso spezielle Figuren hineingesteckt werden oder mit Magnetfeldern, auf die magnetische Figuren gesetzt werden können.

Der Weg durch das verrückte Labyrinth

Wie im berühmten Spieleklassiker geht jedoch die Reise los, wenn man sich darüber informieren möchte, welche Spiele bereits für blinde Spielefans aufbereitet sind und wo man sie bekommt. Leider gibt es hierzu nirgends eine Gesamtübersicht. Im regulären Handel findet man blindengerecht adaptierte Spiele selten bis gar nicht. Man bekommt sie vor allem bei speziellen Hilfsmittelhändlern und dort zu ziemlich saftigen Preisen. Dies ist allerdings meist der aufwändigen Produktion und den hochwertigen Materialien geschuldet. Am leichtesten zu finden sind Spieleklassiker wie Schach, Dame, Mühle und das bereits erwähnte Mensch-ärgere-dich-nicht. Auch gängige Spielkarten wie z.B. für Skat oder Rommé haben die meisten Anbieter im Sortiment. Neuere und moderne Spiele sucht man eher vergeblich.

Die kleinen Helden des Alltags

Durch das Engagement einzelner Kleinstfirmen oder Privatpersonen findet man aber doch die eine oder andere Perle, Spiele, die in mühevoller Handarbeit aufbereitet wurden. Beispielsweise haben sich Erika und Volker Lendeckel mit “Velen-Spiele“ darauf spezialisiert, Spiele von Ravensburger blind spielbar zu machen. Sie bauen keine extra Spielbretter, sie rüsten das Originalspiel mit Magnetfolien, Markierungspunkten und Beschriftungen in Brailleschrift so um, dass es von Blinden und Sehenden gleichermaßen gespielt werden kann.
Im Sortiment von Velen-Spiele finden sich so beliebte Familienklassiker wie beispielsweise „Sagaland“, „Die Maulwurf Company“ oder auch das bereits erwähnte „Das verrückte Labyrinth“.

Ein inklusives Kartenspiel

Gesellschaftsspiele bieten eine große Chance für gelebte Inklusion. Wenn sich alle, ob blind oder sehend, gleichwertig an einem Spiel beteiligen und alle daran gemeinsam Spaß haben können, hat das Spiel einen sehr inklusiven Charakter. Das scheint sich langsam auch bei der Spieleindustrie herumzusprechen, denn in diesem Jahr hat der Spielehersteller Mattel das erste offizielle Uno Braille Kartenspiel auf den Markt gebracht, das Blinde und Sehende gemeinsam spielen können. Unterstützt wurde Mattel dabei von der National Federation of the Blind (NFB), dem Blindenverband der USA. Damit baut der Hersteller seinen Inklusionsgedanken weiter aus, nachdem er bereits 2017 mit Uno ColorADD ein Kartenspiel für farbenblinde Menschen veröffentlichte. Mit einer unverbindlichen Preisempfehlung von 17,99 Euro nähert sich das Spiel auch der Preisstruktur von Spielen für Sehende an. Das ist ein Schritt in die richtige Richtung, den noch viel mehr Spielehersteller und Entwickler gehen sollten. Der Inklusionsgedanke muss auch hier weiterwachsen.

Wo bekommt man adaptierte Gesellschaftsspiele?

Velen-Spiele (www.velen-spiele.de) und Ravensburger

Onlineshop von Sehhelfer (www.sehhelfer.de)

Blindenhilfsmittelvertrieb Dresden (www.deutscher-hilfsmittelversand.de)

Deutscher Hilfsmittelvertrieb (DHV), im Onlineshop des VZFB (www.deutscherhilfsmittelvertrieb.de)

Das Uno Braille von Mattel bekommt man im regulären Spielehandel und natürlich auch über Amazon.

Tipp

Das dzb lesen bietet allen Spielefans adaptierte Ausgaben der bekannten Kartenspiele Black stories 2, 3 und Black stories – Scary Music Edition an. Absurde und mysteriöse Mordfälle, ein aus Verzweiflung begangener Selbstmord, ein schicksalhafter Unfall oder ein lebensgefährliches Hobby müssen erraten werden. Durch Fragen, Raten und Tüfteln wird der Tathergang Stück für Stück rekonstruiert – allein oder mit mehreren Spielern.
Black stories besteht aus Spielkarten mit rabenschwarzen Rätselgeschichten und einer Spielanleitung in Voll- und Großschrift (35 Euro). Das Kartenspiel ist aber auch nur in der Vollschrift-Variante erhältlich (19 Euro).
Zum Beispiel hält Black stories – Scary Music Edition makabre Geschichten aus der Welt der Musik bereit, die fast immer auf realen Ereignissen beruhen. Diese Rätselgeschichten sind gemeinschaftlich zu knacken. So verbinden sich Wissensvermittlung zur Musikgeschichte und kurzweilige Unterhaltung!

Weitere Infos erhalten Sie auf www.dzblesen.de (unter Verkauf/Spiele) oder telefonisch unter 0341 7113119 bzw. per Mail unter verkauf@dzblesen.de

Gelesen und empfohlen

Außerirdisches Kind besucht die Erde

„Einmal Erde und zurück“ von Charles Lewinsky – empfohlen von Manuela Pohle (Leiterin Verlag)

In Charles Lewinsky’s „Einmal Erde und zurück“ besucht ein 499 Jahre altes Kind von einem fernen Planeten die Erde. Das Kind hat die Hausaufgabe bekommen, das Leben auf der Erde zu erforschen. Und was es hier lernt, ist für den kleinen Besucher oft verwirrend, unverständlich und manchmal auch einfach nicht richtig.
Michell, so heißt das Kind, ist weder Junge noch Mädchen. Es ist vorwitzig und hat einige Fähigkeiten, die den menschlichen Verstand übersteigen: Es kann durch Wände gehen, die Zeit rückwärtsdrehen und mit Tieren und Pflanzen sprechen. Bei seiner Kommunikation mit der Umwelt erfährt das Kind so einiges und lässt die Menschen erstaunt zurück. Michell überführt den Bürgermeister, befreit die Zootiere und hilft einem Bettler. Der erwachsene Ich-Erzähler stößt, wie auch der erwachsene Leser, immer wieder an die Grenzen seines Verstandes.

Das alte Kind ermöglicht einen Blick auf uns selbst: Welche Bedeutung haben Geld und Leistung? Wie gehen wir mit unserer Umwelt um? Und welchen Konventionen unterliegen wir eigentlich selbst? Auch die Sicht des Kindes auf den Abschied und den damit verbundenen Schmerz des Ich-Erzählers haben mich nachdenklich zurückgelassen – doch lesen Sie selbst.

Das alte Kind vereint Mut, Neugierde, Moral und Humor. Eigenschaften, die Kinder haben, und die uns leider im Erwachsenenalter oft verloren gehen. Graben wir sie wieder aus!

Ein kluges, witziges und kurzweiliges Buch, welches für Groß und Klein uneingeschränkt empfehlenswert ist.

1 CD DAISY (3:46 h) H050894

Technik getestet

Blibu20 – die neue Version des Katalogprogramms ist da

Ein Beitrag von Susanne Siems

Bekanntlich gibt es viele Wege, die nach Rom führen. Mittlerweile gibt es fast genauso viele Wege, die zu unseren dzb lesen Hörbüchern führen. Ein Weg ist das Katalogprogramm Blibu (abgekürzt für Blindenbuch), das durch Werner Rupp aus Münster entwickelt wurde. Dieses Programm liegt nun als Blibu20 in einer ganz neuen Version vor. Ich möchte hier kurz einige grundlegende Funktionsweisen vorstellen.

Blibu20 ist, wie auch seine Vorgängerversionen, komplett mit Tastatur bzw. Screenreader zu bedienen. Die Bedienung ist an vielen Stellen intuitiv, mit Tabulator- und Leertaste bzw. Return kommt man meist weiter. Blibu20 ist – ich muss an dieser Stelle persönlich sagen – leider nicht mehr offline nutzbar. Voraussetzung für die Ausführung des Programmes ist also eine Internetverbindung. Dafür entfällt aber auch das bisher manchmal recht umfängliche Laden der neuen Katalogdaten beim Starten des Programmes.

Nutzer von Vorgängerversionen werden den Bereich „Meine Medien“ vermissen. Diesen gibt es unter dieser Bezeichnung nicht mehr. Wenn man sich registriert hat und angemeldet ist, kommt man gleich in den Navigationsbereich. Dort werden einem die Profile und die entsprechenden Ausleihen in den Profilen angezeigt. Im Detail darauf einzugehen, würde den Rahmen dieses Artikels sprengen. Verweisen möchten wir auf die Hilfe im Programm, bei deren Zusammenstellung sich die dzb lesen-Mitarbeiter große Mühe gegeben haben. Wichtig wäre vielleicht zu sagen, dass man, im Gegensatz zu früheren Versionen, die Bestelllisten getrennt von den Ausleihlisten findet.

DAISY-Leser 2.1 in Blibu20 integriert

In der Vergangenheit gab es immer wieder Probleme beim Abspielen von Hörbüchern direkt aus dem Programm heraus. Der bisher integrierte Amis-Player wird unter Windows 10 nicht mehr weiterentwickelt. Es kam zu Abbrüchen mitten im Hörbuch. Jeder, der schon mal einen spannenden Krimi gehört hat, weiß, wie man sich dann ärgert. Natürlich trifft das auch für jedes andere Hörbuch zu. Umso glücklicher sind wir, Ihnen eine hauseigene Lösung präsentieren zu können. Der DAISY-Leser, eine in der DZB programmierte Abspielsoftware für DAISY-Bücher, wurde weiterentwickelt und für WINDOWS 10 angepasst. Er ist nun in Blibu20 integriert, sodass ein problemloses Abspielen von Hörbüchern direkt aus Blibu heraus möglich ist.

Vielleicht noch kurz zum Schluss meine persönliche Empfehlung als Sehbehinderte. Ich selbst höre DAISY-Bücher über die Smartphone-App oder Alexa. Aber wenn ich einmal etwas im Web-Katalog suche, finde ich es oft sehr mühsam mit Schriftvergrößerung auf dem PC. Ich habe mich in den letzten Wochen intensiver mit Blibu beschäftigt, weil wir das Handbuch überarbeitet haben. Mir ist das Programm dabei wichtig geworden, eben weil es einfach mit Tastatur bedienbar ist. Ich kann es jedem empfehlen, der aufgrund von assistiven Hilfen eher weniger gern im Internet unterwegs ist.

Bei Fragen wenden Sie sich gern an unser Team vom Beratungsdienst LOUIS:

Telefon: 0341 7113 115 bzw. -145/-179/-200

Fragebogen

Sechs Fragen – sechs Antworten

Mitarbeiter, Partner, auch Freunde des dzb lesen antworten auf unsere Fragen. Diesmal: Frank Becker (Leiter Druckerei/Buchbinderei)

Was ist Ihre Aufgabe im dzb lesen?

Ich leite den Bereich der Druckerei und Buchbinderei. Dabei organisiere ich den reibungslosen Ablauf in der Produktion, prüfe neue Produkte und Verfahren und setze sie mit meinen Kollegen um. Außerdem produziere ich auch mit, so schneide ich z.B. die Drucke und Reliefs für den Reliefwandkalender zu.

Welche Arbeit haben Sie gerade auf dem Tisch?

Aktuell bin ich mir der Produktion unseres neuen taktilen Kinderbuchs „Florentins Reise“ beschäftigt.

In meiner Freizeit beschäftige ich mich am liebsten mit …

Wandern, Lesen, Serien und gute Filme schauen, hoffentlich nächstes Jahr wieder zu Motorradrennen fahren (als Zuschauer).

Welche drei Dinge würden Sie auf eine Insel mitnehmen?

Ein Boot, Bücher, guten Whisky.

Haben Sie ein Buch, das Sie empfehlen können?

Ich kann die Bücher von Jussi Adler-Olsen über Carl Morck und das Sonderdezernat Q wärmstens empfehlen.

Ihr Lebensmotto?

Keep cool.

Rätsel

Machen Sie mit und gewinnen Sie!

Wir wollen wissen: Wie heißt der Komponist, dessen weltliches Chorwerk dzb lesen in Braillenoten übertragen hat?

Schicken Sie Ihre Antwort bis 29. Januar 2021 per E-Mail (presse@dzblesen.de) oder per Post an: dzb lesen, Kennwort: Rätsel „in puncto dzb lesen“, Gustav-Adolf-Straße 7, 04105 Leipzig.

Das können Sie gewinnen: einen Taschenkalender 2021 in Braille-Kurzschrift oder Großdruck.

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des dzb lesen können nicht teilnehmen. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

Auflösung aus 3/2020

Die richtige Antwort lautet: Klapperlapapp: Winter ist …

Die glückliche Gewinnerin heißt: Marion Lange. Herzlichen Glückwunsch!

Auflösung Quiz „Am Korallenriff“

  • B, 2. A, 3. C, 4. C, 5. B, 6. A

Die glücklichen Gewinner sind: Stefan Jansen, Michaela Zimmermann und Burkhard Ruske. Herzlichen Glückwunsch!

Impressum

Herausgeber, Herstellung, Vertrieb

Deutsches Zentrum für barrierefreies Lesen (dzb lesen)

Gustav-Adolf-Straße 7, 04105 Leipzig

Telefon: 0341 7113-0, Fax: 0341 7113-125

info@dzblesen.de, www.dzblesen.de

Redaktion

Gabi Schulze

Telefon: 0341 7113-148

g.schulze@dzblesen.de

Abonnements, Anzeigen

Telefon: 0341 7113-120

abo@dzblesen.de

„in puncto dzb lesen“ wird im Format HTML per E-Mail viermal im Jahr kostenfrei versandt und online unter www.dzblesen.de veröffentlicht. Kostenpflichtig erscheint die Zeitschrift wahlweise im Format DAISY als CD oder zum Download (dzb lesen-App und -Katalog) sowie in Blindenkurzschrift zu einem Jahresbezugspreis von 9 €. Das kostenpflichtige Abonnement gilt jeweils für ein Jahr ab Bezugsbeginn und verlängert sich automatisch um ein weiteres Jahr, wenn es nicht spätestens mit einer Frist von drei Monaten vor Ablauf des Bezugszeitraums gekündigt wird. Es gelten die AGB des dzb lesen, die vollständig unter www.dzblesen.de/agb einsehbar sind. Auf Wunsch senden wir die AGB gern zu.

dzb lesen 2020

Danke Freunde!

dzb lesen wird unterstützt vom Förderverein „Freunde des barrierefreien Lesens e.V.“

Alle Infos: www.barrierefreies-lesen.de

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