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Barrierefreie E-Books: Verlage setzen ein starkes Zeichen
Das dzb lesen hat den Verlagen, deren Titel für die Shortlist des Deutschen Buchpreises 2025 nominiert sind, eine freiwillige und kostenfreie Überprüfung der Barrierefreiheit ihrer E-Books angeboten. Fünf von sechs Verlagen nahmen das Angebot an, das durch den Börsenverein des Deutschen Buchhandels als Partner des EU-Förderprojekts APACE unterstützt wurde.
Eine Übersicht der für die Shortlist nominierten Bücher finden Sie auf der Website des Deutschen Buchpreises.
Das Ergebnis ist erfreulich: Alle geprüften Titel waren grundsätzlich barrierefrei und damit für alle Leserinnen und Leser zugänglich. Neben der technischen Prüfung wurden die E-Books – mit tatkräftiger Unterstützung der Deutschen Blindenstudienanstalt (blista) – auch in Anwendungstests mit Screenreadern untersucht. Kleinere Verbesserungspotenziale, etwa bei der Auszeichnung von Sprache oder Zitaten, bleiben, doch insgesamt ist dies ein wichtiges Signal für die gesamte Verlagsbranche: Barrierefreiheit ist machbar und wird bereits erfolgreich umgesetzt.
Das dzb lesen sieht diese Erfolge auch als Resultat der Arbeit der Taskforce Barrierefreiheit im Börsenverein, die die Branche seit über vier Jahren auf das Inkrafttreten des BFSG am 28. Juni 2025 intensiv vorbereitet hat.
Barrierefreiheit ist aber kein abgeschlossener Prozess, sondern ein kontinuierlicher Auftrag. Das dzb lesen steht den Verlagen daher weiterhin als Ansprechpartner zur Verfügung und unterstützt sie bei allen Schritten hin zu vollständig barrierefreien E-Books.
Verlagsbranche seit Juni 2025 gesetzlich zur Barrierefreiheit verpflichtet
Mit dem Inkrafttreten des Barrierefreiheitsstärkungsgesetzes (BFSG) am 28. Juni 2025 besteht für Verlage eine klare gesetzliche Verpflichtung: Sie müssen den barrierefreien Zugang zu E-Books, Lesegeräten und Online-Shops gewährleisten.
Die Entwicklung neuer Technologien und digitaler Formate bietet in der gesamten Wertschöpfungskette zum einen große Chancen, Inhalte barrierefrei zu produzieren, setzt aber gleichermaßen neue Maßstäbe und Herausforderungen an die Branche. Technische Formate, Zugänglichkeit, Benutzerfreundlichkeit und Compliance mit gesetzlichen Standards stehen nun im Mittelpunkt.
Unsere Rolle: Das dzb lesen unterstützt die Branche aktiv
Seit Oktober 2020 arbeitet das dzb lesen in Kooperation mit dem Börsenverein des Deutschen Buchhandels daran, die Verlagswelt für die Anforderungen der Barrierefreiheit zu sensibilisieren und konkrete Hilfestellungen zu bieten. Gemeinsam mit Partnerorganisationen wurde in Form der Taskforce Barrierefreiheit ein Kompetenznetzwerk aufgebaut, das Ideen bündelt und Angebote entwickelt, um Verlagsprodukte und -dienstleistungen ab 2025 rechtskonform und inklusiv zu gestalten.
Im Fokus der Zusammenarbeit stehen die Lesebedürfnisse blinder, seh- und lesebehinderter Menschen. So steht das Ziel, den barrierefreien Zugang zu E-Books der deutschsprachigen Literatur zu sichern und voranzutreiben, im Vordergrund.
Als wegweisende Grundlage für die deutsche Buchbranche dient das Handbuch „E-Books ohne Barrieren. Auf dem Weg in eine barrierefreie, digitale Zukunft!“.
Checkliste zur Herstellung barrierefreier E-Books im EPUB-Format
Informationen zu grundlegenden Anforderungen an E-Books im EPUB-Format.
- Informative Abbildungen benötigen einen Alternativtext, der den dargestellten Inhalt der Abbildung kurz und prägnant beschreibt (z.B. alt-Attribut bei img-Elementen).
- Verlinkte oder interaktive Abbildungen benötigen einen Alternativtext, der das Ziel der Verlinkung bzw. die Funktion der Schaltfläche benennt.
- Videos benötigen eine Untertitelung, die sämtliche Inhalte der Videotonspur (z.B. Dialoge oder relevante Hintergrundgeräusche) für gehörlose Menschen abbildet.
- Videos benötigen eine Audiodeskription oder Volltextalternativen, die visuelle Bildinhalte für blinde Menschen beschreibt.
- Texte, die optisch als Überschriften erkennbar sind, müssen auch semantisch als solche ausgezeichnet sein (h1- h6).
- Listen und Zitate müssen semantisch ausgezeichnet .
- Auf inline-Styles muss verzichtet werden.
- Datentabellen müssen semantisch mit den entsprechenden HTML-Elementen ausgezeichnet werden. Dabei ist auch darauf zu achten, Überschriften und mögliche Verschachtelungen semantisch auszuzeichnen.
- Reine Layouttabellen dürfen dagegen keine Semantik enthalten und sollten, soweit es möglich ist, vermieden werden.
- Hervorhebungen sollten nicht nur visuell, sondern auch semantisch gekennzeichnet werden.
- MINT-Ausdrücke sind mit entsprechendem Markup (beispielsweise mathML, ChemML) auszuzeichnen.
- Fußnoten/Endnoten-Markup
- Das Kontrastverhältnis zwischen Schrift- und Hintergrundfarbe muss in allen Zuständen mindestens 4,5:1 betragen.
- Das Kontrastverhältnis bei informativen Grafiken und grafischen Bedienelementen muss mindestens 3:1 betragen.
- Nicht alle Nutzende können Farben sehen oder gestalterische Unterschiede wahrnehmen. Daher müssen Informationen, die über Farben vermittelt werden, ein zweites Merkmal erhalten.
- Die E-Book-Inhalte müssen auf 200% vergrößerbar sein.
- Schriftgröße und Zeilenabstand müssen anpassbar sein.
- Stellen Sie sicher, dass Schriften relative Größen verwenden (z. B. %, em, rem) und/oder dass Text-Container-Elemente die Größe mit dem Text ändern/umlaufen.
- Zoomen Sie den Text auf 200 % und stellen Sie sicher, dass die Veröffentlichung lesbar/funktional bleibt (z. B. kein Text abgeschnitten wird).
Alle interaktiven Elemente (z.B. Links, Schaltflächen, Formularfelder, etc.), die sich per Maus bedienen lassen, müssen auch per Tastatur erreichbar und auslösbar sein. (gängige Tasten sind: Tabulator-Taste, Pfeiltasten, Leertaste und Enter-Taste)
Bei der Tastaturbedienung muss stets erkennbar sein, auf welchem interaktiven Element sich der Tastaturfokus befindet.
Linktexte, Beschriftungen und Überschriften müssen aussagekräftig formuliert sein. Seitenliste und Seitenzahlen müssen verwendet werden, wenn es eine äquivalente Printversion zum E-Book gibt.
- Die Hauptsprache in der content.opf-Datei ist sowohl durch das Element dc:language als auch durch das Attribut xml:lang angegeben.
- In jedem Inhaltsdokument wird die Sprache im Wurzel-html-Element (xml:lang- und lang-Attribute) angegeben.
- Fremdsprachige Abschnitte müssen mit dem lang-Attribut ausgezeichnet sein.
- Formularfelder benötigen eine gut sichtbare und aussagekräftige Beschriftung (z.B. label-Element).
- Die Beschriftung muss mit dem zugehörigen Formularfeld verknüpft sein (z.B. über ein for-Attribut).
- Interaktive Elemente benötigen einen zugänglichen Namen.
- Die Zustände von interaktiven Komponenten (z.B. ob eine Schaltfläche aktiviert ist oder ein Menü ein- bzw. ausgeklappt ist) müssen über Attribute bereitgestellt werden.
- Funktionieren alle Verlinkungen (intern/extern)?
- Test mit verschiedenen E-Book-Readern
Inhalte sollen unabhängig von der Darstellung in einer sinnvollen und brauchbaren Reihenfolge stehen.
- eine Liste aller Barrierefreiheitsfunktionen (accessibilityFeature)
- die Modi, in denen der Inhalt ausgedrückt wird (accessMode)
- jede mögliche physische Gefahr, die der Inhalt darstellen könnte (accessibilityHazard)
- Sind WAI-ARIA-Rollen vergeben und richtig angewendet, um Informationen an die assistive Technologie zu übermitteln?
- Zusätzlich zum epub:type-Attribut sollte das ARIA-Attribut role verwendet werden.